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20 Einführung Erst mit der „Cementation“, auf die man, wie auch das vorliegende Probier buch beweist, früher großen Wert legte, wurde die Verbindung zwischen Ercker und dem Kurfürsten wieder hergestellt. Ercker sandte sogar seinen Sohn Joachim nach Dresden, wo dieser eine neue Erckersche Cementationsmethode einführte und wo er, angelernt und geübt von seinem Vater, auch sonst pro bierte und experimentierte. Das so angebahnte gute Verhältnis zwischen Herrn und Diener fand mit dem Tode des Kurfürsten am n. Februar 1586 ein jähes Ende. Um diese Zeit erbat sich Joachim Ercker aus unbekannten Gründen vom Kurfürsten August einen i4tägigen Urlaub, um nach Prag zu seinen Eltern zu reisen. Die Rückreise trat er pünktlich an. Bei Budin an der Eger jedoch geriet er in ein Unwetter, bei dem der junge Ercker beinahe in der Eger ertrun ken wäre. Er kehrte nach Prag zurück, wo er einige Tage das Bett hüten mußte. Gerade während dieser Zeit starb Kurfürst August. Kaum war das in Prag be kannt geworden, als Lazarus Ercker dem neuen Kurfürsten Christian I. folgendes schrieb 6 : „Durchlauchtigister Hochgeborner Churfürst, Gcnedigistcr Herr, Euer Churfürstliche Genaden seindt mein unterthenigste Dienste alle Zeit zuvorn bereidt. Undt solle E. Churfl. Gn. unterthenigst vermelden, das E. Churfl. Gn. geliebster Herr Vatter in Gott sehligister gedechtnus meinen Sohn mit nahmen Joachim auf sein unterthenigst An halten undt bitten auf 14 Tag lang auß sonderbaren Ursachen hierein gen Prag zue reissen genedigist vergundt undt erlaubt hatt, und nach solchem gedachter Sohn den ntcn Februarii von Dreßden abgereist undt sich den 25ten dito vermug der erlangten genedigisten erlaubnus zue seinem Dienst billich wieder einstellen sollen. So ist er aber nahent bey Budin in eine solche Wassernoth geratten, das im ein Kutschroß erdruncken undt er sambt den Kutschen mit Not des Lebens errettet worden undt hernacher bey mir etliche Tag kranckgelcgen, undt auß solchem erheblichen Ursachen im fortzukom men nit muglich gewesen. Undt bitt ich unterthenigst, E. Churfl. Gn. wollen gedach tem meinem Sohn umb erzelter Ursachen willen des lengern Außenbleibens genedigst entschuldigt halten. Dieweil dann entzwischen E. Churfl. Gn. geliebster Herr undt Vatter von diesem zergencklichen Leben in Gott sehligklichen abgeschieden, darüber dan nit unbillich grosser christlicher Potentaten undt Herrn so wol auch ich undt mein Sohn alß E. Churfl. Gn. armer Diener ein hertzliche betrübtes mitleiden tragen, so gelanget an E. Churfl. Gn. mein unterthenigst bitten, das E. Churfl. Gn. wolten mehr gedachten meinem Sohn in derselben Diensten genedigist erhalten lassen in Ansehen, das mein genedigister Herr, Hochlöbligster gedechtnus, E. Churfl. Gn. geliebster Herr und Vatter, ihn zue einem Diener genedigist begerdt haben, wie das E. Churfl. Gn. Cammer- secretarie Herr Hanß Jentzschen wol wißlich ist, undt fürncmlich darumb bestellt worden, das er in Cimentirung undt Reinigung des geringhaltigen unschmeidigen Gol des rein und schmeidig zue machen neben dem Probiern gueten bericht hatt, das als dann das Goldt zum Vermüntzen wol dienlich sey, und solchem ihn auch, wie seine bestallung vermag andern Verrichtung mehr aufgetragen werden, wie ich dann unter- thenigist nicht zweifele, er werde sich in seinen befohlenen Dienst getreulich undt fleisig verhalten haben undt noch seine stell wol vertreten mugen, undt bitte E. Churfl. Gn. ich unterthenigst, die wollen mein undt gedachten meines Sohns Genedigster Chur- * LHA. Loc. 8542 1. Buch, Geheime Schreiben an Churfürst Christian zu Sachsen betr. 1583-1591, Bl. 73.