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1. Vellage zu Sft. 48 de« »an Tageblatt» und Anzeiger» für da» Erzgebirge. EonnaLeud, de« LI. Februar 1S14. LbwstSkmg hat eigentlich nur historischen Mert. Sie geigt den abstoßendsten Schmutz in Wort und Bild, der nachgerade in Deutschland nicht mehr an die Oeffent- lichkeit dringen kann: Blätter von der Art de» glüch- licherweis« der Vergangenheit angehörigen Kleinen Witz- Rohheit und Niedrigkeit, Perversitäten, deren Andeu tung schon für jeden gesund empfindenden Menschen mit blatte», Photographien au» Pari» von unglaublicher Schamlosigkeit gleichbedeutend ist. Hier bleibt der Ge setzgebung MN Glück nicht» mehr zu tun übrig. Die Ausstellung soll demnächst auch dem Reichstag« zu gänglich gemacht werden. Da» kann man nur begrütz ßen. Denn wenn mit Gesetzesparagraphen auch nicht all« Schund und Schmutz beseitigt werden kann, so kann doch wenigstens da» gröbste von allem der vesfentlichkeit entzogen und damit für den gefunden Teil der Bevölke rung schadlos gemacht werden. Neues aus aller Welt. trumssührar. ^egen d^rwum^Vörfi^den de» bah- rischen Zentrum» Held ist von einem Fabrikbesitzer in Solingen Anzeige wegen angeblichen Meineid» erstat tet worden. Li« Kammer hat die Einwilligung zur Strafverfolgung erteilt, um dem Abg. Held Gelegenheit zu geben, sich bald der schweren Anschuldigung gegen über zu rechtfertigen. . « Di» Besserung im Schind«» der vom Automobil- WchM betrvsfeuen geutrumsabgeorvnete« ist in ständi gem Fortschretten begriffen. Ter Reichstagsabgeordnete Pütz ist bereit» au» dem Krankenhaus« entlassen worden. Auch da» Befinden de» gleichzeitig verunglückten Reichst- tag-abgeordneten Hebel hat sich derart gebessert, daß seine voll« Genesung in naher Aussicht steht. * Untergang zweier Tampfer. Der Altonaer tztsch- Kämpfer Scholl« ist in der Nacht zum Donnerstag in der Nordsee vermutlich auf ein Wrack gestoßen, leck ge sprungen und gesunken. Die Besatzung wurde von ei nem schwedischen Dampfer gerettet und nach Rotter dam gebracht. Kerner ist der Bremer Dampfer Ko- rell e, der vor zwei Monaten zur Ausreise nach Is land in Dee gegangen war, mit seiner gesamten Besatz ung) von dreizehn Mann gesunken. * Lchnoesturm in Südwestdcmtschland. In dem Schwarzwald« und in den Vogesen herrscht ein heftiger Schneesturm. Die Temperatur sank auf dem Feldberge und auf dem Belchen auf 7 Grad unter Null. Der Neuschnee liegt 10 bis 1ö Zentimeter hoch. * Die schwarze« Pocken in Breslau. Nachdem am Sonnabend abend bei einem Handwerker im Allerheili gen Hospital in Breslau die schwarzen Pocken festge- stellt worden sind, wurden gestern in derselben Anstalt bei einem Mann, der um Aufnahme bat, ebenfalls schwane Pocken festgestellt. Im Hospital sind sofort alle Maßnahmen getroffen worden, um der verheerenden Krankheit entgegenzutreten. Das gesamte Personal der Anstalt, etwa dreihundert Personen, mußte sich einer Schutzimpfung unterziehen, desgleichen alle Kranken, zirka 850, soweit ihr Gesundheitszustand Vies erlaubte. » Explosion pfteor Dampfturbine. Im städtischen Elek trizitätswerk in Frankfurt a. M. explodierte gestern nachmittag eine neue Dampfturbine, die ausprobiert werden sollte. Die fortgeschleuderten Stücke trafen einen Teil der Bedienungsmannschaft. Schwerverletzt wurden der Mannheimer Ingenieur Köhler, der Ober maschinist Karl Schneider aus Niederrad und der Maschi nist Henne aus Frankfurt, leichtverletzt wurde der vbermaschinist Körte. * Eft» rBmrrütlgar Sünder. Der Rechtsanwalt Donadita teilte der Mailänder Staatsanwaltschaft mit, einer seiner Klienten habe ihm mitgeteilt, daß er 50000 Lire gestohlen habe. Er sei bereit, diese gestohlene "Summe in der Hauptsache zurüötzuerstatten, schlichtes Kreuzt Es war mitten"in"der igrünemden und blühenden Wiese errichtet, kein Heiligbild hing