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DWW Lvmitas »t «rsal stan» »i 00 so »werda SV,- 8,55 455 10 so ins Land. Erich Worbs 147,- 132/'/, ,«A m. »1,75 114- 165,- 111,so 10550 178,50 >04,- iso^so SV,- 9V, VS. VS, 101,- 188,- 1V0,7S 157,- 112,- 122,'/, Es war bei einer der großen Truppenrevuen, die alljähr lich in Schlesien abgehalten wurden, im Jahre 1772, als der General von Sehdlitz. vor der Peterwitzer Schmiede abstieg, um seinem Pferde eilt neues Eisen auflegen zu lassen. Die Verblüffung des Generals war sicher nicht gering, als er über der nackten Brust des Hufschmiedes den Pour le msrite hän gen sah. Zunächst glaubte Sehdlitz an eine üble Verunglimp fung und stellte den Schmied barsch zur Rede. Aber bald wußte er, daß er einen Hauptmann a. D. und Ritter dcS höchsten preußischen Ordens vor sich hatte. Der General ver land den tiefen Groll deS Schmiedes. Noch am gleichen Abend machte Sehdlitz seinem König Meldung. Am nächsten Tage ritt Friedrich selbst zur Schmie de: „Warum hat Er sich nach Auflösung des Freikorps nicht um eine Versorgung beworben?" — „Majestät halten zu Gnaden", erwiderte der Schmied, „ich sowohl wie mein Chef, der Herr Oberst, haben vergeblich versucht, bei Eurer Majestät eine Pension zu erwirken!" — „Nun, so biete ich Ihm eine olche an, wenn Er sich von seinem Gewerbe zurückzieht!" chlug der König vor. — „Majestät, jetzt brauche ich Ihre Gnade nicht mehr; ich ernähre mich durch meiner Hände Ar beit, und das genügt mir vollkommen!" Die Dorfchronik berichtet, daß der Große Friedrich nicht ungehalten war, als er nach diesem eindeutigen Bescheide wie der von dannen ritt. Der König liebte Aufrichtigkeit und Mannhaftigkeit. Auf dem Umweg über den Oberst Quintus Jzelius aber gelang es Friedrich schließlich doch noch, den Tapferen zur Annahme eines Ehrensoldes zu bewegen. Der Schmied mit dem Pour le msritc lebte daun in einem ande ren Orte des Kreises Jaucr noch viele Jahre, und erst nach der Schreckenskunde von der preußischen Niederlage bei Jena und Aucrstädt ging er zur Großen Armee. zetrieben. Hstsgang ihn festhält. An der gekalkten Wand hängt ein Gemälde, zu dessen Seiten zwei Kerzen flammen. Davor kniet, das Haupt auf einen mächtigen, breiten Tisch geneigt, eine Frau. Schwarz steht ihre Manttlle gegen das Weiß /der Wand. Ge bannt verharrt der Offizier. Minuten verrinnen, kein Laut ringsum. Jetzt hebt die Frau den Kopf. Ein feines Profil zeichnet sich gegen die flackernden Kerzen. Ein Windzug läßt hre Flammen waagerecht zur Seite schlagen. Die Frau er- >ebt sich und wendet sich zur Tür. Sie erblickt den Offizier, chreckt leicht zurück. So stehen sie sich Sekunden gegenüber. Erstes Lächeln fliegt über ihr Gesicht. „Perdün Senorita", preßt der Mann endlich hervor. Er stellt sich. Dann knallt er die Hacken zusammen und sagt seinen Namen. Die Gast geberin reicht ihm die Hand und tut die Tür weit auf. Eine hölzerne Bettstatt, ein alter Schrank, ein windschie- eS Tischchen, ein Stuhl füllen den Raum, und doch macht lies alles nichts aus. Nur das Bild füllt ihn. Er fragt da nach. Er kennt dieses Bild, das Murillos Pinsel auf die Leinwand zauberte, die Mutter mit dem Kinde. Die derb- chöne Madonna, die den Knaben schützend vor ihrer mütter lichen Brust birgt. Eine Efeuranke fällt über die fahlgraue Säule im Hintergrund, der die tiefen, verhaltenen Farben von Gewandung und Körper aufleuchten läßt. DaS Bild >ält den Offizier. Seine Augen saugen sich daran fest. „Es ist eine gute Kopie", sagt die Frau endlich. „Es ist alles, was mir geblieben ist." Verlegenheit klingt in dem Weichen Ton ihrer Stimme. Ist die Madonna aus dem Rahmen