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Prof. Dr.-Ing. Hofmann, Berlin: Selbstverständlich, Herr Prof. Gbuson, hat die Untersuchung der Transportkosten über 2000 km Entfernung vorläufig theoretischen Wert, wissen wir aber, wie lange ? Vergessen Sie bitte nicht, daß wir sehr bald vor die Notwendigkeit gestellt werden, die Erstenergieträger einführen zu müssen, und dann muß man eine Vergleichsmöglichkeit für die Kosten des Trans portes verschiedener Energieträger haben. Dipl.-Ing. Righter, Leipzig: Ich möchte noch einmal auf ein Thema zurückkommen, das in der Diskussion zum 1. Vor trag bereits von Herrn Prof. Dr.-Ing. Hollweg erörtert wurde. Ich meine die Wirtschaftlich keitsberechnungen . Bei derartigen Rechnungen für den Transport von Gasen in Rohrleitungen gibt es zwei Hauptfaktoren: die einmaligen Investkosten der Leitung einschließlich der laufenden Wartung und Instandhaltung und die Verdichtungskosten, die sich im Verbrauch von Antriebsenergie, also in den Kosten für kWh oder m 3 Gas widerspiegeln. Herr Bubow hat in seinen Rechnungen dargelegt, daß, wenn man 486000 m 3 /h Erdgas bzw. 523000 m 3 /h Stadtgas über eine große Entfernung fördern muß, bei einem Durchmesser von NW 800 alle 250 km eine Zwischenverdichtung vorzusehen ist. Bei 2000 km Entfernung würden bei Stadtgas 22,5% und bei Erdgas 15,6% der geförderten Energie für die Verdichtung verbraucht werden. Da der Transport von Gasen nahezu ohne Substanzverluste erfolgt, sind diese Prozente durchaus akzeptabel. Kurz, die Annahmen von Herrn Burow sind meiner An sicht nach gerechtfertigt, und wenn eine solche Leitung tatsächlich gebaut werden sollte, dann würde eine bis in die Einzelheiten gehende Rechnung diesen Annahmen sehr nahekommen. In den Ausführungen des Herrn Burow kam zum Ausdruck, daß das Verhältnis feste Kosten zu beweglichen Kosten sich bei den langen Entfernungen wie 1:2 verhält. Dieses Verhältnis erscheint viel zu hoch, denn in 25 Jahren wäre der zweifache Wert von dem, was die Ab schreibungen der Leitung einschließlich Wartung überhaupt gekostet haben, in Eorm von Verdichtungsenergie aufzubringen. Dieses Verhältnis würde sogar noch ungünstiger, wenn man bedenkt, daß erstens Herr Burow einen viel zu hohen Satz von 2,5% für Wartung und Instandhaltung angenommen hat, und daß zweitens durch die Verbesserung des Korrosions schutzes die Lebensdauer der Leitungen ständig erhöht wird. Bei einer Lebensdauer von (statt 40) 50 Jahren würde der Abschreibungssatz dann nur noch 2% betragen. Infolge dieser langen Lebensdauer ist trotz der Tatsache, daß Rohrleitungen sehr kapitalintensiv sind, der jährliche Abschreibungssatz gering; und wenn man es noch mit einer Grundlast zu tun hat, wie es im Beispiel von Herrn Burow mit 8000 Betriebsstunden pro Jahr der Eall ist, dann ist der Anteil der festen Kosten pro gefördertem Kubikmeter äußerst gering. Würde man in dem vorliegenden Fall nicht mit Annahmen gearbeitet, sondern erst an Hand einer Wirtschaftlichkeitsberechnung das Optimum gesucht haben, dann wäre als Ergebnis herausgekommen, daß der Anteil der festen Kosten höher liegen muß, das heißt, die Leitung müßte statt mit NW 800 mit einem Durchmesser von NW 1000 gebaut werden. Der Verdich tungsdruck müßte bei einem Anfangsdruck von p = 20 atü statt 60 atü nur 35 atü betragen. Das Vorhaben würde dadurch kapitalintensiver, während der Anteil der beweglichen Kosten in Form von Antriebsenergie zurückgeht. Würde man auf der von Herrn Burow beschriebenen Basis das Ferngasnetz der Deutschen Demokratischen Republik berechnen, dann wäre der Einsatz von 50-atü-Leitungen auch in der Weit-Perspektive wirtschaftlich nicht rentabel. Selbst ein Druck von 20 atü wäre, wenn man diesen Druck durch Verdichtung aufbringen müßte, nicht wirtschaftlich, sondern er müßte bei 10 atü, wahrscheinlich aber noch tiefer liegen. Die Wirtschaftlichkeitsrechnungen in der hier dargestellten Form sind also zum mindesten für langlebige Investitionen nicht akzeptabel. In den kapitalistischen Ländern kommt zu der Abschreibung die Verzinsung. Dieser Kapitaldienst entfällt in der volkseigenen Wirtschaft. In änderen sozialistischen Ländern soll man dazu übergegangen sein, den Abschreibungssatz unabhängig von der Lebensdauer der Leitungen entsprechend zu erhöhen.