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sale verhüllte. Gott wußte es, sie hatte keine andere Absicht, als die Macht zu gewinnen, ihn für erlittenes Leid trösten zu können! Und so hatte sie es denn end lich in seinem Namen gewagt, sich durch jene Frage an Gustav's Freund Licht zu verschaffen. Und jetzt — ach, sis vergaß, sich Vorwürfe darüber zu machen, daß dies heimlich geschehen war, es bekümmerte sie auch nicht tief, daß sie keine vollständige Aufklärung erhalten hatte: sie wußte ja nun so viel, daß sie die eine nagende Furcht, Gustav könne trotz Allem, was er einst selbst über Liebe gesprochen hatte, unter der Nachwirkung einer eigenen Leidenschaft stehen, aus ihren Gedanken bannen durfte, und darum jubelte sie in ihrem .Herzen, darum hatte sie den heutigen Tag als einen Tag des Glücks in ihr Gedenkbüchlein eingetragen! Mit fast inbrünstigem Gefühl drückte sie ihre Lippen auf die frischgemachten Schriftzeichen, und indem sie ihre Hände über dem kleinen Buch faltete, wie über etwas Heiligem, flüsterte sie: „Nicht am Altäre habe ich es feierlicher gelobt, Gustav, als ich es jetzt thue, daß ich nur leben will, um dich glücklich zu machen!" In langer Zeit war der jungen Frau ihre Ein samkeit und das Sinnen und Träumen in derselben nicht so süß gewesen, wie in dieser Stunde; dennoch war sie auf der Stelle bereit, sich alledem zu entreißen, als ihr nach einer kurzen Weile eine Botschaft gebracht wurde, die sie wieder zur Thätigkeit aufrief. Von dem Häusler Schmidt aus dem Dorfe kam diese Meldung, der Mund ihres Dieners trug es zu ihr, daß in seinem Hause nun auch „die Krankheit" ausgebrochen sei, und damit war denn zugleich der Ruf an ihre Hilfe er gangen. In einer Viertelstunde war sie zu dem Gange bereit, der sie »ach der bezeichneten Wohnung, sowie nach den übrigen Häusern, wo Kranke lagen, führen sollte, der Diener, welchen sie vorher mit Lebensmitteln und sonstigen zur Pflege dienenden Gegenständen be laden hatte, mußte sie begleiten. — Und dann ging es bald von Haus zu Haus, zu jeder Stätte, wo Noth und Elend eingekehrt war, und nicht, als fang sie erst jetzt das wohlthätige Werk an: als ein Engel der Barmherzigkeit, der bereits von Allen als solcher ge kannt war, trat sie in die Häuser und Hütten, bot sie Trost und Erquickung, reichte sie hier selbst den Leidenden die Arzneien oder stand dort Anderen mit Rath und freundlichem Zuspruch bei. — Ja, sie war im Segnen geübt und sie übte dies auch heute wieder in vollstem Maaße, nur griff ihr Sorgen ihre eigenen Kräfte an und so durfte sie aufathmen, als sie sich endlich sagen konnte, für diesen Tag sei keine der von ihr übernommenen Pflichten unerfüllt geblieben, wenn sie jetzt heimkehre. Indessen auch dieser Rückweg ließ sich nicht so rasch wie sonst wohl vollenden; überall noch traten ihr auf demselben Leute entgegen, welche ihr häusliche Verhält nisse vorzutragen, den Ausdruck ihrer Meinung, die Zusage einer Hilfe von ihr zu begehren hatten, und überall war sie willig zu dienen — standen doch eben all' diese Menschen in einer Abhängigkeit von Gustav, und so hatte sie die doppelte Pflicht, sich ihrer anzu nehmen IWarsie nun auf diese Weise nur langsam vorwärts gekommen, so hatte sie doch allmählich den Ausgang des Dorfes erreicht, wo eine bessere Wohnung, die des Gastwirths, die Reihe der Häuser abschloß. — Als hätte der Herr derselben hier auf sie gewartet, trat ihr dieser hier an seiner Thür entgegen, während sie zugleich wahrnahm, daß ein Wagen, von dem viel leicht gerade erst ein Reisender abgestiegen war, vor der letzteren hielt. „Nun, wie steht's bei Ihnen, Herr Martens?" redete sie den Mann an, nachdem sie seine ehrerbietige Begrüßung freundlich erwidert hatte; „ist die Frau wirklich in der Besserung?" „Ach Gott ja, das schon, gnädige Frau!" war die Antwort, „mit meiner Frau macht sich's wohl, aber nun haben zwei von meinen Leuten sich gelegt und ein paar von den Kindern fangen auch bereits an zu fiebern; es ist nicht anders, ich habe das volle Unglück im Hause!" , Anna sprach die Tröstungen und gab die Rath schläge, welche sie heute schon in so manchen Wohn ungen ertheilt hatte, und wirklich gelang es ihr, mit denselben den Klagenden um ein Weniges zu beruhigen, so daß es ihr in den Sinn kommen konnte, noch ein anderes Wort zu äußern, wenn ihr dies auch nur halb zufällig auf die Lippen trat. „Haben Sie Gäste bekommen?" fragte sie, indem sie mit der Hand nach.dem Reisewagen deutete, der vorhin schon ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. „Ach ja, gnädige Frau!" versetzte der Wirth, „und sehen Sie, das ist auch gerade eine Sache, die mir zu schaffen macht und über die ich gern ein Wort mit Ihnen reden möchte! Kommt mir da vor einer Viertel stunde ein Herr in's Haus, ein Offizier - Hauptmann von Bensberg nennt ihn der Kutscher — der hier in der Gegend zu thun hat, wie er sagt, und bestellt gleich auf einige Wochen Quartier! Wie soll ich nun mit ihm fertig werden, da meine Frau und die besten Leute krank sind? Mit dem Uebrigen möcht's noch gehen, denn er hat seinen eigenen Diener bei sich, aber es ist nur wegen der Küche! Darnach, daß er sich in irgend etwas schicken möchte, sieht er leider Gottes gar nicht aus, und da wollt ich denn bitten, gnädige Frau, ob ihre Köchin dann und wann ein Auge auf die Töpfe haben darf!" (Forts, folgt.) Silbenräthsel. Aus folgenden Silben: ei — fe — gal — kar — lo — nah — ne — o — op — pfen — ner — rung — fier sind 5 Worte zu bilden, von denen jedes aus 7 Buch staben bestehen muß. Die Worte bedeuten: 1. Fisch. 2. Gabe an einem Feste. 3. Speise. 4. Hohlmaß. 5. frommer Mann im Tempel. Die Anfangsbuchstabe», von oben nach unten gelesen, ergeben einen in letzter Zeit vielgenannten Staat; die Endbuchstaben, ebenso gelesen, einen in dem Staate befindlichen Fluß; die mittleren Buchstaben, ebenso gelesen, ein unter Umständen sehr werthvolles Geschmeide. Auslösung^l-MHster-Nummer. Auflösung des Räthsels in Nr. 16: Kobold, Omega, Lyceum, Olymp, Rothbehelf, Irene, -Elster. Druck und Verlag von Friedrich May, redizitt unter Verantwortlichkeit von Emil May in Bischofswerda.