gestiegen? Braunschwarzes Haar umkränzt das bräunliche Gesicht, in dem große, gute Augen leuchten. „Alles?" fragt der Mann. Und schon bedauert er, als sie den Blick senkt. „Alles", ant wortete sie. „Pater und Bruder nahm mir der Krieg. Und hier in unserem Hause Haven sie alles zerschlagen, alle Bil der, alle Möbel, alles, was schön war. Dieses ist das einzige, was ich retten konnte. Verstehen Sie, Tenor, daß ich Kerzen irenne?" Schweigen. — „Alles", wiederholt der Mann lang- äm. „Der Krieg", fügt er bedauernd an. „La Patria", sagt ras Mädchen. „Das Wort trägt alles in sich, die Schönheit unserer Kunst, unser Leben, unsere Kultur, das eine Wort, das starker ist ckls der Krieg, der all dies vernichten will, das eine Wort „La Patria". Sie spricht das schlicht. Ein feier licher Akkord schwingt durch den Raum, schwillt an, heult, brüllt. „Alarm!" Der Offizier zuckte zusammen. Seine Augen umschließen den Raum, das Bild, das Mädchen für eine Sekunde. In der nächsten Minute sitzt er in der Maschine. Die bäumt sich in )en Morgenhimmel, holt die Staffelkameraden auf. Bei 2600 Meter sehen sie den Feind heranschwirren. Die Nachrichten truppe hat wieder mal schnell gearbeitet. So bleibt Zeit zum UeVerhöhen des Feindes. Die Heinkcljäger steigen schneller, die Staffel löst sichrAngriff! Der Oberleutnant läßt seine Kiste über steuerbord ab gleiten. Die Augen starren durch das Fadenkreuz. Nichts wie Himmel darin. Der Knüppel korrigiert leicht — er tastet sich an den. Feind. Jetzt zuckt der rote Bomber vor dem Kreis korn — die Finger des Offiziers drücken die Taste. Kurz hämmern die Gewehre. — Vorbei! Der Rote will entwischen. Seine Kanonen bellen den Deutschen jetzt an. Der läßt sich durchsacken, zieht — und hängt jetzt hinter dem Feind. Wie der hämmern die Gewehre. Stahlgarben spritzen dem Feind in die Weichen. Der taumelt, brummelt noch mal, dann zieht er mit langer Rauchfahne jäh nach unten. Der Augenblick gibt für die Umschau Raum. Die Kame raden haben scheinbar auch Arbeit geleistet. Die rote Staffel hat ihre Propeller gegen die eigenen Linien gedreht. Verfol gung! Die Staffel rückt wieder in die Reihe. Die Führer- Maschine gibt das Zeichen zum Heimflug. Von den 9 russi schen Bombern zählt der Oberleutnant noch 5. Drei deutsche Jäger starteten, drei deutsche Jäger tummeln zum Platz zu rück, setzen auf, zart wie Libellen, und rollen aus. Drei deut sche Jäger drücken sich die Hand. Der Oberleutnant haut sich ins Gras. „Das war nun der erste Kampf", denkt er, Neun Bomber schleppen viel Zeug mit. Mel Zeug für den Flughafen, an dem ein altes, flaches Haus steht, das einst einem Weingut angehörte. Vor der Ma donna Murillos brennen zwei Kerzen in diesem Haus, und ein Mädchen kniet dort vor der Schönheit. „La Patria", sagt der Oberleutnant. Sonst nicht?. Schweißtropfen stehen auf seiner Stirn. «m. 10.25 VHO 24 V5 1^75 3,20 0,68 82,55 28,»5 24,45 24,S5 8,50 8,85 8,65 8,80 2,66 sA 8,15 435 485 n uni Gulden Franken Franken AM. t Dem <Se- 140,- 110,- 184,5 70,5 350,- 103,- 104,5 120,5 188,- 105,-' 75,- 48,- 112,- 150,- 144"' 122,-,. 148,50 205, W > 20S, Fest. irrste: E 7 t 10 22,20, Kizenklele: ^5 Rog. K. Ma!,. Kartoffel- ch ISO. dgl. Wei- ftroh, vom safer» und ) bi. 5,40, e, gesund, i. Luzern,. » SO, Klee» „Condor" fliegt in den Morgen Erzählung von Peter Weber Heiß hängt Afrikas Sonne im Führerstand. Die Glut des Stirnmotors schlägt zurück. Silbern Wirbeln die Pro peller der Flächenmotoren. Matt ist das Silber des Dreh kreises. Anders glänzt es in der klaren Luft über dem Des sauer Nest. Silbriger. An Lasten ist sie ja gewöhnt, die „Ju", aber sie muß schleppen. Seit Wochen. Und sie schleppt. Tief röhren die Motoren. Heiß hängt Afrikas Sonne im Führerstanb. Um den 3000er Strich zittert die Nadel des Höhenmessers. Hinter der Steuersäule hockt der Oberleutnant. Den hageren Körper leicht geduckt, sitzt er wie ein Panther zum Sprung. Die Fäuste umspannen das Halbrad. Weit nach vorn tasten die Beine das Seitenruder. Leicht 'zusammengekniffen zucken die grauen Augen prüfend über das Jnstrumentenbrett. 