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24 Einführung dieses Vitriolwasser zu Vitriol eingesotten werden könnte, wenn es mit hölzernen Röhren in ein Siedewerk geleitet würde. Wenn auch nicht mit dieser Klarheit, so sind diese Gedanken schon in dem Bericht von 1565 berührt. Ebenso enthält die Beschreibung des Schwefelmachens und des Röstens im „Großen Probierbuch“ Anklänge an das, was er dazu 1565 zu sagen hat. Noch viel mehr treten die Ähn lichkeiten zutage, wenn wir das Goslarer Schmelzen der armen Bleierze und das Messingbrennen hier wie dort vergleichen. Ercker muß demnach, als er an seinem „Großen Probierbuch“ arbeitete, also vor 1574, seinen Bericht zur Hand gehabt haben. Während er den Bericht vom Rammeisberg sehr persönlich hält, ganz und gar auf die Goslarer Verhältnisse zugeschnitten, deshalb auch die Namen von Personen und Sachen anführt, die man dort kannte, schreibt er 1574/1580 viel all gemeiner, wenn auch der Ort Goslar oft erscheint, manchmal auch das böhmische Kuttenberg, in dem er auch einmal, wie wir wissen, zu Hause war. Neben dem Erzgebirge war der Harz die große Schule seiner berg- und hüttenmännischen Ptaxis, was insbesondere der Bericht von 1565 bezeugt, der sehr lesbar und spannend geschrieben ist. Zwei Jahre vorher, 1563, hatte sich Ercker schon einmal in Goslar auf wissen schaftlichem Gebiet versucht. In diesem Jahre überreichte er dem damaligen Thronfolger, späteren Herzog Julius von Braunschweig (1568-1589), ein umfang reiches Münzbuch, das sich - ich zitiere W. Schneider 13 - wie folgt gliedert: „Bis Blatt 22 das eigentliche Münzbuch, bis Blatt 76 das Probierbuch - die Grundlage für das spätere gedruckte große Probierbuch -, bis Blatt 146 Angaben über die Beschickung der Tiegel und schließlich Umrechnungstabellen verschiedener Art.“ Vieles von dem, was Ercker in diesem Münzbuch von 1563 beschreibt, von dem wahrscheinlich auch ein Teil allen Verboten zuwider im Druck erschienen ist 14 , enthält schon das „Kleine Probierbuch“ von 1556, dessen Münzteil 47 Seiten um faßt. Im Zusammenhang mit dem „Großen Probierbuch“ sind für uns die Blätter des zweiten Teiles wichtig. Wenn wir sie inhaltlich betrachten und uns die Über schriften der einzelnen Kapitel anschauen, dann wird die Ähnlichkeit mit dem „Großen Probierbuch“ offenbar. Ich führe einzelne dieser Überschriften an. Es heißt da u. a.: „Wie man einen Probierofen aufteilen und machen soll Wie man die Muffeln, Bodenbietter undt Probierschierben machen soll Wie man gude Capellen machen soll Wie man guttc Klar machen soll Was man vor Probiergewicht tzum Probieren brauchet Wie man die Ertz uff die sieben Metallen probieren soll Von einen Glantz uff Bley tzu probieren, der Kieß hat Wie man Zwitter oder Zin stein uff Zin probieren soll 13 W. Schneider, „Das Wolfenbüttler Münzbuch des Lazarus Ercker (1563)“ in der „Bergakademie“ Berlin 1957, Heft 6, S. 329-332. 14 Freiberger Forschungsheft D 12 Seite 68.