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/Anzeiger für -as Erzgebirge dprechstuuö» -rr Ne-akttsn mit Musnahm« -rr Sonntag« nachmittag, 4-- Uhr. — k»lrgramm-Z-r«sse« ttogrblatt fturrrzgrdlkg». ßemstzrechee 53. -ür uavilangl «tngrfanüt« Manuskript« kann Viwühr nicht g«l«isk«t wrr-ea. ,»'.n ^,1'ln, Hou. m.ootuch ftldst ad««H.U i.m Mk., monatlich »»pso. vurch »«n get.arlla,. frei In, hau, »l,rt«l- WKDWW mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. ml,« «at Nl»,aö«p«u«», ft»t, - " »u« postanstaltin un» Srlefirll,,, nihm«a 0«st«llun,.n «ntg.g.n. 8- rcu > en rbt, im ol» Ilt- rlr- >ch- er- ,en Sß. en. ner oL, IU- nd lli« nl. Pf. le' bet -ie lUd Nr. 123. Diese Nummer umfaßt IS Selten. Außerdem liegt das achtseitige illustriert« Sonntagsblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Die österreichische Delegation Hot den Voran schlag für die Kriegsmarine, sowie di« erste Rate des auf fünf Jahr« zu verteilenden Kre dits von 426 Millionen genehmigt. Der Premierminister von Neuseeland sprach sich für die Aufstellung einer großen Schlachtschtfflott« im Stillen Ozean durch Kanada, Australien, Südafrika und Neuseeland aus. Bet dem Untergang deS Dampfer» Empretz of Ireland sind nach den neuesten Meldungen 1 vS 0 Personen ««gekommen und SS7 geret tet morden.*) * Di« in Rußland gelandeten und festgehaltenen deut schen Fliegeroffiziere sind entlassen worden und noch Deutschland -urückgekehrt.*) Vor ehemalige russische Minister des Innern Generaladjutant de» Kaisers, Fürst SW tato- polk-MirSkh, ist gestorben. In Skutart fand eine Versammlung von Ma lissoren und Mtriditen statt, die sich de- rett erklärten, gegen die aufständischen Anhänger Essad» zu marschieren.*) -I sl.r« LU a»d««e Sl»ll«. HW" Mutmaßliche Witterung am 31. Mat: v-ränder. liche Luftbewegung, mH st heiter, Temper rtu, wenig geän dert, vorwiegend trocken, Gewitterneigung. "WO gum Pfingstfest. 'S? Die Pfingstglocken lassen, zwar noch nicht die ganze Welt, wohl aber doch den größten Deil der zivilisierten Menschheit einmal auifhorchen aus dem Lärm de* Alltags nach den schönen feierlichen Klängen au» einer höheren Sphäre. D>e Erinnerung an die Gründung der christlichen Kirche bedeutet zugleich eine Erinnerung an das letzte und höchste Ziel aller irdischen Kulturarbeit; an die Gemein, schäft der ganzen Menschheit, und so lädt denn da» Fest ein, sich einmal darauf zu besinnen, wie weit wir inzwischen auf diesem Wege gekommen sind. Gttwliß, von der Gemein schaft der Heiligen sind «vir noch reichlich weit entfernt. Sonnabenä. 30. Mai 1S14. Aber besteht nicht andererseits doch schon eine Menge tapfer erkämpfter, fleißig erarbeiteter und klug erdachter Gemeinsamkeit -Über die ganze Erde hin? Ist es nicht immerhin schon «in wunderbar«, und packendes Bild, diese wachsende Kulturgemetnschaft, die sich in wenigen Jahrtausenden über Kontinente und Meere hin gebildet, und in immer feinere Verzweigungen au-gestaltet hat? Stet» weiter und weiter werden di« Kresse, in denen sich menschliche Interessen miteinander verbinden, stets fester und fester werden, di« Bande, di« van Doll zu Doll, von Erbteil zu Erdteil sich schlingen, geistige und «materielle Bande, TelephorvdvLht« und.Eisenbahnschienen, Wertpapiere und Schiedsgerichtsoerträge, Gedanken und Melodien. Mrd diese wachsende Gemeinschaft bedeutet doch gleichgeigtig auch immer feiner« Differenzierung, immer charaktervollere Vereinzelung, denn Kultur ist nicht Schablone, sondern reiches, mannigfaltiges Leben. Deutlicher treten heute di« Dolkscharakteur« auseinander trotz des regen Verkehrs schärfer