3500 zittert die Nadel des Höhenmessers. Da — ein leichtes Auf jaulen der Motoren! Scharf gewinkelt stellen sich die Flä chen gegen den Himmel — eine Sekunde nur. Eine Sekun de — die den Oberleutnant einmal fester auf die Zähne Sei ßen läßt, als er den Knüppel kurz von sich drückt. Schon hat die „Ju" sich gefangen. Hat sie nicht recht, wenn sie mal schwanzlastig wird, wenn 40 Moros wie die Heringe in der Kabine liegen? 40 Moros, feldmarschmäßig, 40 Gewehre und alles, was ein tapferer Kolonialkrieger so braucht. 40 Gewehre haben sie, sonst haben sie nichts als den Glauben an Allah und ihren Caudillo. 40 Moros und drei deutsche Freiwillige: Der Oberleutnant, der Bordmechani ker und wr FMkr. Da darf die „Ju" schon mal schwanz lastig werden. Regimenter haben in diesen Wochen an ihren Propellern gchaügen. Tetuan—Sevilla, Tetuan—Sevilla, immer wieder die gleiche Strecke. 15000 Moros werden so von Afrika unter die Fahnen ihres Generals geholt. Hart dröhnen die Motoren. Der Funker schiebt dem Oberleutnant die Schiefertafel i vor die Nase. Seine Augen fassen die wenigen Sätze und Hellen sich auf. Groß und blank leuchten sie jetzt. „Jagd staffel „Condor" fordert Oberleutnant Werres sofort an. Befehlshaber Sevilla." Vorbei mit dem Luftkutschen! Wenn dahinten nicht 40 brave Moros hockten und die „Ju" das Ka puttschmeißen nicht verdiente, dann hätte der Oberleutnant jetzt einen kleinen Tanz aufgeführt. Stunden währt der Autoweg nach Nordwesten. Der Krieg zeigt seine erstes Spuren. Immer dichter werden sie, immer deutlicher. Gerippen gleich ragt ausgebranntes Ge mäuer in die Dämmerung.' Langsam kriecht die Nacht von Osten heran. Blauschwarz und kalt steht sie über dem Platz, als der Oberleutnant am Ziel ist. Samten spannt der Hoci- I zont, darin Sterne wie glühende Sikherspritzer funkeln, über I der Ebene. Eisen klirrt in der Dunkelheit leicht an. Eine I Stimme fordert die Parole. „Eamerado, la patria!" ant- I wertet der Oberleutnant und passiert. Die fremden Worte I glühen wie ein Fanal in der Stille der Nacht: „Camerado, I la patria" hallen sie nach in den Wachschlaf, des jungen I Ossiziers. In den Schlaf der letzten Nacht vor dem ersten I Kampf, Bis jetzt alles Transportgeschäft gewesen. Horrido! I Morgen aber geht die Jägerei an Spaniens Himmel auf. I Morgen... Als der Tag bleich über die karstigen Kuppen der Sierra I Morena fingert, steht der junge Freiwillige schon vor seinem I neuen Vogel. Schlank, schmal und bleich wie der milchige Ho- I rizont sind seine Tragflächen. Leise klatscht der Propeller die I dünne Morgenluft. Der Flugzeugwart läßt die Kiste auf- I heulen, daß ein gebändigtes Zittern durch ihre Zelle läuft. I Die Motorwärme gibt jetzt die richtige Drehzahl. Der Ober st Icntnant schwingt sich in den Sitz, Prüft Gewehre und I Steuerung. I Das GaSgcstänge fliegt nach vorn, wie ein Panther I springt die Maschine in die Luft, hebt sich, steigt wie ein Ad- I ler, der sich mit schräg «»gestellten Flügeln vom Wind empor- I tragen läßt. Der Motor donnert voraus. Knapp eine Mi- I nute, und schon sind 100 m Höhe geschafft. Als glühender Ball l taucht die Sonne aus den Tälern der Sierra Morena. Rot I glühen die Flächen auf, purpurn wirbelt der Propellerkreis. I Dann tummelt die