daran, nur das schwane Holz starrte unheimlich in die lachende Natur hinein. Dort ist einmal ein Mord geschehen, erzählte er. Ein Bursche hat den anderen bei Hellem Tage aus Eifersucht er schlagen. Jetzt sitzt der arme verblendete Kerl im Kerker. Sie nickte, sie kannte die Geschichte. Man erzählte sich, daß der Ermordete der Bräutigam der Stassy gewesen sei, und seit seinem Tode habe sie das lockere Leben begonnen. Wie sie noch so wanderten, kam ein Wagen hinter ihnen auf dem Fahrwege daher. Aw er an ihnen vorbeifuhr, er kannten sie Stegmund allein ifw jenem Einspänner, den ihnen Gregor Semmler vorhin angeboten hatte. Siegmund ließ sofort hatten und sprang heraus. Fahren Sie doch mit mir, rief er lustig. Sie sehen ja schon ganz erschöpft aus, Frau Jolanthe. Danke, ich gehe lieber. Ihr« Kälte schreckte ihn nicht ab. Er ging neben ihnen und ließ den Wagen langsam folgen. Augenscheinlich schien er nicht die Absicht zu haben, sie vorläufig Lu verlassen, bi» Jolanthe schließlich kurz sagte: Wir wollen Sie nicht aufhatten, Herr Reutter, Sie haben Ihren Wagen bezahlt uNd nehmen! jedenfalls einen anderen Wog. Sie war an einem Fußpfade, der Mer die Wiese lief, stehen geblieben und gab Henning ein Zeichen, ihr zu folgen. Ich scheine zu stören, meinte Siegmund ironisch und verabschiedete sich, Al» er wieder im Wagen saß, grüßte er übermütig und lehnte sich dann nachlässig in die Polster. Jolanthe schritt eilig über die Wiese. Henning folgte. Endlich faate er: Wo wollen Eie eigentlich hin? Nun blieb sie stehen und holte tief Atem. Lo» — wollt ich ihn sein! Aber wie kann man so unkurragiert fein und sich auf die Wiese flüchten! Der lockere Bogel kann Ihnen doch nicht» mehr anhaben, nicht wdhr? doch müsse er darauf bestehen, 10000 Lire Mr sich zu behalten (I). Außerdem müsse ihm völlige Straft freiheit zugesichert werden. Die Gerichtsbehörden be schäftigen sich zurzeit noch mit der Angelegenheit. » Tiabftstchl wartvoller Kunstwort« kn Britisch«» Vft»- stRnr. Au» dem Britischen Museum in London sind, wie jetzt bekannt wird, vor einiger Zett Mehrere wertvoll» Kunstwerke gestohlen worden. Der Diebstahl wurde bis her geheimgehalten, um die Nachforschungen der Polizei zu erleichtern. Gestern wurde tn Part» ein Mann verhaftet, bei dem man die gestohlenen Gegen ständ« vorfand. * Auf der Jagd ertrank«». Graf Anton von Ga- nah,der Sohn de» französischen General», ist, wie au» Tunis gemeldet wird, auf einer Entenjagd auf dem Jlchensee in der Nähe von Ferrhville ertrunken. Da» Boot, in dem sich der Gras befand, kippte plötzlich au» noch unaufgeklärten Gründen um. * Schüler al» SaecharWchmuggker. Mu» Konstanz meldet ein Telegrammr In Konstanz wurde tn den letz ten Tagen eine Anzahl junger Leut«, Techniker und Oberrealschüler, verhaftet, well sie einen schwung haften Sacchartnschmuggel betrieben. * Festnahme eines flüchtige» Defraudanten. Einer nach Nordhauser» gelangten Meldung zufvlge wurde ge stern -der frühere Yürstltch-Stolbergsche yorstkassenren- dant Wolff aus Jlselv, der im Sommer vorigen Jahres nach Unterschlagung von 500000 Mark flüchtig wurde, in Dortmund verhaftet. Er war daselbst von einem Nordhausener Einwohner erkannt worden, der seine Festnahme veranlaßte. * Explosion in einer englischen Tynamitsabrik. Bei einer Explosion iy der Dhnamitfabrik von Nobel tn Ardeer bet Glasgow wurden siebenPersonenge- tötet und mehrere verletzt. Tie Dynamitexploston hat auch beträchtlichen Schaden an allen Gebäuden der Fab rik angerichtet. Unmittellar nach der Explosion im Mischraume flog noch ein kleines Mustermagazin in die Lust. In der Umgebung des Werkes herrscht schreckliche Verwüstung. Tie Detonation soll 40 englische Meilen weit hörbar gewesen sein. Die Ver letzten wurden mittel- SonderzugeS ins Krankenhaus geschafft. * Indische Räuberei«». Wie eine englische