hoben sich di« Jndiiv^duen gegeneinander ab, trotz der engeren und vielfacheren Beziehungen. Einheit und Mannigfaltigkeit, gehören zusammen. In beiden Rich tungen wirkt da» Leben sich au». Wo man im schwachen ersten Keim noch kaum Ansätze findet, da zeigt der «oll ausgewachsen« Baum di« grundverschiedenen Formen von Holz und Rinde, von.Blatt und Blüte, von Frucht und Sam«n. Und doch wird diese Fülle der Organe und Ge stalten van dem einen inneren Prinzip de» Leben» zulfam- mengehalten. Di« Weltkultur ist nicht» andere», al» ein solcher gewaltiger Baum. Sein Wachstum zu sehen ist eine Freude. Für sein Wunder da» recht« Verständnis zu haben, ist amch «ine Andacht. Da» Ideal der Welt- oryanisattan, der Mmschheittwereinigung lebt nicht >unp sonst aus Erden. So dürfen wkr wohl Pfingsten feiern. Die Rückschau auf getan« Arbeit gibt un» Hoffnung für die Zukunft. Sie gibt uns auch Erduld, wo «uns dl!« Größe der noch bevorstehenden Aufgaben manchmal erschrecken will. Sie gibt uns Geduld, weil sie uns das ruhige Vertrauen ein flößt, daß der Baum eben dach einmal sein« reisen Frücht« tragen wird, auch wenn er sie nicht gleich in den erstech Sommern hervorbringen kann. Alle», was organisch wachsen will, braucht sein« Acht. Auch die Organisation der Menschheit läßt sich nicht übereilen. Läßt sich nicht mit künstlicher Gewalt von heut auf morgen erzwingen. Mm Pfingstfest vor hundert Jahren feiert« man die ge glückt« Abwehr von Napoleon» Meltherrschastsideen. Denn auf diesem Wege wollte die Menschheit nicht zu ihrem Ziele kommen. Als blindgehorchende Sklaven gegenüber der Will kür eines Einzelnen, und wenn es auch ein Genie war, wollten die Menschen sich nicht verbrüdern. So mußte der Kors« scheitern an den idealen Mächten, die «r zu An recht so gering geachtet hatte. Und da» Pfingstfest vor taufend Jahren fiel in di« Zeit, wo das Karolinger weltreich in Trümmer -eckiel, wo aus diesen Trümmern 9. Jahrgang. di« Ottonen da» neu« christliche Weltreich zu schaffen an- sfingen. Und auch diese Weltreiche konnten sich nicht halten. Mit dem Schwert in der Faust ließ sich selbst der frömmste Kirchenglaube nicht gum wirklichen Gemeingut der Mensch- h«,it machen. Dile mittelalterliche sKaiserpracht hat ihre Früchte getragen, reife und schöne Früchte, an denen wir heute noch uns freuen, aber Mr di« Vollendung der Welt organisation war auch sie nicht reif. Dorzweitausend Jahren da» Römerreich! In ihm wurde da» Samen korn der christlichen Idee an jenem echten Pfingstfest ge- legt. Und diese Idee war stärker als allo Waffen und Künste des weltbeherrschenden Bolle». Denn während auch das Römerveich an dem Problem der flMtorganisiation scheiterte, wuchs jene Idee durch allen Wechsel der Zs'ten zu der Kultur von heute sich aus. Das» darf Nicht Mut geben, auf die Pfingstfest« noch tausend und-abertausend Jahren zu hoffen? Und über den Jahrtausenden schwebt die Ewigkeit! Und wenn wir uns die auch Nicht aus denken können, so ist es doch gut, in feierlichen Stunden sich ihres Daseins zu erinnern. Sie hilft der Seele wahr« Feste feiern. Mittelstanäshilfe. (Don unserem Berliner S - Mitarbeiter). Der neue preußische Minister de» Innern, Herr d. Lo«b«ll hat sich diestr.Tag« im Herrenhaus mit «etnttr Programmrede vorgestellt, die «in» bedeutsam« Stell« «her Mittelstand-Politik entMt. E» sei hohe Zeit, so sagt« er, «in« Sozialpolitik für den Mittelstand zu treiben, der vielfach unter oiol schwereren Bedingungen seine «Meng find« al» der Arbettttstand. Er werde al» Minister all« sozialpolitischen Fragen danach beurteilen, Me, sie auf dm Mittelstand