Maschine. Mit heulendem Motor badet I sie in der Morgenluft. „Wie in Döberitz", denkt der Oberleutnant. Die Helle I des Tages zeichnet die Landschaft jetzt scharf. — .Krieg" I schreit jedes HauS. AuS jeder leeren Fensterhöhle schreit das I Wort. Der Oberleutnant tritt in das Haus, daS ihm heut I nacht schon Quartier bot, ein langgestrecktes, flaches Gebäude, I daS einst einem Weingut zugehörte. Dumpf ist sein Schritt I über dem gestampften Lehm des Fußbodens, An rohhölzcr- I neu Türen schreitet er vorbei. Eine ist leicht angclehnt, und I der Spült -wischen Türkante und Mauer rahmt ein Bild, das Gt. Marien i« Danzig Um dich, du deutsche Stadl, die Glocken dröhnen — ein branderid Meer, vom Gonnenblut umloht. AuS seinen Tiefen klingt verhaltnes Stöhnen. Die Glocken dröhnen .. deutsche Not! Der Töne Flut, sie brandet und sie schäumt, «IS wostt' sie sich deS Ostmeers Wassern bünden. Und mancher Traum, Jahrhunderte geträumt, -erklirrte in den dunklen Gründen. Doch ungebeugt schwimmst auf den Wellen du. Sankt Marien stolz gereckter Klotz, Ein Schiff, an dem die Stürme jach zerschellen, hast du auf dich gefruchtet aller Trotz. Mit deiner Türme steilen Masten ziehst du im roten Abendlicht dahin, hoch über aller Stunden Hasten, du, dieser stolzen Gasten tiefster Sinn. Du ahnst von ferne schon das neue Licht, eh' -S entzündete der Fenster Brand. Der Ruf übers Meer _ Erzählung von Alice Fliegcl ^ÄWU;WÄkes Käte stand ganz am Ende des kleinen WsHMöBA-KA Sturm rüttelte sie unsanfter als die andc- rerttKUM'/, die sich gegenseitig schützten und stützten. Man müßte sich' wundern, daß/er sie nicht schon ganz wcggeweht Mtd, bMtfällig Wie. sie war. /^HüNsieWiebke hatte schon schlohweißes Haar, als sic kaum HÄiW, Jähre, alt war/ Die ältesten Fischerfrauen meinten, daher, tveilihrc Seele auf eine besondere Art mit Mtt,DMschert..'U^»,'Vche - zusammen war. Sic sah den Sc- gey'Und"das Unglück voraus. Als Anke Anders, die schwach äüf.der'Brust war, ihr erstes Kind bekam, sah Hanne Wiebke ihr lächelnd in die fiebernden Augen: „Habe kein Angst, Anke! Gytt meint es gut mit dir!" / Todesfurcht brannte in Ankes Blick, um sich und um das kleine Wesen, dem isie das Leben schenken sollte. Sie fürchtete sich vor hem Sterben um des Kindes willen, das sie sich so sehr gewünscht hatte und daS nicht mutterlos sein sollte. Jetzt kam cs ihr wie eine Sünde vor, daß sie der Muttergottes in der alten Kirche so oft die kleinen Weißen Sternblumen gebracht hatte, die im Sommer aüf her Wiese so reich wuchsen, daß sie wie ein Schncefeld aussah. In jedem Stern war ein heim liches Wünschen versteckt gewesen, einmal ein gesundes, blühendes Kind in das Leben tragen zu dürfen. Nun war eine noch größere Angst als um sich selbst, um das Kind, in Ankes Herzen. Wenn cs nun nicht gesund und blühend war — so wie sie einst als Kind am Meer cntlaiiggclaufcn war, die Arme jauchzend dem Sturm entgcgcnbrcitend . . .? Die Krankheit war erst später über Anke gekommen, in einem har ten Winter, als sic eine ganze Nacht mit den anderen Frauen am Strand stand, die nach den Booten Ausschau hielten. Da mals wußte sic noch nicht, daß sic das Kind untcr dem Herzen trug; sonst wäre sie vorsichtiger gewesen. Als die Hebamme aus dem Nachbardorf kam, war Ankes Kind schon geboren. Alles war gut gegangen. Anke schlief. Sie war matt, aber ohne Fieber. Ihr Gesicht sah befreit und glücklich aus. Das Kind war rotbäckig und rund, und wie durch ein Wunder wurde auch Anke nach der Geburt ihre? kleinen Jungen wieder ganz gesund. Es kam von nun an öfters vor, daß eine Fischcrfrau in ihrer schweren Stunde nach Hanne Wiebke schickte. Wen sic mit ihren klaren