Zeitung mellet, hat «in Angriff aus das Blockhaus bei Attoe Bridge stattgefunden. Bewaffnete Polizei leistete den Eindringlingen Widerstand, die sich nach einem mehr stündigen Scharmützel zurückzogen. Sie beabsichtigen in den Nächsten Tagen einen wetteren Angriff. Ein« Ab teilung Artillerie wird bereit gehalten. * Hungerstreik im Gefängnis. Im Gefängnis tzu Baku traten die politischen Gefangenen vor sechs Tagen in einen Hungerstreik. Bisher hat keiner der Gefangenen Speise oder Trank zu sich genommen und man befürchtet, daß einige Hungers sterben werden. Der Stadthauptmann ordnete die zwangsweise Er nährung der Gefangenen an, die zu dem verzweifel ten Hilfsmittel griffen, weil sie die schlechte Behandlung durch die Gefängnisverwaltung nicht länger ertragen und die Entlassung des GefängniSchef» durchsetzen wol len. Gerichtssaat. * Graf MieAzhnSkt unter der Anklage de» doppelt«» Totschlags. Vor dem Meseritzer Schwurgericht begann am gestrigen Freitag die Verhandlung gegen den Reichs tagsabgeordneten Grafen Matthias von MielzhnS- ki, der unter der Anklage steht, seine Frau Fettete und seinen Neffen, den Grasen Alfred von MianzhuSki, im Affekt getötet zu haben. Damit soll ein Familtendrama aus dem polnischen Hochadel seine Sühne finden, daS wegen der Stellung des Angeklagten sowie seiner Opfer, ferner wegen der Beweggründe zur Tat und des ganzen Milieus sich zu einem überaus erschütternden Kriminal- Ja, ja, -Sie'hahen recht rot« immett Ich muß auch das Mutigsein erst wieder lernen. Langsam schritten sie zurück unp kamen erst Lei Sonnen untergang in Berchtesgaden wieder am. Die Pfarrerin erwartete !ste mit sorgenvollem Gesicht. Sie erzählte, es sei aus der Billa Eldorado soeben ein Brief angekommen, Eberle habe ihn geöffnet, er sei im ihrem Zimmer und erwarte sie. Als Jolanthe zu dem Bruder dorthin ging, legte es sich ihr wieder beklemmend aufs Herz: Was würde Lothar ersinnen, um ihr den Schritt schwer zu machen? Und daß er dieses versuchte, war selbstverständlich. Eberle saß ganz verstört am Tisch und sprang wie erlöst auf, als sie eintrat. Er hat geschrieben, stieß er mühsam hervor, daß heißt, er hat diktiert — weil er von roher Hand, wie er das nannte, so zugerichtet sei, daß er schwer darniedcrliege — und Hertha hat schreiben Missen — Anthe, und sie hat ge schrieben, was er wollte. Er rang ordentlich nach Atem, al» er das sagte. Sie Überflog den Bries mit der steilen kalten Hand schrift und legte ihn schweigend auf den Tisch Und das wagt der Kerl, dir -uzumutem, jetzt noch — bei ihm zu bleiben -- und dich an ein Versprochen zu erinnern, da» du gegeben hast um Herthas willen — und sie schreibt diese unverschämten Worte, alle selber — ganz mechanisch und gehorsam nieder. —- Und die gemein« Drohung zum Schluß, du würdest diesen Schritt bereuen, da» Recht sei gegen dich. Und da» alle» läßt er da» ahnungslose Kind schreiben Anthe, ist es nicht entsetzlich? Er preßte die Schläfen mit den Fäusten und stöhnt«. Tinen solchen Brief habe ich erwartet! Hertha hat immer getan, was er sagt«, so war es von Anfang an. Uber dabei geht sie ja seelisch zu Grund«, Anthe! Mi« leid tat er ihr tn seiner Verzweiflung, und «» konnte doch niemand helfen. Allmählich wurde «r ruhiger. Er steckte den Brief zu sich und sagte: Ich werde darauf antworten. E» gcht das fall gestattet hat. Zur Untersuchung seine» Geisteszu stände» war der Angeklagte nach Berlin tn die Ehartte« gebracht worden, wo ihn Geheimrat Leppmann unter suchte. Wte «» heißt, hat der medizinische Sachverstän dige Moment«, die eine Strafausschlteßung herbetfüh- ren könnten, nicht gesunden. Den Vorsitz im Ge richtshof führt Landg«richt»dtrektor Eonteniu», di« Anklage vertritt Erster Staatsanwatt Bünesaar, wäh- rend Vie Verteidigung 'in den Händen de» Justizrats Jaretzki und he» Rechtsanwalt» Drwenski