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ßend wirkte der Bürgermeister erneut auf den Besuch der Gauschule PulSnitz hin. Bautzen, 28. Juni, Feuer im Erhhvf. Im Anwesen deS Bauern Johann Göda in Schwarznaußlitz entstand am DienStagnachmittag ein Brand, dem daS Wirtschaftsgebäude deS Hofe- zum Opfer fiel. Die Flammen breiteten sich r.iit rasender Schnelligkeit aus. Die Feuerwehren konnten es nicht verhindern, daß das Gebäude völlig eingeäschert wurde. Wäh rend man dabei war, daS Großvieh aus dem Stall des bren nenden Hause- zu retten, fiel ein Bulle den Flammen zum Opfer. Auch sonst sind Geräte und Vorräte vernichtet worden. Es wird vermutet, daß Kinderhand den Brand verursacht hat. Aus dem Meißner Hochland 28. Juni. „Urlaub auf Ehrenwort", dieser NLWeOe dereiir einzigartiges Lied auf das hohe Pflichtgefühl des deutschen Frontsoldaten ist, gelangte am 26. Juni, veranstaltet von der Gaufilmstelle der NSDAP., im Kesigen Erbgericht zurMfführung. Die an dramatischen Umständen reiche Handbma ist schon öfters in der Presse be- sprachen Worlwn. Me starkbesuchte Veranstaltung bildete ein nachhaltiges Erlebnis, wobei gleichzeitig ein gutes Beipro gramm die Wirkung noch erhöhte. Gignurrgsbescheinigung für jede Neubauernfiedlung Erhöhte Baukredite für Anlirgerfiedler Nach einem Ertzß des Reicksernährungsministers hat sich der Nachweis der Eignungsbescheiniguna im Anliegerstedler- verfahren al- notwendig erwiesen. Nach den bisherigen Be- stimmungen ist die Eignungsbescheiniaung von Bewerbern, die bereit» Bimern sind, sowie von selbständigen Dorchand- werkern Und Gewerbetreibenden nicht zu erbringen. Da die dörfliche Blutsgemeinschaft nicht nur aus Bauern und Land wirten besteht, sondern auch Handwerker und Gewerbetreiben, do hierzu gehören, ist eS erforderlich, künftig von allen Be werbern den Nachweis der Eignung zu erlangen. Die Betei ligten in einem NeufiedlungS- oder Anliegersiedlunasversah- ren haben auch bann den Neubauern- bzw. Anliegersiedlunas- fchein beizubringen, wenn von ihnen keine Siedlungskredite nachgesucht werben. Eine Bevorzugung kapitalkräftiger Be werber gegenüber den übrigen ist keineswegs beabsichtigt. In Ergänzung der geltenden Bestimmungen ordnet der Minister an, daß nunmehr von allen Bewerbern um eine Landzulage im Wege der Anliegersiedlung der Nachweis des Anlieger- siedlerscheineS erforderlich ist. Eine unterschiedliche Behand lung von Bewerbern, die wenigsten» 25 Prozent Anzahlung aufbringen können, und weniger zahlungskräftigen Bewer ¬ bern findet jedoch nicht mehr statt. Es genügt somit im An- stedlunasversahren der Nachweis des Anliegersiedlerscheines auch für die Bewerber, die Neubauernkredite in Anspruch nehmen. DaS mit der Anliegersiedlung vornehmlich angestrebte Ziel der Erbhofbildung erfordert vielfach größere Landzu lagen und demgemäß in verschiedenen Fällen auch eine um fangreichere Erweiterung der Wirtschaftsgebäude. Der Reichs- ernahrungsminister hat deshalb die Richtlinien für die Neu bildung deutschen Bauerntums dahin geändert, daß der An lieger zur Vergrößerung der vorhandenen Wirtschaftsgebäude einen Besieblungskredit bis zu iOOO RM. erhalten kann. Gute Ratschläge -er lieben Nachbann ... Wer von uns hätte nicht schon gehört, daß eine ehrsame Haus frau, die auf diesen oder jenen Leichtsinn in der Handhabung ihrer Arbeit aufmerksam gemacht wurde, antwortet: ,Za, aber die Nach barin hat gesagt.. ." Das ist ein genau so bekanntes Wort, wie das von den guten Ratschlägen, die teuer sind. Es ist gewiß kein weiter Weg der Ueberlegung notwendig, wenn man eben benannte Aussprüche mit einander in Verbindung