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er Zehnder oder auch Hüttenreiter; es lag ihm vor allem daran, seine Familie wieder ernähren zu können. Da er bei dem Dresdener Probeschmelzen alle Unkosten selbst getragen hatte - obwohl der Kurfürst sie ersetzen wollte versuchte er von St. Joachimsthal aus noch einmal, seine Ausgaben zurückerstattet zu bekommen. Am 4. Februar 1568 richtete er deshalb ein Schreiben an den Kur fürsten. Wenn dieses Schreiben auch erfolglos war, so ist es für uns doch insofern bemerkenswert, als wir daraus erfahren, daß Ercker mit dem Dresdner Probe schmelzen das Goslarische Schmelzen der armen Bleierze in Kursachsen bekannt machen wollte 2 . Das Goslarische Schmelzen, von dem Ercker sehr viel hielt, dem er sogar die Existenz der Stadt Goslar zuschrieb, behandelt Ercker ausführ lich und breit in dem vorliegenden Probierbuch und in dem „Bericht über den Rammeisberg“ vom Jahre 1565, den wir Calvör verdanken 3 . Über die tieferen Ur sachen für das Mißlingen des Dresdner Versuchsschmelzens ist in dem Freiberger Forschungsheft D 12 nachzulesen. Ercker fügt diesen Ursachen noch einen anderen Grund hinzu, nämlich die Faulheit der kursächsischen Schmelzer. Er prägte fol genden Satz: „Das aber die schmeltzer in diesen Landen (also in Kursachsen) das schmeltzen versprechen und dem zuwieder seint, daran thun sie irenthalben nicht gar Unrecht, dann die Goßlarischen schmeltzer müssen ihre Löhne pesser ver dienen, ire Leib(er) und Kreffte pesser brauchen, welches sie besorgen, das es inen auch also gehen möchte.“ Ercker weilte, als er diesen Brief absandte, erst einige Wochen in St. Joachimsthal. Er war noch nicht in dem neuen Wirkungs ort so verwurzelt, daß er sich da wie zu Hause gefühlt hätte, wahrscheinlich hatte er auch seine Familie, es war ja Winter, in Dresden zurückgelassen. Es ist also verständlich, wenn er wiederum den Versuch machte, dem sächsischen Kurfürsten seine Dienste anzubieten. Wie schon kurz vorher, würdigte der Kurfürst auch diesmal Ercker keiner Antwort. Damit war ihm eine Rückkehr nach Kursachsen endgültig versperrt. Übrigens blieb er nicht lange in St. Joachimsthal. Noch im selben Jahr (1568) siedelte er als Gegenprobierer nach Kuttenberg 4 über, wo er eine Stellung und ein Arbeitsgebiet fand, das, unabhängig und unbeeinflußt von Fürstenlaune, gestattete, sein Wissen und praktisches Können in einem größeren Rahmen als in Goslar und Dresden anzuwenden. Als Gegenprobierer oblag ihm die Aufgabe, alle in Kuttenberg gemachten Proben auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen, sie anzuerkennen oder zu verwerfen. Dabei machte er sich Aufzeichnun gen gemäß seines Grundsatzes, daß das „Buchhalten“ unbedingt nötig sei und daß es, wenn möglich, mathematisch unterbaut werden müsse. Wie in Goslar beschäftigte er sich auch in Kuttenberg mit Münzprägungen und mit Münz berechnungen aller Art. Er leistete hierbei ganz besonders gute Arbeit und be ackerte ein Feld, das gerade damals in Böhmen etwas verwildert war und einer besonderen Pflege bedurfte. Er verschaffte sich dadurch einen Ruf als hervor- 2 Vgl. hierzu die Urkunde vom 4. ^Februar 1568 im „Anhang“. 3 Siche die Literatur. 4 Die Gegenprobe ist die Prüfung einer Probe. Der Gegenprobierer war also der Vorgesetzte der übrigen Probierer. Ercker nahm demnach eine Stellung ein, die etwa der eines Generalprobationsmcisters ent sprach, eines Amtes, das er 1556 in Dresden innehatte.