wirken^ «nd er «omde sich -»mühe», die Lasten de» Stande» zu mildern und sei« Rechte itn «0»« Umfang zu «chatte». Diese AusMhrrvngnr wurden i« preußischen Herrenhaus sch, Leffällig achgenmnmen und werden auch ich Land« allgemeiner Zustimmung begegnen. Dem Mtetlstande, da- ist jetzt endlich Erkenntnis aller sozialpolitischen «nd parteipolitischen Kdeise de» Bürger, tum» geworden, muß geholfen werden. Mit ochsehMen- dem »«dauern über die mittefftandsgekährdende - Ent- Wickelung unsere» neuzeitlichen Wirtschaftsleben» oder mit guten Ratschlägen zur Selbsthilfe ist es nicht mehr getan. Handwerker und kleine Kaufleute haben Anspruch aüf ge- setzlichrn Schutz und gesetzliche Unterstützung, so gut wie die Arbeiter, die seither in reichem Mähe sozialpolitische Fürsorge durch di« Gesetzgebung gefunden haben. Auch dar. über ist man einig, daß sich die gesetzliche Mittelstand-Hilfe nicht in einigen Eingelgesetzen erschöpfen dalrf, sondern einen ganzen Komplex von Maßnahmen und Eingriffen erfordert, di« in ihrer Zusammenwirkung erst di« «rnsten-Gefahren beseitigen können, Vie der Großbetrieb unserer modernem Wirtschaftsweist heraufbeschwört. Leider fehlt es aber bei Die Pstngstpreäigt. Skizze von Käte Lubawecki. Ja, Herr, sagte der alte Kutscher Friedrich Banse mann zu feinem Herrn, dem 'Oekonomierat Winter auf Turow, mit unserm Fahren heute zur Mingstkirch« wird das wohl nichts wenden. Der.Ltuckufftzer Karaufchenteich ist über Nacht in unseren Lehmjwsg gekommen, und au» . dec Brühe kämen wir ja wohl mit dem schweren Landauer mein Dag nicht rau»! — Durch di« breite Gestalt de» Tvrower Herrn fuhr es wie ein elektrischer Schlag. Wer sält zwaiuzig Jahren an da» Beschien so gewöhnt war, wie er, der nimmt es allemal krumm, wenn etwas nicht nach seinem Willen gehen soll. Freilich hätte «r wissen sollen, daß ihm aus Luckwitz noch eine besondere Pfingst- Überraschung kommen würde. Denn der Dtckkopf von Mar- jell, der da drüben wie ein Mann regiert« und Roggen und Weizen baute, daß es «ine Lust gewesen wär«, da» anzusehen, wenn e» keinen Reid auf dieser Melt ge- geben hätte, konnte ja wohl selbst am heiligen Pfingst. » fest nicht nachbarlichen Frieden halten. Der Oekonomierat dachte, trotz aller Empörung, an seine jungen, behenden Schwarzen, an den sauber gewaschenen Landauer, und nicht zuletzt an sich salbst, und gab, so sehr ihm die» auch gegen den Strich ging, dem Karauschenteich innerlich nach. Frei lich wollte er nicht sofort klein worden. Jh, Friedrich, sagte er bedächtig, so schlimm wird e» wohl wieder nicht fein! Wer hat es denn überhaupt gesagt? — Da» gnädig« Fräulein hät selbst herüdevgejschtcktl -- Wa» ist bestellt worden? Friedrich Bansemann näherte sich vorsichtig der Tll'', denn er kannte da» schon. Wenn dieser Name fiel, geriet se'n Herr regelmäßig aus dem Häuschen, und e» war immer besser, wenn er sich «inen schnellen Rückzug sichert«: Sie ließ heute früh Vurch «inen Boten melden, daß der Landweg zur Kirche bloß Mr Fußgänger passi«r- bar wäre. Ihr Milchwagen hätte «in« gange Stunde drin gelegen, und achtzehn Leute hätten arbeiten müssen, daß er wieder aufs Feste gekommen wäre. — Soo! sagte der Turow.'