bringen will. Da gefällt beispielsweise eines Tages der Hausfrau die Anordnung der Möbel in der Woh nung nicht mehr. Es muß also „gerückt" werden, wie der Volks mund sagt. Was tun? Die Möbel haben schließlich ihr Gewicht, und was zwei berufsmäßigen Ziehleuten Mühe macht, das sollte für eine Frau schlechthin unmöglich sein. Aber die Nachbarin hat gesagt, daß Möbelstücke sehr einfach durch Unterschieben von Kar toffelscheiben, di« unter die Bodensätze geklemmt werden, zum Glei ten zu bringen sind. Soll man nicht warten, bis der Mann von der /Geschlecht für Geschlecht schreibt im Vorübergehen seine Zeilen In'S Lebensbuch. Victor Hugo Unruhe in Wei-brunn Sin Heimatroman von Oskar Schwär (28. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Nun war es Zeit, die Kartoffeln auszuhacken. Auch die Lukaffen mutzte aufs Feld. Der „Lange Klaus", die alte Schmiedin, Kulik» Wilhelm, Israels Adolf kamen mit Hacke und Korb, um ihr zu helfen. Sogar die Kriegel-Mutter ließ sich bi- zu Lukaffens führen und vom Hause aufs Feld hin ausfahren. Man suchte sie zu überreden, daß sie nur hei der Anna bliebe. Aber sie sagte: „AuSmachen will ich! Und wenn ihr mich nicht mitnehmt, da kriech ich auf allen vieren aufs Feld!" Der Kriegel-Mutter war noch nie etwas ausgeredet worden. Der Lange setzte sie auf den Wagen zwischen die Körbe und Hacken, zuckte am Leitseil, und die Kuh zog lang sam an, ganz stat den Feldweg hinaus, um die Achtzigjährige zu schonen. Die Leute waren auf den Kartoffeläckern, als Lukas ins Dorf kam. Er dachte, da will ich gleich anfangen, die „Blauen Kaiser" müssen schon seit länger als acht Tagen reif sein. Sie standen Heuer schön. Die sollen mir ja nicht erst in die Nässe kommen! ES hielt ihn niemand auf dem Wege auf. Das war ihm recht. Er fühlte sich bei Kräften und gar nicht mehr be drückt. Der Prozeß und die abgebüßte Strafe, am meisten viel leicht Herrn Leippes mitfühlende und verzeihende Worte hat ten ihn von der Kümmernis befreit. So, nun zurück zur täg lichen Arbeit! Er fand das Haus verschlossen. Waren sie schon auf dem Felde? Leider konnte er's nicht sehen; denn es lag hinter einer in die Fluren reichenden Buschzeile. Er legte das Gesicht an ein Fenster und sah in die Stube. Ja, was denn? Da reckte eins die Hände. Anna! Sie richtete sich auf aus dem Bett, das in der Stube aufgeschlagen worden war. Was tat sie nur? Rief sie? Er lief an ein anderes Fenster, um sie bester erkennen zu können. Nein, das war nicht Anna, es war ihr Geist! Sie öffnete den Mund, aber er hörte keinen Laut. Sie reckte noch immer die Hände. Ihm entgegen? Er faßte sich an die Schlä fen, er schloß die Augen und guckte wieder in die Stube. War eS Anna oder ein Geist? Er vermochte es nicht zu unterschei den. Er war Wohl als ein Verrückter Heimgekehrt? Er fürchtete sich vor sich selber. Jetzt muß ich's wissen, sagte er und pochte an die Scheiben. Da zuckten die Hände, dann hielten sie ganz still. DaS kann kein Mensch! Was tun? Er lief an die Hinter tür und stietz mit den Füßen derb daran. Er rüttelte an dem hölzernen Griffe. Es konnte sein, daß das Riegelholz drin sich verschob, dann konnte er hinein. Aber der Riegel war weit vorgeschoben. Er versuchte noch einmal die Vordertür zu öff nen. Vergebens! Er suchte unter der steinernen Bank, unter einem neben der Tür stehenden Faste nach dem Schlüssel. Die Mutter konnte ihn ja „gelegt" haben. Er fand ihn nicht. Wieder sah er durchs Fenster. Die Hände waren aufs Bett ge- funken. Der Kopf im Kisten. Mein Gott, es mußte doch Anna sein! Lag sie krank? Hatte sie —? Nein, soweit konnte eS ja noch nicht sein mit ihr! Er