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Berichts nicht haben in etlichen stückhen des Probierens und waß zum thail demselben anhengig, mag gedient werden, hab ich auß lust, den ich zu diesen Sachen trage, ehe dann ich sollichs vergessen möcht, darvon etwaß aufs Papier bracht und mit Römisch- Kaiserliche Majestät Allergenedigisten vorwissen, Gnad und Privilegio in drukh ge geben, wie Eur Churfürstliche gnaden hiebey gnedigist zu ersehen haben. Waß aber noch andere und gehaimbe Müntzsachen seindt, die außer deß Probirens geübt werden, davon ich in disem Buch khain meldung gethan der maynung, weil solches nun ain lang Zeit in gehaimb gehalten, das es nochmalß ain sonderlichs gehaim- beß werckh bleiben mag. Dieweil ich dann woll waiß, das Eur Churfürstliche gnaden dieser darin begriffenen Sachen aller nicht allain alß ein hoher Liebhaber diser khünste guetten bericht, auch derer Sachen geübte und geschieckte diener haben und für andern Potentaten viell daran wenden lassen, so hab ich nicht underlassen mögen, Euer Churfürstliche gnaden alß meinen gnedigsten lieben Landtßfürsten, hohen und rechten Patronen, sollicher nützlicher Kunststückhen mit diesem Exemplar underthenigist zu verehren. Und bitte Eur Churfürstliche gnaden underthenigist, die wollen diß geringschetzige Buch von mir alß Irem alten getreuen diener und noch jetziger Zeit Bürger auf S. Annaperckh gne digist annemen und meinen underthenigsten guetten und getreuen willen, wie es von mir nicht anderst gemaindt wirdt, gnedigist erkhennen und mein gnedigsten herr sein und bleiben. Das bin ich umb Eur Churfürstlichen gnaden die Zeit meines lebenß zu verdienen underthenigist schuldig und gantz willig. Datum Prag den 8ten November Anno im (15) 74sten. Euer Churfürstlichen Gnaden undertenigster Diner Lazarus Ercker.“ Nun weilte Kurfürst August damals gerade für längere Zeit zur Jagd auf Schloß Annaburg in der Lochauer Heide, und es ist sehr wahrscheinlich, daß ihm das Erckersche Buch nicht nachgeschickt worden ist. So erklärt es sich vielleicht, daß er den Dank vergaß, den für gewöhnlich auch Fürsten für Geschenke abzu statten pflegten, als er wieder nach Dresden zurückgekehrt war; denn ich habe in allen einschlägigen Akten nirgends ein kurfürstliches Handschreiben oder das Schreiben eines seiner Sekretäre entdecken können, das diese Gabe bestätigt hätte. Ein anderes ist ebenso merkwürdig: Alle kurfürstlichen Bücher gelangten später in die Sächsische Landesbibliothek. In deren Katalogen sind zwar, wie ich festzustellen vermochte, jüngere Ausgaben des „Großen Probierbuches“ verzeich net, nicht aber die Prager Ausgabe von 1574. Diese beiden Tatsachen lassen ver muten, daß Erckers Geschenk den Kurfürsten gar nicht erreichte und daß es einen anderen Liebhaber gefunden hatte. Vielleicht lag darin eine Absicht, weil die ehemaligen Gegner Erckers verhindern wollten, daß der Kurfürst Kennt nis von dieser Erckerschen Arbeit erhielt, da ja sonst die Gefahr bestand, daß ein so kenntnisreicher Mann wie Ercker wieder nach Kursachsen zurückkehren und hier eine einflußreiche Stellung zum Schaden der anderen bekleiden könnte. Daraus ist zu schließen, daß im Jahre 1574 eine Annäherung zwischen dem Kur fürsten und Ercker nicht erfolgt ist und daß noch mehr als 10 Jahre vergehen sollten, ehe sich das Verhältnis zwischen beiden besserte.