.r Herr noch einmal, senkt« den Kopf mit den klugen, leidenschaftlichen Augen ein wentg und dachte nach. Sollte er wirklich wieder diesem Madel nachgeben, nach ihrer Pfeif« tanzen, er, der doch ganze zehn Jahre älter und zwanzig Jahre verständiger als sie.war? Ra, da» ging in diesem einen Falle wohl nicht gut ander«. Doch — ihr nachgehen, hieße vor sich selbst den Respekt ver- lieren. Da» ging erst recht nicht! Mine Süttchen auf Durow, nee, du. da» geht wirklich nicht! Ich bin de Herr und will es bleiben. Wir können uns nun beide mal nicht ausstehen. Jawohl! Fünfzehn Jahre ehrlicher Feindschaft haben da» zur Genüge hargetan. Du sollst doch mal sehen, daß ich auff deine Botschaft, deinen Ka rauschenteich und meinen Lehm pfeife. Denn eine Pfingst. prevlgt muß ich haben! — Friedrich, sagt« «r plötzlich hell und scharf, da» sind ja aste» Redensarten! Wir fahren doch! Wir fahren! Die Pfingstprcdigt muß sein, mein Sohn, merke dir da». Anspannen l Und sie fuhren in den sanften Schckn des jungen Pfingstsonntag» hinaus. Zuerst ging es recht gemütlich. Aber nicht lange, dann spritzte ein gelblicher Schlamm um dl« feinen Fesseln der Gäule. Und noch ein wenig später geschah es, daß der Lehm, dem Eigensinn des Herrn all« Ehre machend, den Oekonomierat und sein Zubehör fest- hielt, daß kein Gedanke an «in« selbständig« vefr«rung war. Et« faßen genau so fest, M« der Milchwagen ein paar Stunden vorher. Da» ist «ine nette Bescherung, Friedrich vansemann.! — Je«, Herr, da» ist sie wohl! Wenn «ir un» man wa» -um Mittag mitgenommen hätten! — Mach« jetzt kein« Witze! Steh« lieber zu, ob sich die Achsen nicht losdrehen wollen. —- Kein Gedanke daran! Mit gesenkten Köpfen standen die jungen, feurigen Gäule da, der Lehm kitzelte bei jeder ihrer Be wegungen an ihre Weichen empor. Da» ist ja ein« feine Pfingsftnedigt! knurrte der Oekonomierat, steig« mal ge- fällest oom. Vock und rufe ILM H lfe. Friedrich Banse mann tat es, aber es half nicht». Bloß Vie Krähen fchri-n eine krächzende Antwort, und ein WWard stand fester al» zuvor in der silbrigen Luft. Plötzlich ging ein Leuch ten über da» Gesicht de» Oekonomierate»: Da — hinten — kommt wer! Ra, schön! Da haben Mr wenigsten» die Hoffnung, noch mal hier rmwzufinden. Al» die eilige Gestalt, die sicher und geschickt auf dem schmalen, trockenen Streifen am Grabenbord daherkam, auf hundert Schritt heran war, ächzte der Oekonomierat auf. Das war wahr- haMg Mene Lüttjen» au» Durow! Aeeehhh! E» half alle» nicht» dagegen. Sie blieb es auch Ms st« gan- nahe an der Unglückttstell« war, hackte sie ein«n kurzen Gruß hinüber. Hat mein Bote nicht» ausgerichtet? fragte sie mit klingender Stimme. Jawohl, hat er schon! ant- wartete der Turower Herr kurz, aber ich bim noch au» der alten Schule, und kann ohne Pstnglstpredigt nicht recht fertig werden! Herankommem könnt« sie nicht. Sie Lli«L also ruhig stehen: Meine Leute sind leider lalle schon unlerweg» zum Gottesdienst, Herr Oekonomierat. Di« paar Alten und Gebrechlichen können hi« nicht» ausrichten. Es ist wohl am besten, Sie lassen di« Pferd« aLWrren. und gehen alle vier nach Haus«! Da schrieb ste ihm schon wieder «twa» vor! Eine rote Flamme schstP dem Oekono- mterat über da» Gesicht. Ich werde tun, wa- mi!r beliebt, Fräulein Lüttjen»! Et« nickte ruhig: Da» können St« ja! Sonst würde ich St« gebeten haben, einstweilen in mein Haus zu gehen, di« Gäule ordentlich vb-ureiben und sich selbst etwa» von dem ausgestandenen Schrecken zu er holen, eh« Ste nach Durow zuirückkehren. St« können «» ruhig tun, Herr Oekonomierat. Ich stör« Ste nämlich nicht. Ich muß ins Dorf mit einem wichtigen Brief. Der Turower Herr Hatte sich plötzlich von dem weichen tiefen Sitz emporgerafft und mar mit einem mäHigen Sprunge drüben neben der hohen, stolzen Gestatt. Ich werde mich -u Fuß nach der Kirche gehen, «nd di* Schm«-«, «nd Friedrich können allein nach Haufe gehen. St« iah ihn von der Sette an. Gin leis«» Veden war um thrv «ollen Mv-d. ' «rotzige, «EHn*^ hinter dem «in Magen