schlug mit der Faust an die Scheibe. Er hätte sie zerschlagen, wenn sie nicht so klein gewe sen wäre. Da fuhr der Kopf aus dem Kissen auf, die Hände griffen, in- Leere, ein krächzender Schrei Dem Manne am Fenster stand daS Her- still: Es war kein Geist, es war Anna, eS war ihr Leichnam! Das Bett hätte ihm ja alles sagen können! Aber warum hatte die Mutter Anna allein gelassen? War sie beim Hänsel-Doktor oder in der Stadt beim Arzte oder in der Apotheke? Er schleppte sich zum Nachbarhause. Niemand machte ihm auf. Ein Haufen kleiner Kartoffeln ver riet, daß man beim Kartoffclhackcn war. Sollte die Mutter auch draußen sein? Er machte sich auf den Weg, Aschwer ihm da- Gehen auf einmal fiel. Wie er an der Buschzeile vorüber war, sah er auf seinem Felde drei Leute, darunter eine lange Mannsgestalt. Er rief nicht. Er eilte auch nicht hinzu. Er kehrte am liebsten um. Wenn er's der Mutter sagte Oder war die eine Frauen ¬ gestalt, die sich so eifrig bückte, nicht etwa doch Anna? Er be- ohachtete sie scharf. Jetzt richtete sie sich auf und stützte sich auf den Hackenstiel. Nein, es war eine alte Frau. Sie bemerkte ihn. Sie sagte es Wohl den andern beiden. Sie richteten sich beide auf. Auf einmal winkte der Lange. Sie hatten ihn erkannt. Aber er konnte nicht hingehen. Da kam seine Frau zu ihm. Er sah ihr nicht entgegen. Er konnte sie nicht überfallen uiit der Nachricht. „IM denn wahr? Haben sie dich rausgelasten? — Gott sei Dank!" keuchte sie. Dann hielt er ihr die Hand hin und nickte nur dazu. „Komm, komm gleich rein! Du hast viel durchmachen müs sen!" sagte sie und ging, ihre Hand noch in der seinen, neben ihm. „Ich wollte heute wenigstens eine Stunde mit hacken. Wenn ich geahnt hätte " „Mutter!» „Du bist matt. Ist dir's denn schlecht gegangen? Komm! — Aber du mußt nicht erschrecken! Du findest's daheim nicht, wie du fortgegangen bist. Der Anna, ach, der geht's nicht gut! Gar nicht gut!" Er blieb stehen. Er sah sie an, und das Wasser rann ihm über die Wangen. „Ich weiß schon, Mütter!" ,Hast du die Anna gesehn?" Er preßte die Lippen fest aufeinander, um nicht hinauszu schreien. ,Hat sie dich auch gesehn?" Er schüttelte sacht den Kypf. Dann faßte er mit beiden Händen ihre Schultern, um sie zu halten; denn er war ja nur heimgekommen und hatte sie gesucht, damit er sie grausam niederwarf! „Mutter", sagte er und atmete lang, „sie wird auch dich nicht mehr sehn!" Da wurden die Augen der Mütter ganz weit. Mit einem leisen Stöhnen sank sie zusammen. Der Mann hatte sie nicht halten können. Eine Weile saßen sie auf dem Wegrain und weinten. Ein Schwarm von Vögeln zog hoch über ihnen hin. Lukas blickte hinauf. So schwebt sie auch davon, die Seele. So fern, so Höch. Ein tröstlicher Gedanke! Er mußte ihn der Mutter mitteilen. Er zeigte hinauf: „Sieh nur, Mutter! Sieh nur! So hoch über unserm Jammer schweben die Seelen der Seligen! Immer dem Him mel zu! — Mutter, sie haben's schöner als wir!" Auch sie blickte den wandernden Vögeln nach, bis sie überm Walde im Himmelsblau verschwanden. Ein wundervoller Frieden lag nun über den Feldern. Er war wie ein dem Auge unsichtbares Leuchten ünd Lächeln. DaS kam aus ihren from men Herzen. Sie wußten ihr Kind befreit von aller Erden- aual, von der schweren Sorge um daS, was ihr bevorgestanden. ES war ihnen, als hätte Annas Seele sie gegrüßt. ,Hi)mm, Mutter, daß wir ihren Leib betten!" Sie standen auf. Er hielt im Gehen wieder ihre Hand. So waren sie seit ihrer Jugend nicht gegangen wie heute, an: Tage seiner und ihres Kindes Heimkehr. Der Wirt der Jägerschenke lag noch im Bett, als die Glocken läuteten. Er hatte seit mehreren