Kenntnis er nicht voraussetzen kann, weil sie zu speziell oder in der Anwendung auf wenige Orte beschränkt sind oder aber mancherorts noch nicht überwundene Schwierigkeiten machen bzw. falsch ausgeführt werden. Daß Ercker als weitge reister Mann seine Reiseerfahrungen der Allgemeinheit zugänglich macht, ist so löblich, daß wir ihm eine gelegentlich erkennbare Eitelkeit dieserhalb verzeihen. Was nun aber die Lektüre besonders interessant gemacht hat und was auch unserer Zeit einiges zu sagen hat, ist wohl wie folgt zusammenzufassen: 1. Sehr oft müssen wir über die hohe Qualität und Exaktheit der Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Probierverfahren staunen, wenn wir die primitiven, selbstgeschaffenen Apparate und ebenso die unzureichenden Arbeitsmöglichkeiten berücksichtigen. 2. Ebenso oft ist die Richtigkeit von Beobachtungen und Urteilen frappierend, die erst durch die heutigen wissenschaftlichen Grundlagen exakt zu erklären sind und die für damals fast genial erscheinen. Die Ursache liegt wohl darin, daß die alten Metallurgen eines verstanden, was vielen von uns verloren gegangen ist: zu sehen und zu beobachten. 3. Vielfach hat sich die Methode der Probendurchführung durch moderne Ge räte und reine Reagenzien geändert und vereinfacht; die prinzipielle Art der Ausführung, das Grundlegende der Apparate und Reagenzien, die angewandten Verfahren und die Beurteilung der Genauigkeit entsprechen aber durchaus den Erckerschen Schilderungen. Das gleiche kann man oft analog über die Betriebs verfahren feststellen, wahrlich eine stolze Wertbilanz für die Vollkommenheit der doch rein empirisch erarbeiteten Methoden und Verfahren und für die Tüch tigkeit unserer Vorfahren. 4. Gewiß ist die Darstellung - auch unter Berücksichtigung damaligen Wis sens - nicht immer exakt, auch nicht frei von Wiederholungen und Banalitäten. Gelegentlich hat man den Eindruck, daß ein vielbeschäftigter Fachmann seine Darstellung „hingeworfen“ habe. Wertvoll ist aber das Vermeiden jeder Speku lation und Effekthascherei, das kritische Auseinandersetzen mit fremden Auffas sungen, mit einemWort: das im ganzen erfolgreiche Streben um wissenschaftliche Darstellung. In diesem Zusammenhang erscheint uns ein Rätseln darum müßig, ob er diese oder jene Schrift gekannt und benutzt habe, ob er sonst fremde Vorarbeiten ver wertete oder ob alles eigene Erfahrungen und Erkenntnisse seien. Das konnten sie gar nicht sein, denn die Probierkunst war in Jahrhunderten entwickelt worden. In seinem Berufswerdegang hat sicher Ercker sehr viele - und mehr als ein nor maler, an einem Ort tätig gebliebener Probierer - Methoden selbst erprobt, vielleicht auch abgewandelt und verbessert. Das Gebiet der Probierkunde war aber damals schon so vielseitig, daß er nicht selbst alles erprobt haben kann.