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tagender Mathematiker, weshalb man bald in der Hauptstadt des Landes, in Prag, auf ihn aufmerksam wurde. Die höchsten Regierungsstellen begünstigten ihn, und so war es kein Wunder, daß ihn Kaiser Maximilian II. (1564-1576), der gleichzeitig König von Böhmen war, eines Tages als „Buchhalter“, als hohen Finanzbeamten, in die böhmische Kanzlei berief, wo er hauptsächlich die böh mischen Güter des Kaisers zu verwalten hatte. Dort war er zwar seinem eigent lichen Beruf entfremdet, er fand aber daneben so viel Zeit, um das Werk zu schreiben und dem Kaiser zu widmen, das ihm europäischen Ruhm eintragen sollte. Dieses Werk, das wir im Gegensatz zum „Kleinen Probierbuch“ kurz das „Große Probierbuch“ nennen wollen, erschien 1574 bei Georg Schwartz in der Altstadt zu Prag und trägt folgenden umständlichen Titel: „Beschreibung der allervornehmsten mineralischen Erze und Bergwerksarten, wie diese und jede besonders ihrer Natur und Eigenschaft nach auf alle Metalle probiert und im kleinen Feuer versucht werden sollen, auch mit Erklärung einiger vornehmer und nützlicher Schmelzwerke im großen Feuer, mit Scheidung von Gold, Silber und an deren Metallen, samt einem Bericht vom Kupfersaigern, Messingbrennen, Salpeter sieden und von allen salzigen mineralischen Proben und was von dem alles abhängig in fünf Büchern verfaßt, dergleichen zuvor niemals in Druck gekommen. Allen Lieb habern der Feuerkünste, jungen Probierern und Bergleuten zunutze. Mit schönen Fi guren und Abrissen der Instrumenten treulich und fleißig an den Tag gegeben durch Lazarus Ercker.“ Wie schon dieser Titel zeigt, ist dieses „Große Probierbuch“ durchflochten mit allerlei Beschreibungen hüttentechnischer Art, die eigentlich einem solchen Werke fremd sein müßten. Diese Abschweifungen aber stören nicht, und so bleibt es trotz dieser Tatsache das Probierbuch des 16. und 17. Jahrhunderts. Auch Agricolas „De re metallica“, das ebenfalls einen Probierteil enthält, vermag an dieser Feststellung nichts zu ändern. Ercker blickte mit einem gewissen Stolz auf das fertige, reich ausgestattete Buch, das in einzelnen Zügen dem erwähnten Werke Agricolas glich, und es machte ihm Spaß, eben der schlechten Behandlung wegen, die er in seiner Heimat erdulden mußte, seinem einstigen Landesherrn zu zeigen, daß er nicht nur ein Praktiker des Hüttenwesens sei, woran man ja in Dresden gezweifelt hatte, sondern auch ein Theoretiker der Probierkunst. Also schickte er das „Große Probierbuch“ nach Dresden und widmete dieses Stück dem Kurfürsten. Er legte folgenden Brief bei 5 : „Durchleuchtigster Hochgeborner Churfürst, Genedigster Herr. Euren Churfürstlichen gnaden seindt underthenigste schuldige und gehorsambe dienst alzeit zuvorn beraitet. Gnedigster Churfürst und Herr. Ich bin von meiner Jugendt auf viel lange Jar hero von Irer Majestät zu andern Verrichtungen gebraucht worden und noch, das ich also diese ding jetziger Zeit gar nicht mehr in Übung habe. Damit nun gleichwol jungen ungeübten Probierern und Perckleuten, so sich lust zu üben und sovill 5 LHA. Loc. 36 077 Rep. IX Sect. I Nr. 604 Bl. 409.