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durch ein stark verästeltes Verteilungsnetz zu den verschiedensten Endverbrauchern zu trans portieren sind. Hier sind dann die Grenzen der Pipeline schnell erreicht. Geht man jedoch so vor, daß man die Raffinerien zu den Verbrauchern günstig orientiert, so verkürzen sich für die Weiterverteilung der Produkte die Wege, und man braucht die Eisenbahn nicht mehr so stark zu belasten. In der näheren Umgebung der Raffinerien wird sich ferner auch der Straßentanker einschalten. Ich hatte in dem einen Bild gezeigt, daß dessen Aktionsbereich etwa 100 km be trägt. Dabei hat der Straßentanker noch den Vorzug, daß er die Belieferung von Raffinerie oder Großlager bis zum Letztverbraucher bewältigt. Damit komme ich auch zur Frage von Herrn Koppe: Bei der Direktbelieferung der Verbraucher von der Raffinerie werden auch im bestimmten Umfang Zwischentanklager eingespart. Beim Heizöl wird z. T. schon jetzt so verfahren, indem ein mittelgroßer Vorratsbehälter eingebaut wird, der unter Umständen nur ein- oder zweimal im Jahr betankt wird. An Stelle des Eisenbahntransportes wäre noch der Binnentanker zu erwähnen, der zweifelsohne eine günstige Arbeitsproduktivität erreicht. Die Möglichkeiten, den Binnentanker bei uns im größeren Umfange einzusetzen, sind indessen be schränkt, und zwar nicht nur, weil uns kein weit verzweigtes Wasserstraßensystem zur Ver fügung steht, sondern auch durch die einschränkenden klimatischen Bedingungen, die zum Gefrieren der Wasserstraßen im Winter und zu Ausfällen durch Niedrigwasser führen. Für diese Ausfallzeiten muß man entweder zusätzliche Transportmittel oder große Stapelräume bereithalten. Zur Frage von Herrn Dr. Almers, ob die Umwandlung von Öl in Gas oder in elektrischen Strom vorteilhafter ist: Sicherlich sind die Endprodukte ,,Gas“ oder „elektrischer Strom“ auf kurze Entfernungen ökonomischer zu den Letztverbrauchern zu transportieren als die Erdölprodukte unter nochmaliger Einschaltung der Eisenbahn. Dem möchte ich jedoch ent gegenhalten, daß Öl sowohl für die Gaserzeugung wie auch für die elektrische Stromerzeugung ein sehr, sehr teuerer Rohstoff ist. Wie wir den Ausführungen von Herrn Prof. Hofmann eingangs entnehmen konnten, wird die importierte Energie mit einem sehr erheblichen Auf wand an Devisen herangeschafft. Mit einem solch kostbaren Rohstoff müssen wir sehr ökonomisch umgehen. Leider ist es aber so, daß sowohl bei der Stromerzeugung aus Öl als auch bei der Ölgaserzeugung kalori scher Verlust durch die Umwandlung eintritt. Wir hatten früher daran gedacht, schwere Heizöle, die nicht ohne weiteres bei den Kleinverbrauchern eingesetzt werden können, zunächst zentral zu Gas umzuarbeiten und sie dann im gasförmigen Zustand den Verbrauchern zur Ver fügung zu stellen. Alle Verfahren, mit denen Ölgas hergestellt werden kann, arbeiten mit ther mischen Wirkungsgraden von bestenfalls 70%, zumeist jedoch weniger. Da es sieh um einen sehr hochwertigen, teueren Rohstoff handelt, kann man sich unseres Erachtens diese hohen Ver luste nicht gestatten. Nur in einzelnen speziellen Fällen mag die Ölvergasung ihre Berechti gung haben, z. B. für die Deckung von Spitzenbedarf. Der gebrochene Transport wird bei uns, Herr Koppe, das Gegebene sein, und man wird jeweils sehr genau kalkulieren müssen, um das Optimum der Transportkombination zu erreichen. Ich bin natürlich ganz Ihrer Meinung, daß man die Straße kurz halten muß. Um die Zwischenlager kommen wir nicht herum. Wir haben z. Z. weder für die Einfuhr von Rohöl genügend Tanklager noch für die Zwischenprodukte. Auch die Vertriebsgesellschaften, bei spielweise die Minol, verfügen noch nicht über ausreichende Tankräume. Es muß aber zu einer elastischen Versorgung auch in jahreszeitlicher Anpassung kommen, wozu die Bereit stellung von genügendem Stapelraum erforderlich wird. Neben der Kohle läßt sich Öl günstig speichern. Die Speicherung elektrischer Energie über Pumpspeicherwerke oder chemische Stoffe dürfte wesentlich ungünstiger sein, desgleichen die von Gas, es sei denn, in unterirdischen Gasspeichern. Mit Öl kann man immerhin respektable Energiemengen relativ ökonomisch speichern.