Nächten wieder einen besseren Schlaf, und Marie hütete ihn wie den Schlummer eines kleinen Kindes, denn er bedeutete Genesung. Im Erwachen zweifelte Murner noch, ob er träume oder ob sein Ohr wirkliche Glockentöne vernähme. Er rieb sich die Augen. Er blickte durchs Fenster. Tag. Die Leute auf den Kartoffeläckern. Dort standen einige beisammen. Sie lausch ten, lauschten denselben Tönen, die jetzt wieder deutlich auch zu ihm drangen. Die Luft kam von Westen und trug die Klänge aus dem Kirchdorfe bis heraus anS Ende von Weid brunn. Sic läuten? Am Vormittage? Wem gilt das? Es litt ihn nicht mehr im Bett. Er zog sich an und ging hinunter. Arbeit nach Hause kommt? Ach was, tut bi« Hausfrau solche B«. denken ab. — „Männe soll sich wundern, was los ist . .." Schnell sind die Kartoffelscheiben siir den gedachten Zweck fertig gemacht, und nun kann bte Wundertat vollbracht werden. Ja, wenn die Möbel nicht so schwer wären Aber was sich eine Haus frau in den Kopf gesetzt Hot, das muß sie auch durchführen. Ruck- zuck — in tiefer Hockstellung versucht sie mit Gewalt das Möbel stück anzuheben. Ah, geschasst, nun die Scheibe wieder heroorgeholt — da, ein Ausschrei, von der Hand rinnt das Blut. Das Möbelstück konnte sie nicht länger halten, es glitt ab und riß der Frau die Finger blutig. Das hatte die Nachbarin nicht gesagt, daß durch leichtsinnige» Hantieren im Haushalt schwerste Körperschädtgungen zu erwarten stehen, daß Not und Sorge Einkehr hallen können usw. usw. Wie viel Unheil ist gerade durch ähnliche „Erleichterungen der Haus haltsarbeit" schon angertchtet worden. Zeit haben und Umsicht walten lassen haben noch immer Unfälle verhütet. Ungezählt sind die Gefahren, die eine Hausfrau bei ihrer Arbeit umlauern. Mit der gleichen Liebe wie sie da für ihre Familie Sorgfalt walten läßt, soll die Hausfrau auch gerade an sich denken. Leichtsinniges Hantieren mit Geschirr, Messern, Scheren usf. darf es nicht geben. Müssen immer erst schwere, in der Zeitung veröffentlichte Unfälle eint Warnung sein? Warnt euch selbst durch Aufmerksamkeit! Genau so wenig, wie man mit Petroleum oder Benzin „schneller" Feuer anzünden soll, genau so wenig darf man schadhafte Leitern in der Hoffnung, daß sie noch halten werden, besteigen, genau so wenig darfst du dir, Hausfrau, „Erleichterungen" verschaffen, wobei der Rat der lieben Nachbarin zum Selbstmordanschlag wird! (k^8) Schwarzenberg i. E., 28. Juni. Kind vom Blitz gelötet. Im Stadtteil Neuwelt wurde am Sonnabendnachmittag bei dem Ge witter der 10jährige Sohn des Geschirrführers Weißflog (Bruder des Standartenführers Weißflog) vom Blitz erschlagen. Der Junge war mit der Mutter im Garten gewesen und wollte später Heim kommen. Da er nicht eintraf, ging die Mutter in den Garten zu rück, wo.sie ihren Jungen tot auf der Schwelle der Gartenlaube liegend fand. Der Familie wendet sich allgemeine Teilnahme zu Bei dem Unwetter wurden in Schwarzenberg die Stratzen stark ausgewaschen und zum Teil in ihrem Pflasterbelag aufgerissen. Es wurden 22,6 Millimeter Regenmenge innerhalb einer Stunde ge- Heimersdorf, 28 Juni. Mil dem Kraftwagen tödlich ver unglückt. Auf der Straße von Muskau nach Görlitz fuhr in Weiß keißel ein Kraftwagen mit voller Geschwindigkeit gegen einen Straßenbaum. Die Fahrerin, eine Frau aus Seifhennersdorf (Sachsen), trug dabei so schwere Verletzungen davon, daß sie im Muskauer Krankenhaus starb. Der Kraftwagen ging in Trümmer. Man nimmt an, Laß der mitfahrende Schäferhund die Frau beim Führen des Wagens behindert hat. Die Nachbarn hatten es gestern abend noch erzählt, daß Lukaffens Anna ihren heimkehrenden Vater