Die ältesten Verfahren der Erzeugung technischen Eisens durch direkte Reduktion von Erzen mit Holzkohle in Rennfeuern und Stücköfen und die Stahlerzeugung unmittelbar aus dem Eisenerz
Titel
Die ältesten Verfahren der Erzeugung technischen Eisens durch direkte Reduktion von Erzen mit Holzkohle in Rennfeuern und Stücköfen und die Stahlerzeugung unmittelbar aus dem Eisenerz
1 Dolch, gemacht aus ha-bal-ki-nu (Stahl) 10 giakatu (?) [Messer?], gemacht aus ha-bal-ki-nu (Stahl) (Keilschrifttexte aus el-Amarna XXII, 1. 32; III, 49 u. 6) Der Brief ist ein Verzeichnis der Geschenke, die der König Tusratta von Mitanni an den Pharao Amenophis III. (1413—1375) geschickt hat. Darin werden außer den „Stahl-Dolchen“ auch „Eisen-Dolche“ erwähnt, so daß es sich bei diesen habalkinu-Geräten um besonders wertvolle Geschenke han deln muß, da die Anzahl der zum Geschenk über sandten einfachen „Eisen- Dolche“ größer ist. Völlig offen lassen wir die Frage, ob das Wort habalkinu mit dem grie chischen XäXvße? irgendwie in Verbindung gebracht werden kann. Be kanntlich sind nach der griechischen Sage die „Chalyber“ die Erfinder des Stahles und ungefähr dort (vielleicht noch etwas nördlicher) beheimatet, wo auch das Reich Mitanni einst sich ausdehnte. Da habalkinu aus einem Lande kommt, in dem die Eisentechnik sehr früh entwickelt wurde, ist es nicht unmöglich, daß man bereits im mitannisch- akkadischen Kulturbereich die Härtung des Eisen einmal beobachtet hat. Das sonst nicht belegte Wort kann ein Zufallsprodukt bezeichnet haben und hat wieder verschwinden müssen, nachdem die zufällige Erzeugung von Stahl nicht mehr gelang. So taucht zu einem unerwartet frühen Zeitpunkt (um 1375) bereits die Frage nach der Stahlerzeugung auf. Wenn wir die Bedeutung habalkinu = Stahl als richtig ansehen, so ist damit nicht geklärt, ob und wie man bewußt Stahl erzeugte. Es ist unmöglich, ein Datum anzugeben, wann die Härtung des Stahls durch Ablöschung aufgekommen ist. Ob im mitannisch-hethitisch-akkadi- schen Kulturkreis „habalkinu“ durch Ablöschen erzielt wurde, ist ganz un gewiß. Indische Nachrichten kommen im Rigveda darüber in den zweifellos alten Teilen dieses großen Werkes nicht vor. Die jüngeren Nachrichten, die später in die alte Dichtung hineingeflochten wurden, sind sehr schwer zu datieren und reichen kaum über das erste Jahrhundert vor unserer Zeit rechnung hinauf; das gilt auch für den übrigen Vedanta. Griechische Quel len sprechen allerdings den Indern die Kenntnis des Stahls zu. Sie behaup ten (Quintus CURTIUS RUFUS IX. 39 nach KTESIAS), daß der indische König 100 Talente Stahl als Geschenk an ALEXANDER den Großen sandte. In der damaligen Zeit sind 2600 kg „Eisen“ keinesfalls ein „königliches“ Geschenk — also dürfte es sich tatsächlich um „Stahl“ besonderer Qualität handeln. Doch rücken wir damit schon in historisch so gut beglaubigte und technisch so weit fortgeschrittene Zeiten hinein, daß wir auf weitere An gaben unter Verweis auf die Literatur verzichten können.