Die ältesten Verfahren der Erzeugung technischen Eisens durch direkte Reduktion von Erzen mit Holzkohle in Rennfeuern und Stücköfen und die Stahlerzeugung unmittelbar aus dem Eisenerz
Titel
Die ältesten Verfahren der Erzeugung technischen Eisens durch direkte Reduktion von Erzen mit Holzkohle in Rennfeuern und Stücköfen und die Stahlerzeugung unmittelbar aus dem Eisenerz
5. Der Hinweis auf die hohen Kosten der Stahlerzeugung durch die Material verluste ist offensichtlich dem oben behandelten echten Aristotelestext ent lehnt. — So verstand es der Verfasser übrigens an manchen Stellen, seinem Machwerk den Anschein des Echten zu geben! 6. Das schimmernde „Stahlblau“ mußte natürlich als besonderes Kennzeichen gewertet werden, da gewöhnliches Eisen stumpf und grau erscheint. — Die Bemerkung, Stahl sei rostbeständig, ist natürlich nur relativ zum Eisen richtig, will aber auch kaum absolut genommen sein. 7. Eine abschließende Bemerkung, die auf die sehr kurze Äußerung über die richtig beurteilten Verwendungsunterschiede für Stahl und für Eisen folgt, sagt dann noch, man habe die Qualität des Stahls nach dem Klang beurteilt, den er beim Hämmern ergab. Erscheint uns dieses Kriterium auch reichlich zweifelhaft, so mag es damals bei langer Übung einen gewissen Anhaltspunkt für die Qualitätsbeurteilung gegeben haben. Die natürlichen Kennzeichen ha ben eben überall den „technisierten“ Materialprüfungen weichen müssen — umgekehrt, solange es keine Brinellprobe gab, mußte man andere Mittel be nutzen. Wie weit die technischen Kenntnisse und Interessen des Verfassers der „Verwunderlichen Geschichten“ gingen, ist aus den zitierten Stellen unge fähr zu sehen. Wie weit seine Nachrichten über die Chalyber zuverlässig sind, ist dagegen schwer zu sagen. Vielleicht übertrug er unberechtigt die in entwickelteren Ländern üblichen Verfahren in das Land der Chalyber, weil sie als Meister in der Erzeugung von Eisen und Stahl galten. Aber auch bei dem echten Aristotelestext sind die gleichen Fragen zu stellen, und sie führen überall auf noch schwierigere Fragen, wo immer man es mit alten Quellen zu tun hat. Es ließen sich aus dem antiken Schrifttum gewiß tau send Stellen herausziehen, die irgendwie von Eisen und Stahl sprechen, je doch wäre der daraus erzielbare Gewinn gering. Wir sehen immer wieder, wie eng leidlich gute Beschreibungen einzelner technischer Vorgänge und Einrichtungen mit ganz unbrauchbaren Mitteilungen verbunden sind — und auf eine Häufung von Zitaten kommt es in diesem bewußt so knapp wie möglich gehaltenen Beitrag nicht an. Außer den Texten hat uns die Antike ■— in gewissem Umfang sogar schon der Alte Orient im Bereich der Keilschrift — noch ein weiteres Hilfs mittel in die Hand gegeben, aus dem wir über Arbeitsvorgänge das eine oder andere erfahren. Es gibt nämlich sozusagen nach Branchen zusammen gestellte Spezialverzeichnisse der einschlägigen Fachausdrücke, die zwar nicht besser als die hier gebotenen Textproben sind, jedoch wenigstens einige Einzelheiten beisteuern, so daß wir uns ihnen nunmehr zuwenden müssen.