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suchungen könnte es sich als zweckmäßiger herausstellen, nicht Elektroenergie zu transpor tieren, sondern derartige Energieträger mit hohem Heizwert, z. B. Erdöl, wenn ein derartiger Energieträger aus der gleichen Gegend bezogen werden könnte. Grundsätzlich sollten aber die sich für uns aus den beträchtlichen Entfernungen ergebenden Schwierigkeiten Anlaß sein, die Möglichkeiten der Energieerzeugung aus Kernspaltung vordringlich zu fördern. Sollte sich tatsächlich der Transport von Erdöl oder Erdgas auf weite Entfernungen als zweckmäßiger herausstellen, ist das hier nicht entscheidend; denn da die Elektroenergie in unserem Energiehaushalt nur etwa 10% ausmacht — 40% entfallen auf feste, weitere 40% auf flüssige Treibstoffe, die restlichen 10% auf Gas und andere Energieträger, — wird kein nennens werter Anteil des Erdöls bzw. Gases in Elektroenergie umgewandelt werden. Es wird also sicherlich ein Teil der zu importierenden flüssigen und gasförmigen Treibstoffe vor allem für Wärmezwecke im Austausch gegen heimische Brenn- und Treibstoffe einzusetzen sein. Auf der anderen Seite zeigt das Beispiel der Stadt Moskau, daß es sehr wohl zweckmäßig sein kann, Erdöl bzw. Erdgas zur Elektroenergieerzeugung heranzuziehen, wobei man von der Möglichkeit der Speicherung Gebrauch machen kann und damit einen brauchbaren Spitzen ausgleich gewinnt. Prof. Dr.-Ing. Bilkenroth, Berlin: Ich glaube, es ist jetzt nicht unsere Aufgabe, die Möglichkeit eines Strombezuges über 2000 und mehr km Entfernung zu untersuchen, sondern festzustellen, ob es wirtschaftlich ist, den Strom aus Braunkohle, mit der wir als Primärenergieträger arbeiten müssen, in unserem eigenen Gebiet, also auf kurze Entfernungen, zur gewünschten Stelle hinzuleiten. Ist es z. B. wirtschaftlich, aus großen Kraftwerken in der Lausitz die Versorgung in Mitteldeuschland durchzuführen ? Die Antwort auf diese Frage würde mich tatsächlich interessieren. Prof. Dr.-Ing. Hollweg, Halle (Saale): Der Energieverlust ist nur ein Teil des Problems. Hinzu kommt noch die Frage nach der Höhe der Anlagekosten, die bei den einzelnen Lösungen tatsächlich anfallen. Bei dem Elektro energietransport über Tausende von Kilometern hat nach meiner Meinung die Verteilung des Transportes auf Abschnitte nur den Sinn, den spezifischen Energieverlust, desgleichen die spezifischen Anlagekosten möglichst geringzuhalten. Prof. Dipl.-Ing. Kühn, Dresden: Die sich jenseits des Urals ergebenden neuen Erzeugungsmöglichkeiten elektrischer Energie aus Wasserkräften könnten gegebenenfalls auch unserem Gebiete zugute kommen, und zwar, wie schon erläutert, dadurch, daß die Versorgungsgebiete der einzelnen Kraftwerke entsprechend verlagert werden. Als Beispiel war genannt worden die praktisch tatsächlich durchgeführte Übertragung von 30--40 MW mit 110 kV aus dem Raum Leipzig bis Köln. Eine solche Übertragung läßt sich im Bedarfsfall bei dem bestehenden Verbundbetrieb (bei Bedarf) meist unschwer durchführen. Zur Bedeutung der elektrischen Energie ist darauf hinzuweisen, daß wesentlich mehr als 10% des Energiebedarfes durch elektrische Energie gedeckt werden. Schon vor vielen Jahren betrug der Anteil der elektrischen Energie 16%. Der Energiebedarf steigt pro Jahr um etwa l,8-"2%, der elektrische Energiebedarf dagegen im Jahr um durchschnittlich 7,2%. Der Anteil des Energiebedarfes, der durch elektrische Energie gedeckt wird, muß also von Jahr zu Jahr steigen. Zwei Drittel des gesamten Energiebedarfes werden für Wärmezwecke und ein Drittel für Kraftzwecke verwendet. Es ist damit zu rechnen, daß in Kürze nahezu der ganze Bedarf an Kraft in Höhe von einem Drittel des Gesamtbedarfes durch elektrische Energie gedeckt wird; denn die elektrische Energie ist die beste Energie für Kraftzwecke in den In dustriebetrieben. Daneben ist zu beachten, daß auch bereits sehr viel elektrische Energie für Wärmezwecke, z. B. in Karbidöfen und anderen Schmelzöfen, verwendet wird, so daß der Anteil der elektrischen Energie an der Deckung des Gesamtenergiebedarfes in absehbarer Zeit bis auf