14 Udo Becher B. Entwicklung in Deutschland Durch die von Napoleon verhängte Kontinentalsperre drangen nur spärliche Nachrichten über das technische Geschehen nach Europa. Wilhelm. August Lampadius (1772—1842) Die Einführung der Gasbeleuchtung auf dem europäischen Festland ist eng mit der Arbeit des Professors an der Bergakademie Freiberg W. A. Lampadius verbun den. Die Bergakademie Freiberg als eine der ältesten Technischen Hochschulen der Welt zählt mit Recht Lampadius zu ihren Großen. Lampadius wurde am 8. August 1772 zu Hehlen in Braunschweig geboren. Er war ein Nachkomme jenes berühmten Vizekanzlers von Braunschweig, Jakob Lampe, der an dem Abschluß des Westfälischen Friedens keinen unbedeutenden Anteil hatte und der später, der Sitte seiner Zeit folgend, seinen Namen latinisierte. Lampadius studierte in Göttingen Naturwissenschaften. Gegen Ende seines dritten Studienjahres erhielt er eine Aufforderung des Grafen Joachim von Stern berg, ihn auf einer Reise durch Rußland bis nach Moskau zu begleiten. Nach Be endigung seiner Studien folgte eine kurze Tätigkeit in Böhmen. Bereits im Jahre 1794 wurde Lampadius, hauptsächlich auf Empfehlung Werners, als Professor an die im Jahre 1765 gegründete Bergakademie Freiberg berufen. Er ist Freiberg bis an seinen Tod treu geblieben und hat außerordentlich segensreich gewirkt. In über 300 Veröffentlichungen hat er sich über Fragen der Chemie und des Hüttenwesens geäußert. Als eine seiner größten Leistungen wird heute noch die Entdeckung des Schwefelkohlenstoffes im Jahre 1796 angesehen. Er wird als der erste Verfasser eines selbständigen Lehrbuches der Elektrochemie genannt (Freiberg i. Sa. 1817). Im Rahmen dieser Betrachtungen sollen vor allem die Verdienste von Lampa dius, die er sich um das Gasfach erworben hat, herausgestellt werden. Er übersetzte die vordem genannte Schrift von Accum „Praktische Abhandlung über das Gas“ aus dem Englischen. Durch diese Arbeit war er so angeregt, daß er sich ernsthaft der Frage der Gasbeleuchtung widmete. Der Übersetzung des Accum- schen Werkes fügte er ein Vorwort bei, das uns heute noch interessante Aufschlüsse gibt. Lassen wir also Lampadius selbst sprechen. Er schreibt in seinem Vorwort: „Zur Ergänzung des Geschichtlichen über die Benutzung der bei der Verkohlung der Brennmaterialien verloren gehenden Stoffe sei es mir erlaubt, hier anzuführen, daß meine Versuche hierüber in dem Jahre 1797 begannen. In diesem Jahre röstete ich in dem hiesigen Henkelschen Laboratorium zuerst Kiese durch das brennende gekohlte Hydrogengas, welches bei der Verkohlung des Holzes entweicht. Bei diesen Versuchen war mir der jetzige Salineninspektor, Herr Klemm, behilflich. Herr Mur- doch, dessen Versuche ich aber damals nicht kannte, und ich haben uns mithin in Hinsicht der Ansprüche auf die Entdeckung der Anwendung des gekohlten Hydro gengases zu teilen. Er gab das Licht und ich die Wärme. Die Belange zu dem