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EINFÜHRUNG Die Familie Ercker stammt aus Nürnberg 1 . Als sie kurz nach der Gründung Annabergs (1497) hier seßhaft geworden war und sich empor gearbeitet hatte, nahm sie gleich anderen Patrizierfamilien alle Bildungsmittel in Anspruch, die sich ihr darboten. So gab man auch Lazarus Ercker, um 1528 geboren, eine sorg fältige Erziehung. Nach dem Besuch der Lateinschule seiner Vaterstadt studierte er ab 1547 in Wittenberg, um sich dort, später vielleicht auch in Italien, für seinen künftigen Beruf als Berg- und Hüttenmann sowie als Münzmeister die dazu nötigen naturwissenschaftlichen und mathematischen Kenntnisse anzueignen. Prak tischen Dienst tat er in der Münze seiner Heimat, dann als Wardein und Ge neralprobationsmeister in Dresden; schließlich wandte er sich 1558 nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in Annaberg und in Tirol nach Goslar. In diesem alten Bergort stieg er bis zum braunschweigischen Münzmeister auf, was ihn aber, damit einem allgemeinen Brauch folgend, nicht hinderte, sich auch im Berg- und Hüttenwesen zu betätigen, wobei er, seinem auf das Neue gerichteten Sinn ent sprechend, als Besitzer einiger Hütten allerlei Versuche ausführte. Die Kenntnisse, die er sich dabei mit einer neuen und besseren Art des Schmelzens erwarb, wollte er nun dazu benutzen, um wieder in die Heimat zu gelangen. Er bot dem Kur fürsten August I. (1553-1586) ein Probeschmelzen an. Es sollte ursprünglich in Frei berg stattfinden (1566), wo deshalb ein großes Gerede wegen Begünstigung Erckers nicht verstummen wollte. Damit die Freiberger jedoch den Namen des Kurfürsten, wie dieser selbst schrieb, ja nicht „abermals auf der Zungen umbzu- tragen“ Gelegenheit hätten, ordnete er an, daß das Probeschmelzen in der Dres dener Schmelzhütte durchgeführt werde. Dieses Versuchsschmelzen bestimmte Erckers weiteres Schicksal. Einige Neider verhinderten den Abschluß, weil sie ihm den Erfolg nicht gönnten. Damit beraubten sie ihn der Gnade des Kur fürsten, dem er zehn Jahre vorher (1556) sein „Kleines Probierbuch“ gewidmet und dessen Gunst er bis dahin besessen hatte. Fast zwei Jahre bemühte er sich, den harten Sinn seines Landesherrn vor allem im Interesse seiner aus Dresden stammenden zweiten Frau und seiner Kinder zu brechen, fand jedoch kein Ent gegenkommen, noch viel weniger eine Anstellung. Da er diese auch mit der Fürsprache seiner Verwandtschaft und anderer Personen, die zum Hofe Be ziehungen unterhielten, nicht bekam, mußte er ins Ausland gehen. Er wählte Böhmen, wo er sich zunächst - es war Anfang Januar 1568 - nach St. Joachims- thal wandte. Wir wissen nicht, welche Stellung er hier bekleidete, vielleicht war 1 Ausführliches über das bewegte Leben Erckers bringt das Freiberger Forschungsheft D 12.