Augen anblickte, der konnte nicht verzagen. Trost brachten diese um so vieles wissenden Augen, und Ge duld auch mit den wütendsten Schmerzen. Hanne Wiebke hatte eine glückliche Hand für Mutter und Kind. Aber auch der Sturm und das Meer hatten seltsame Stimmen für Hanne Wiebke. Sie riefen nach ihr, wenn ein Unglück geschehen sollte. Daun fuhr die Fischcrfrau mitten im Schlaf hoch. Sie saß aufrecht in dem Alkovenbctt und lauschte. „Ich komme!" sagte sie dann laut und zog die geöl ten Schaftstiefel und die alte Lederjoppe an, die ihr Mann ihr hinterlassen hatte. Sie lief durch die Nacht. Die Kraft ihres Herzens besiegte den Sturm. Er warf sic nicht zu Boden — er trieb sie vorwärts und beflügelte ihre Schritte. Sie klopfte an diese und jene Fischerkatc. „Komm heraus, Kathrin! — Spute dich, Marei! Es droht Gefahr!" Einmal war eS der Mann, der Brnder, der Vater, die draußen mit dem Sturm um ihr Leven kämpften, und Hanne Wiebke mußte viele Frauen aus dem Schlaf holen. Die tap feren Frauen und die Fischer, die zurückgeblieben waren, machten die Boote klar und kämpften sich durch das tobende Meer. Sie erreichten das Fischerboot, das in Not war, ge rade noch zur rechten Zeit! Mancher Fischer dankte Hanne Wiebke sein Leben. Ihr Mann, der Leuchtturmwärter Wiebke, hatte sich ans den Tropen daS Malariafiever mitgebracht. Er starb an einem plötzlich wieder ausbrechenden heftksicn Anfall. Das war das schlimmste für ihn, daß er nicht draußen auf dem Meer sterben konnte, dem sein Herz gehörte wie seiner Liebe und seinem Glauben. Er rief nach dem Meer in seinen Fic- bcrträumen. In der Nacht, als seine Frau ihm die Augen zndrückte, kam zum ersten Male der Ruf überS Meer zu ihr. Da verließ sie den Toten und weckte die Frauen: Steht auf! Es droht Gefahr!" Als man den Leuchtturmwärter zu Grabe trug, war ein seltsames Lächeln in Hanne Wiebkes Gesicht, denn sie wußte, welches Erbe der Tote ihr hinterlassen hatte. — Veiblatt zu Nr. 1ZZ de» „Sächsischen Erzähler»" Der Schmied mit dem Pour le mente Von Theodor Gähn Das niederschlesische Peterwitz am Fuße der jauerschen Berge ist kein/Dorf wie jedes andere. Ueberall stapft man hier in Blüchers Spuren. Das Dorf steht auf blutgetränktem Boden, In den Vorgärten der Peterwitzer sah man noch vor einigen Jahrzehnten Grabhügel als stumme Zeugen manches HÄdenmütigen Soldatentods. Die Ruine der Peterwitzer Dorfkirche ragt als ein stilles Mahnmal. Eine Tafel über der alten Schmiede des Niederdorfes kündet, daß die Russen hier Anno 1813 ihr Nachtlokal aufgeschlagen hatten. Von dieser Schmiede aber weiß die Dorfchronik manches zu berichten, was länger zurttckliegt als die Schlacht an der Katzbach. Das schlesische Land stand im Siebenjährigen Krieg. Bei den Freischaren des Obersten Quintus Jzelius hatte sich ein junger Schmicdcgesclle anwerben lassen, der sich sehr bald so hervortat, daß er zum Offizier besördert wurde. Später rückte er auf Vorschlag seines Kommandeurs zum Hauptmann auf und wurde mit dem Pour le mLrite ausgezeichnet. Ob wohl sein Oberst sich mehrfach für ihn einsetzte, erhielt der Brave aber nach dem Feldzug weder eine Anstellung noch eine Rente, so daß ihm nichts anderes übrigblieb, alS zu seinem Handwerk zurückzukehren. Der Ritter des Ordens Pour w msrite wurde in eben derselben Schmiede, die man heute all gemein als das Wnchtlokal der Russen von 1813 kennt, Be schlagschmied in Peterwitz. Und um der groben Nichtachtung, mit der man seine Dienste für daS Vaterland gelohnt, aus eine ingrimmige Weise zu spotten, trug Zr bßi seiner Arbeit hinter dem Amboß stets und ständig den hohen Orden am schwarz-weißen Bande um den rußgeschwärzten HalS.