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griechischen Text, sondern nach einer arabischen Übersetzung gemacht; schon damals war der griechische Originaltext verloren und nur die ara bische Übersetzung lag noch vor, die jedoch inzwischen auch vernichtet worden ist. Der Verlust des für uns hochinteressanten Textes im Verlaufe der Zeit ist wohl dadurch begründet, daß die Vorschläge dieses Ingenieurs nach und nach veralteten. Die folgende Stelle ist recht aufschlußreich und läßt uns den Untergang so vieler antiker Werke doppelt empfinden: Die (ergänze: vortreffliche) Bearbeitung der (soeben erwähnten) Klin gen wird an den sogenannten keltischen und spanischen Schwertern deut lich. Will man diese auf ihre Brauchbarkeit prüfen, ergreift man das Schwert mit der Rechten und legt es sich auf den Kopf, zieht seine Klinge auf beiden Seiten herunter, bis es die Schultern berührt. Dann läßt man es empor schnellen, indem man mit beiden Händen losläßt. Losgelassen richtet sich die Klinge wieder gerade und kehrt in ihre Ausgangsform so zurück, daß sie keine merkbare Biegung aufweist. Man mag dies noch so oft tun, so blei ben die Schwerter doch gerade. Darum wurde untersucht, worauf die vorzügliche Elastizität dieser Schwerter beruht. Bei der Untersuchung fand man zunächst, daß das Eisen so rein war, wie es nur irgend anging — sodann, daß es aus dem Feuer kam, ohne daß irgend eine fehlerhafte Stelle (ömXörj) oder eine Aufbau- chung an ihm haftete. Die Eisenart war eine, die weder allzuhart noch all zuweich war, sondern eine Mittelsorte. Danach waren die Klingen kalt gehämmert worden und wurden großartig. Und zwar lag die Kunstfertig keit, so elastische Klingen herzustellen, in folgendem Kniff: Man darf sie weder mit großen Hämmern noch mit heftigen Schlägen ausschmieden, denn gewalttätige und grobe Schläge, so fand man, ver ändern die Struktur (ovßfioc), und wenn sie in tiefere Lagen (des Stahles) dringen, werden die Klingen zu spröde, so daß sich die (zu fest) gehämmer ten Klingen umbiegen, wenn jemand darauf schlägt, oder daß sie bei An wendung von Gewalt sogar zerspringen, da sie im Ganzen nicht mehr nach geben können, und zwar, weil sie in ihrem Gefüge (rdnos) zu starr gewor den sind und nun starr bleiben. Man denkt bei dieser Schilderung unwillkürlich an die berühmten Klin gen von Toledo. Verwunderlich ist nur, wie die Kenntnis der hochentwik- kelten Metalltechnik Spaniens und Frankreichs schon so früh nach Alexan dria kam. Diese drei Beispiele aus antiken Texten zeigen, wieviel oder wie wenig uns von den Griechen über Eisentechnik im allgemeinen und im besonderen