liegt. Bet Beginn ^der Verhandlung wurde die Oefsentlich-/ keit ausgeschlossen. Der Angeklagte antwortete aus die Fragen mit matter Stimm«. Man fürchtet, daß er verhandlung-unfähig wird. Da» Urteil dürfte amf heutigen Sonnabend gefällt werden. * Roßa PnreDKur» vor Bericht, vor der Strafkam mer in Frankfurt a. M. hatte sich am gestrigen Freitag die bekannte sozialdemokratische Schriftstellerin Frau Tr. Rosa Luxemburg wegen Vergehens gegen die 83 110 und 111 de» Strafgesetzbuches zu verantworten. Frau Lr. Rosa Luxemburg soll di« ihr in der Anklage zur Last gelegten Straftaten in zwei Versammlungsreden be gangen haben, di« sie am 25. und 20. September 1010 tn dem Frankfurter Vorort Fechenheim und tn Frank furt selbst gehalten hat. Nach der Anklage hat die An geklagte in beiden Versammlungen im Anschluß an die Schilderung von Goldatenmtßhandlungen die Forderung de» Milizheere» ausgestellt, bei dem jedem Manne die Waffe ausgehändigt werden müßte. Labei kön oh dann einmal der Fall ereignen, daß die Wast e Richtung nehmen, di« die Herrschenden nicht . ten. Ter Schluß ihrer Rede soll gelautet haben; ^öeim un»-zugemutet werden sollte, die Mordwaffe gegen un- sere französischen und andere ausländische Brüder zu erheben, dann rufen wir r Wir tun das nicht. Das Gericht erkannte die Angeklagte für schuldig und verurteilte sie zu einem Jahre Gefängnis. (Schluß des redaktionellen Testes.) Hiompson 8 Seißenpuloon dittis. bsqusm, spansum, saftant riis Akssoko Omtsillklllejäei' Sluck I «rve!term>s»lidlr vkue tackel uock Lodere; k»rielli>ei> uock S-tdetl-cd vollendet; --------- vou cki»kieter Vlrkiwe bei t»cke»osem Litr; krel von Druck u. eiu-cdnlirims; Illr eine leicdte Nlltdluäuuz von Nutreii: prämiiert »ui licr »vsien«- äuuielluux. -------- vor, iMr »0 - rm. Allein m dedell in pslll viMr Ibslgris ^ue l 8s. Vett!oerstrL4. fernnck 4SI. Skea verlenze ckss Nllckieln „Die rvorcieiule btutter" (Preis Z5 pleunix) ort. „Vie »ockerue liriorm-icieickuu»" »r-ti-. alles fortan durch meine Hand, du rührst die Feder gegen diesen Wicht nicht mehr an, hörst du Anthe k Sie streichelte sein Gesicht. Armer, «lieber Junge, was mache ich dir für Not! Daß du schchr in so jungen Jahren all' das mitleiden mutzt, ist jetzt noch mein einziger Kummer. Mit all' dem andern bin ich ja längst fertig. Er stürzte aus dem Zimmer, sie sollt« seine Er schütterung nicht sehen. Nun eilte er zu Henning in das Hotel Post. Noch am selben Abend hatte er nach Rück- spräche mit diesem einen Brief an seinen Schwager gesandt. Er bestehe daraus, daß seine Schwester sich scheiden ließe, und er würde nie zugeben dah sie zurückkehre. Alles Weitere möge fortan durch La» Gericht zwischen ihnen verhandelt werden. Im übrigen trage er die Verantwortung und bäte, sein« Schwester nach Möglichkeit zu schonen, die wohl mehr als billig in all diesen Jahren gelitten habe. Baron Vende- mann stehe ihm al» Zeuge zur Sette und sei jeden Augen blick bereit, dafür einzustehen. Es habe gar keinen Zweck, die Angelegenheit zu erschweren, und ließe sich am schnellsten durch ein« gegenseitige Zustimmung erledigen. 11. Kapitel. Ms Lothar diesen Brief empfing, saßen Her d Stegmund an seinem Lager. Er rietz das kurze Schreiben auf und lachte grell aus, al» er es gelesen hatte. Was sagen Sie denn dazu? rief er und drehte sich stöhnend auf seinem Lager, daß meine Gemahlin mich ver lassen hat und ihr Herr Bruder mir nicht erlaubt, zu mir zurückzulehren! Siegmund horcht« auf, al» verstände er nicht recht. In seinem Kopse spannen sich plötzlich allerlei Gedankenfäden. Herzog Eberhard macht sich maUstg, meinte er tn seiner leichten Art, vielleicht ist er nur eine vorgeschobene Person! Wieso? > Na, ich meine nur so. Heraus mit der Sprache, donnerte Grander ihn an. Siegmund zuckte mit den Achseln und schwieg. (Fortsetzung folgt.)