nicht mehr ge sehen habe. Marie verhinderte aber, daß Anton es erfuhr. Wie er nun mit raschen Schritten oben lief, erwartete sie ihn mit der Frage, wer „abgeläutet" werde. Sie mußte ihm die Aus kunft schonend geben. Die Klinke noch in der Hand, fragte er: „Das gilt doch einem Weidbrunner?" Sie konnte ihm nicht einfach mit Ja antworten. Dio Angst stand ja schon wieder in seinen Augen. So begann sie: „Nun weißt du denn, Anton, wer seit gestern wieder im Dorfe ist?" „Lukas?" „Ja, Lukas! Sie haben ihn schon entlassen!" Aber es kam ihm gar nicht zum Bewußtsein, daß das eine frohe Ueberraschung auch für ihn bedeutete. „Und jetzt läuten sie ihn schon ab?" fragte er. „Nein, nein!" sagte sie, indem sie sich zu größter Ruhe zwang. „Du mußt nicht so aufgeregt sein, Anton! Setz dich nur! Ich erzähle dir's schon. Ich will dir gleich den Kaffee ausgießen. Komin, daß er nicht erst auskühlt!" Aber das machte ihn mißtrauisch. „Also wer ist gestorben? — Elsbeth, wer wird abgeläutet?" Elsbeth drüben in der Gaststube tat, als hörte sie ihn nicht. „Aber, Anton! Nicht der Lukas. Der ist sogar frischer als vor seinem Weggang ans Wcidvrnnn, wie die Leute sagen, die mit ihm gesprochen haben —" „Weggang! Ich danke schön! Abführung, Verhaftung, meinst du doch!" Er sprang auf und rief in die Gaststube: „Also, Elsbeth Wo steckt sic denn?" Sie hatte schnell die Stube durch die andere Tür verlassen. Marie sah ein, daß sie ihm nicht langsam und sanft die traurige Kunde mitteilen konnte. Sie hielt ihn am Arme zurück. „Wenn du nun einmal nicht alles hören willst, wie's gekommen: Die Anna lag doch seit Wochen so schwer-krank —» „Lukassens Anna? Also doch! Die andre! Die zweite! Herr Gott!" rief er und preßte sich die Hände an die Schläfen. „Aber Anton. Sie ist so elend gewesen " „Elend gewesen! Ja, das ist sie! Freigangs Hedwig auch! Der Lukas auch! Und wer noch alles! Der Lcippc auch! Elend geworden! Bloß ich nicht! Mir läuten sie nicht! Warum nicht mir? Warum nicht mir!" Nun hatte cs ihn wieder zurückgeworfen in seine Ge wissensnot. Marie und Elsbeth versuchten vergeblich, ihn zu beschwichtigen. Er haderte mit Gott, der Unschuldige leiden ließ und ihn, den einzigen Schuldigen, unbestraft, ja, ver kannt ließ! Er aß nichts, trank nichts, ging einher wie ein Irrer. Marie sah ein, hier half kein Arzt. Wenn doch das Be gräbnis schon vorbei wäre! Ich werde den Pfarrer bitten, er soll hcrauskommen und mit ihm reden; er muß ihm die schrecklichen Gedanken aus dem Kopfe treiben, er kann's viel leicht. Es kamen schlimme Tage und Nächte. Elsbeth sprach von Rudolf, der nun heimkäme. Sie wollte den Vater mit der - Frage beschäftigen, wo Rudolf sich niederlassen könnte. Und vor allem: die Hochzeit! Aber er wehrte ab: Er gehörte auf keine Hochzeit, er dürfe sich nicht sehen lassen, schämen müsse er sich! Er betrat die Gaststube kaum noch. Wenn sich jemand dem Hause näherte, schlich er in die Küche oder hinauf in die Schlafkammer. Da fand ihn Marie oft, wie er auf dem Bette saß und grübelte. Nur heimlicherweise legte Elsbeth die Trauerkleider an, um zum Begräbnisse der Anna LukaS zu gehen. Marie wagte es nicht, das Haus zu verlassen; ihr Mann konnte sich ein Leid antun. Wenn eS ihr nur gelänge, ihn zu unterhalten oder zu einer Beschäftigung zu bewegen, daß er nicht daS Begräbnis geläut hörte! Sic bangte vor dieser Stunde. Da kam ihr Hilfe. Die Chaise mit dem Blauschimmel fuhr draußen vor. Elsbeth hatte schon das schwarze Kleid angczogcn. Sic mußte schnell zu JahnzcnS gehen; denn Marie wollte ihren Mann aus der Kammer holen, Herr Lcippe muß te sich mit ihm auSsprcchc». Mrtseßung fotzt.).