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und wußte, daß sie nie Angenehmes enthielten. „So komme in mein Boudoir." Schweigend folgte der junge Manu Frau v. Kreuz berg, und als diese die Thür hinter sich geschlossen, stellte er sich mit verschränkten Armen in eine der Fensternischen, denn er fühlte instinctiv, daß die Unter redung nicht sehr bald beendet sein und nichts Ange nehmes enthalten werde. „Nun, Mutter," sprach er nach einer Weile un geduldig, da Frau von Kreuzberg keine Miene machte, das Gespräch zu eröffnen. Sie blickte ihren Sohn an und seine schöne, männliche, würdevolle Erscheinung bestärkte sie in dem Entschlüsse, welchen sie gefaßt. „Egon, ich möchte ruhig mit Dir reden," Hub sie an, „hast Du denn wirklich die Absicht, dieses Leben, so wie Du cs bis jetzt geführt, noch lange fortzutreiben?" „Welches Leben, Mutter?" „Dieseeintönige, monotone, landjunkerartige Existenz; hast Du kein Ziel im Leben, keinen Ehrgeiz?" „Keinen," erwiderte Egon lakonisch. Seine Mutter sprang ungeduldig von dem Stuhle auf, aus welchem sie Platz genommen. „Bitte, sei vernünftig, Egon," rief sie heftig, „Du bist früher niemals so gewesen wie jetzt; es thut mir weh, wenn ich es ansehen muß, wie Du planlos die Tage verstreichen läßt und wofür? Das Bischen Landwirth- schaft, welches Du betreibst, kann einen jungen, streb samen Charakter unmöglich befriedigen." „Jemand muß sich aber doch um die Landwirth- schaft bekümmern, Mutter; der Vater ist zu kränklich, um es thun zu können, und Du hast mir selbst oft mals geklagt, wie ungenügend die Führung der Wirth- schaft sei; ich faßte also den Entschluß, Dich von dieser Sorge zu befreien." „Pah, mein Ehrgeiz geht höher hinaus, als daß ich meinen einzigen Sohn zu einem Landjunker herab gewürdigt sehen möchte, es ist mir bereits ein tüchtiger Verwalter empfohlen worden, welchen ich in den nächsten Tagen aufzunehmcn gedenke." „Thu' es nicht," wandte Egon lebhaft ein, „ich kann Dir versichern, daß Du der Dienstleistung dieses Mannes gar nicht bedarfst." „Ich bedarf derselben, Egon, denn ich kann und will, wie gesagt, nicht länger ansehen, daß Du seine Stelle vertrittst." „Aber, liebe Mutter, ich bin großjährig und es steht mir vollkommen frei, mir jene Art von Beschäftigung zu wählen, die mir am meisten zusagt." Der junge Mann blickte bei diesen Worten auf und las den Ausdruck des Schmerzes deutlich im Antlitz seiner Mutter. „Verzeih' mir," fügte er hastig hinzu, „ich wollte Dir nicht wehe thun, was aber begehrst Du von mir?" „Ich möchte, daß Du in der Welt eine Rolle spielst, daß Du berühmt werdest, daß man Deinen Namen allerorts nenne." „Ruhm ist aber nicht ein so leichtes Ding, das sich erkaufe» läßt, meine theure Mutter." „Du kannst es erreichen; laß Dich beim nächsten Landtage wählen und alles Uebrige macht sich von selbst." „Ich habe keinen Sinn für Politik," wandte der junge Mann abwehrend ein. „Das ist nur eine Ausrede," meinte die alte Dame heftig; „ach, an Deiner Stelle, Egon, wie wollte ich da ganz anders handeln! Du spielst mit Deinem. Leben, Du läßt es ereignißlos verstreichen." Sichtlich bewegt schritt der junge Mann in dem Gemache auf und nieder. „Ich kann Dir jetzt noch keine bestimmte Antwort geben, Mutter; laß mir zwei Tage Zeit, um zu über legen," sprach er endlich. „Gern, und erwäge Alles wohl; bedenke, daß Du mich namenlos glücklich machst, wenn Du diesem und noch einem anderen meiner Wünsche nachkommst." „Um Dich glücklich zu machen, Mutter, würde ich viel thun," erwiderte Egon, indem er ihre Hand an seine Lippen zog. „Worin besteht Dein zweiter Wünsch?" Frau von Kreuzberg that einen langen Athemzug. „Darin, daß Du Dich entschließest, zu heirathen," er widerte sie schnell. „Zu heirathen?" Der junge Mann ließ die Hand der Mutter sinken; er erbleichte. „Das ist unmöglich, ganz unmöglich," sprach er ernsthaft. „Ich habe über dieses Thema nicht früher mit Dir gesprochen, Egon, obzwar es meinem Herzen sehr nahe gelegen ist; ich weiß, daß Du Kummer hattest; aber Du müßtest nicht mein Sohn sein, wenn Du nicht die Kraft hättest, denselben für immer aus Deinem Ge dächtnisse zu bannen. Nicht einem Kreuzberg steht es an, sich demüthigen, sich beleidigen zu lassen." „Das lasse ich mich auch nicht," erwiderte Egon ruhig. „Dubist getäuscht worden," fuhr seine Mutter stolz fort, „getäuscht durch ein Wesen, welches es nimmer verdiente, daß Du demselben auch nur einen Gedanken zolltest." „Mutter", rief Egon heftig und hielt dann Plötz lich inne, was sollte er denn zu Mariens Vertheidigung hervorbringen? Sie hatte ja im Grunde genommen den Menschen das Recht gegeben, schroff über sie zu urtheilen. (Fortsetzung folgt.) RSthsel. Es blüht das Wort im Felde dort; Es müht die Maid sich fort und fort, Das Unkraut jätet ihre Hand, Bis in der Sonne heißem Brand Sie matt zum Rasen niedersinkt Und ihr das Wort, umstellt nun, winkt. Es blühet und erquickt das Wort, Doch noch einmal an anderm Ort Die Zeichen nun, dann wünscht ich fast. Daß du es jetzt gerathen hast. Doch wer sich recht den Kopf zerbricht. Ich glaube, nein, der hat es nicht. Auslösung in nächster Nummer. Auflösung des Räthsels in Nr. 9: Fastnacht. Druck und Verlag von Friedrich May, redigirt unter Verantwortlichkeit von Emil Matz in Bischofswerda.