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62 Diskussion 35% steigen kann. Später ist dann noch mit einer weiteren Steigerung zu rechnen, da ja die Möglichkeit der Raumheizung durch elektrische Energie einer Realisierung zustrebt. Es steht fest, daß heute die Deckung der Raumheizung durch elektrische Energie zu teuer ist. Trotzdem wird in Ländern, die keine eigenen Kohlenvorkommen, dagegen aber reichliche Wasserkräfte besitzen, die elektrische Energie zum Teil für Raumheizung verwendet, und zwar auch in der Weise, daß der zentrale Kessel der Warmwasserheizung von Ein- und Mehrfamilienhäusern durch elektrische Energie geheizt wird. Neulich wurde in einer Zeitschrift berichtet, daß in Amerika in modernen Neubauten bereits in größerem Umfang elektrische Raumheizung vor gesehen wird. Für die Raumheizung der Haushaltungen werden etwa 25% des gesamten Ener giebedarfes der Erde verwendet. Um diesen Betrag könnte also gegebenenfalls der Bedarf an elektrischer Energie noch steigen. Weil der Bedarf an elektrischer Energie von Jahr zu Jahr so stark steigt (bei 7,2% An stieg im Jahr ergibt sich in zehn Jahren eine Verdoppelung, in zwanzig Jahren eine Vervier fachung), ist man darauf bedacht, die elektrische Energie auch über größere Entfernungen zu übertragen. Technisch ist dies, wie die vorher angegebenen Zahlen zeigen, in beachtlichem Umfang möglich. Wie weit es in den einzelnen Fällen wirtschaftlich durchführbar ist, ist jeweils zu prüfen. Die sehr großen Wasserkräfte können überhaupt nur durch die elektrische Energie übertragung über große Entfernungen ausgenutzt werden, weil — wie schon erwähnt — ein Verbrauch der umfangreichen Energiemengen der großen Wasserkräfte in ihrer Nähe meist nicht gegeben ist. Das Öl wird zur Gewinnung des Treibstoffes für Luftfahrzeuge und Kraftfahrzeuge drin gend benötigt werden. Eine Konkurrenz zwischen Elektrizität und Öl besteht also nicht. Beide werden ihre Anwendungsmöglichkeiten finden und bei beiden muß laufend mit einer Steigerung des Verbrauches gerechnet werden. Es ist so, daß die Anlagen für hohe Leistungsübertragung aus dem Raum Lübbenau nach dem Raum Halle schon geplant sind und in Kürze wohl auch gebaut werden. Es handelt sich um eine 400-kV-Leitung von Ragow nach Lauchstädt. Mit dieser Leitung können die vor gesehenen 1200---1300 MW übertragen werden, wobei auch die Wirtschaftlichkeit garantiert ist. Mit 380 kV Spannung ist man dem Brennstofftransport über den Schienenweg überlegen. Prof. Dr.-Ing. Hofmann, Berlin: Ich muß doch noch auf einige Fragen zurückkommen, obwohl sie nicht auf der Tagungs ordnung standen. Aus dem Statistischen Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik läßt sich eindeutig errechnen, daß nur im Jahre 1958 25% der zum Einsatz gekommenen Erstenergie in die Elektroenergieerzeugung gegangen sind. Dieser Anteil ist auch nur deshalb so hoch gewesen, weil der durchschnittliche Wärmeverbrauch unserer Kraftwerke mit 4600 kcal/ kWh außerordentlich hoch war. Würde man unseren Zahlen den Durchschnittsverbrauch anderer Länder zugrunde legen, — die Sowjetunion liegt bei 3100 kcal/kWh — dann würde dieser Anteil von 25% wesentlich zurückgehen. Ich bin der festen Überzeugung, daß der Verbrauch an Elektroenergie für Kraftzwecke praktisch mit den Zahlen übereinstimmt, die Herr Dr. Almers nannte. Wieweit der Anteil der Elektroenergie zunehmen wird, wird die Zukunft lehren; der schnelle Ausbau der Kraftwerke wird dazu beitragen. Herr Dr. Stimmer hat ausgeführt, daß der Durchschnittswirkungsgrad sehr schnell steigt und bei steigendem Wirkungsgrad wird wahrscheinlich der Anteil an Erstenergieeinsatz nicht so schnell steigen, wie man das annehmen könnte. Solange wir Elektrizitätswerke in Betrieb halten müssen, die einen Verbrauch von 7000, 8000 und 10000 kcal je kWh haben, solange würden wir dort, wo wir einen Elektroheiz ofen in Betrieb nehmen, unsere Kohle mit weniger als 10% ausnützen, und das ist nicht tragbar. Daß in anderen Ländern die Verwendung von Elektroenergie für Heizzwecke zunimmt, trifft in einzelnen Fällen zu. Für die Vereinigten Staaten von Amerika ist erst vor kurzem wieder veröffentlicht worden, daß dort 19 Millionen Wohnungen mit Gas beheizt werden, und das dürfte doch immerhin ein erheblicher Anteil des Wohnraumes sein, zweifellos sehr viel mehr, als jemals für Elektroenergie in Frage kommen könnte.