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Prof. Dr.-Ing. Gruson, Freiberg: Ich habe nur einige Bemerkungen zur Staubfrage. Herr Dr. Herning hat das Gesamtproblem vollständig gebracht. Von den ersten Bildern der Rohrleitung war das Bild 3 mit der Mäander bildung, die auf dem Grund der Rohrleitung durch den Kondensatfluß eintritt, besonders typisch. Herr Becher erzählte von der Magdeburger Leitung, die uns allen so erheblichen Kummer ge macht hat. Die Auswirkung des tropfbar flüssigen Kondensats konnten wir dort sowohl an Einzelstellen wie im Eluß der Leitung sehr genau feststellen. Die Korrosion in der flüssigen Phase tritt ein, wenn neben CO 2 , H 2 S oder HCN Spuren von Ammoniak im Gas enthalten sind. Die Analysen decken sich durchaus mit denen, die wir seinerzeit, das heißt vor 5—6 Jahren gemacht haben und — ich weiß es nicht, die Herren sind hier ja auch anwesend — die dürften mit den Werten aus Zwickau und den dortigen Leitungen sich decken. Es würde vielleicht interessant sein, auch die Erfahrungen mit bekannt zu geben, daß jedenfalls uns diese Schwierigkeiten durch aus bekannt sind. Eine Frage hätte ich noch. Sie haben ja nun seit Jahren die Entstaubungszyklone im Betrieb. Ist nun ein Nachlassen der Staubentwicklung und der Staubmenge festzustellen, oder ist die Staubproduktion immer noch in der gleichen Höhe geblieben ? Dr.-Ing. Herning, Essen: Ob im Laufe der Zeit ein Nachlassen der Staubbildung in der Rohrleitung eingetreten ist, läßt sich nicht ohne weiteres nachweisen. Da wir ja die 30 und mehr Zyklone nicht mit einem Schlage, sondern allmählich von Jahr zu Jahr aufgestellt haben, so ist die Kurve des aufgefangenen Staubes natürlich auch ständig gestiegen. Dies aber nicht deswegen, weil sich mehr Staub in der Leitung gebildet hat, sondern weil eben die Gelegenheit geboten war, den Staub in größerem Um fange herauszuholen. Eine vergleichbare Zahl haben wir nur für die letzten beiden Jahre, und wir waren doch sehr beruhigt über die Feststellung, daß anscheinend eine Stagnation eingetreten ist. Wir können uns auch nicht denken, daß bei der heutigen Gastiefkühlung noch weitere Korro sionen stattfinden, wohl aber, daß sich noch immer irgendwo feste Schalen von der Rohrwand lösen und daß wir dadurch noch jahrelang mit der Staubbeseitigung zu tun haben werden. Unter den Eisenoxyden befindet sich, um auch hier Klarheit zu schaffen, nur ein ganz verschwindend kleiner Anteil, der magnetisch ist, also aus Fe 3 O 4 besteht und auf Walzensinter, Schweißperlen usw. zurückzuführen ist. Es sind also tatsächlich Korrosionsprodukte, die in Gegenwart von Kondensat und Sauerstoff und auch anderen Komponenten in der Leitung entstanden sind. Es kommt hinzu, daß die Bindung von Schwefelwasserstoff durch die Eisenoxyde zu einer gewissen Volumenvergrößerung beigetragen hat. Die Frage, ob die Leitungen durch die früher beim Betrieb mit feuchtem Gas aufgetretenen Innenkorrosionen nicht irgendwie gefährdet sind, kann man durch folgende Überschlagsrechnung beantworten. Mit Zyklonen, beim Ausblasen und mit keramischen Filtern — die Staubmengen aus den letzteren kann man nicht so genau erfassen — sind etwa bis heute 800 t Staub entfernt worden. Darin sind etwa 50% Eisenoxyde bzw. etwa 35% Eisen enthalten. Das wären also etwa 2801 Eisen. Wenn man die Korrosionsstrecken, wie ich bereits vorhin sagte, von den Kokereien aus gerechnet zu etwa 10 km annimmt, so kommt man bei unserem Rohrnetz auf eine Gesamtlänge von etwa 70 km, die den eigentlichen Herd der Innenkorrosion darstellt. Legt man weiter einen mittleren Rohrdurchmesser von 600 mm zugrunde, dann kommt man auf eine Verminderung der Wandstärke von etwa 0,3 mm. Bei der Berechnung der Leitungen ist aber von vornherein schon ein Korrosionszuschlag von 1 mm einkalkuliert. Die Rechnung hat zwar ihre Lücken, sie zeigt aber doch größenordnungsmäßig, daß ein Abtragen der Rohrwand durch Innenkorrosion trotz des hohen Staubanfalles keine Gefahr bedeutet. Sie ist aber größer einzuschätzen als bei Nieder druckleitungen, weil die gasförmigen Korrosionskomponenten wie Sauerstoff, Schwefelwasserstoff und Kohlensäure unter Hochdruck eine viel höhere Lösungsneigung im Kondensat besitzen. «♦