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Kies auf Schwefel zu probieren Alle Kiese führen Schwefel, der eine mehr, der andere weniger. Willst du Kiese auf Schwefel untersuchen und probieren, so nimm den Kies, wieg davon roh 2 Zent ner deines Probiergewichtes ab, bring ihn auf einen Probierscherben, röste ihn tot, wie ich oben bei den Kupfererzen berichtet habe, laß ihn kalt werden und wieg ihn im gerösteten Zustande wieder. Soviel nun die eingewogenen 2 Zent ner beim Rösten abgenommen haben, soviel enthalten sie Schwefel; denn der Schwefel ist im Feuer flüchtig geworden. Diese Probe ist wohl leicht durchzufüh ren, es wird jedoch dadurch nicht erwiesen, was für einen Schwefel das Erz gibt 280 . Damit du den Schwefel vor Augen haben kannst, mache es so: Poche den Kies so klein wie Haselnüsse und schütte das Kleingepochte in eine große, aus feuerfestem Töpferzeug, hergestellte Retorte, bei der die Schnauze oder der Schnabel in einem Gefäß hängt, das mit Wasser gefüllt ist. Mache nun ein Holzfeuer um die Retorte, worauf der Schwefel aus dem Kies aufsteigt und sich vorn um die Schnauze schön und gelb ansetzt. Doch ist dieser Schwefel noch ungeläutert. Die Läuterung 281 geschieht in starkem Feuer, was auf vielen Schwe felhütten im großen Maßstab zu sehen ist, ebenso seine weitere Verarbeitung 282 . Dem Leser aber möchte ich noch berichten, daß alle Kiese, die in eisernen Re torten entschwefelt werden, roten Schwefel geben, der von den Malern zu den hohen, gelben Tönen oder zu Pomeranzenfarben 283 verwendet wird. Das Schwe felmachen, im großen Werk durchgeführt, gehört nicht in dieses Buch; ich habe es nur um der Probe willen mit angeführt 284 . Wie man das schwarze Kupfer auf Garkupfer probieren soll Ich gebe nun einen genauen Bericht darüber, wie man aus Schwarzkupfer nach dem Seigern Gar- oder Reinkupfer gewinnt. Man muß das im kleinen Feuer probieren, und es ist falsch, wenn einige meinen, man könne das durch besondere kupferne Streichnadeln erfahren; denn die schwarzen Kupfer sind 280 Die Probe ist so falsch, was aber Ercker bei den noch mangelhaften chemischen Kenntnissen der Zeit nicht wissen kann. Beim Rösten entstehen aus den Sulfiden Oxyde. Gewiß tritt meist ein Gewichtsverlust ein, der schon durch die unterschiedlichen Atomgewichte des Schwefels (32) und des Sauerstoffs (16) bedingt ist. Aber cs können sich unterschiedliche Oxydationsstufen bilden, bzw. Gewichtsverluste können durch Nässe, gebundenes Wasser, Kohlensäure u. a. bedingt sein. 281 Auch diese Methode ist falsch. Durch Erhitzen unter Luftabschluß entstehen nur niedere Sulfidierungs stufen, z. B. FeS 2 (Pyrit) —> FeS + 1 / a S a t 2 CuS (Covellin) —> Cu 2 S 4- */i §2 3 NiS —> Ni 3 S 2 -f- 1 / 2 S 2 , niemals wird der Schwefel völlig entfernt. 282 Läutern = Reinigen, hier durch Umdestillieren, wobei nicht flüchtige Stoffe, z. B. mitgerissenes Erz, Zurückbleiben sollen. 283 Pomeranzfarbe = Apfelsinenfarben, Orange. 284 Das Abdcstilliercn und Kondensieren von Schwefel im Großbetrieb (großen Werk) war mit viel Ver lusten und gleicher Unvollständigkeit behaftet, so daß den alten Probierern die Fehlerhaftigkeit der Proben nicht auffiel.