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Diskussion Bergassessor Dr.-Ing. habil. F. L. Kühlwein, Bergbauleitung Essen: Wir können Herrn Jacob nur beglückwünschen zu dieser tiefgründigen Arbeit. Auf dem Gebiete der an gewandten Braunkohlen-Mikroskopie ist seit langem kein so ausgezeichnetes Material zur Verfügung gestellt worden. Herr Jacob sagte selbst, daß diese Sparte seit langem einen Dornröschenschlaf geführt hat; es ist da her dringend erforderlich, dieses Gebiet zu neuem Leben zu erwecken. Nach diesem Vortrag muß man jedoch sagen, daß das vielleicht gar nicht mehr nötig ist, weil die Darstellungen zeigen, daß der Schlüssel mit den vorliegenden Untersuchungen eigentlich schon geliefert wurde. Die stofflichen Erkenntnisse und Er fordernisse sind gut miteinander in Einklang gebracht. Es ist sehr bemerkenswert, daß wir in der Braunkohle, wo wir zwar nicht von so hohen Inkohlungsgraden wie bei der Steinkohle sprechen können, doch auch eine solche interessante Reihe vor uns haben, die zu unter schiedlichen Eigenschaften führt. Wünschenswert wäre es, wenn diese Reihe in Richtung der Streifenarten und Gefügebestandteile noch ergänzt werden könnte, damit wir für eine bestimmte Inkohlungsgruppe vielleicht auch quantitativ die Zusammensetzung nach kohlen petrographischen Komponenten zur Verfügung haben. Solche kohlenpetrographischen Analysen sind in der Steinkohle gang und gäbe. Dabei haben sie gegen über den Verfahren bei der Steinkohle den Vorteil, unmittelbar im Brikett diese Komponenten noch un verändert vorzufinden, also auch im Brikett analysie ren zu können, was eigentlich noch einfacher ist als in einer Körnung. Von Interesse wäre es auch noch, einige Extreme daraufhin zu untersuchen, ob sie hier in diese Reihe passen. Erwähnt wurde schon von Herrn Jacob der oxydative Einfluß auf Lagerstätten bei fehlender Ton bedeckung. Mich interessiert, ob mikroskopisch das Vorhandensein dieser Oxydation ersichtlich ist. Ich glaube, daß man diese Erscheinung bei gelinder Er wärmung und Betrachtung unter Ölimmersion ohne weiteres sehen kann. Die Ausbildung von Oxydations säumen wird man dann entlang den Kantengrenzen er kennen. Ebenso interessiert noch die Einwirkung des anderen Faktors der Inkohlung, nämlich der Tektonik. Wir haben hier nicht solche tektonischen Einflüsse wie im Ruhrkarbon; aber wir haben doch eiszeitlichen Ein fluß — Faltungen und Stauchungen —, die ganze La gerstättenteile erfaßt haben und sich irgendwie auf die Brikettierbarkeit der Kohle auf diesen Lagerstätten auswirken müssen. Es interessiert mich, ob nach dieser Richtung schon Untersuchungen vorliegen. Ein weite rer Faktor ist der Wärmeeinfluß. In diesem Zusammen hang wären z. B. auch die Peissenberger Pechkohle (Glanzbraunkohle) und die Sudetenkohle interessant. Prof. Dr.-Ing. Rammler: Ich danke Herrn Dr. Kühlwein — als einem inter national bekannten Fachkollegen auf dem Gebiete der Kohlenpetrographie — für seinen für uns sehr wich tigen und interessanten Diskussionsbeitrag, der man chen Fingerzeig für die weitere Arbeit gibt. Unsere Bemühungen, für die Arbeiten über die Beziehungen zwischen Braunkohlenbrikettierung, -Verschwelung und -Verkokung einerseits und dem petrographischen Auf bau der Braunkohle andererseits Forschungsmittel zu erhalten, haben erfreulicherweise nun zum Ziel ge führt, so daß einzelne der auf diesem Gebiet liegenden Aufgaben in Arbeit genommen werden können. Dipl.-Geol. Jacob: Oxydationserscheinungen, insbesondere solche gerin geren Ausmaßes, sind bei der mikroskopischen Unter suchung nicht erfaßbar, weil jede Braunkohle, die mikroskopisch untersucht werden soll, erst wochen lang bei normaler Temperatur getrocknet werden muß. Damit geht selbstverständlich eine Oxydation parallel. Die Erkennung fossiler Oxydation ist nur dann zu er warten, wenn letztere sehr stark ist. — Einflüsse der Tektonik bezüglich des Brikettierverhaltens der Kohle konnten bisher noch nicht festgestellt werden. Aller dings ist die Zahl der Untersuchungen noch zu gering, um ein abschließendes Urteil geben zu können. Dipl.-Ing. Herrmann, Nachterstedt: Sowohl Herr Glöckner als auch Herr Jacob haben für ihre Untersuchungen in größerem Umfange Nachterstedter Kohle herangezogen. Es wird in diesem Zusammenhänge interessieren, beide Vorträge durch Betriebserfahrungen der Nachterstedter Brikettfabri- ken zu ergänzen. Die Härte der Nachterstedter Kohle zeigt sich schon im Naßdienst, wo es Schwierigkeiten macht, genügend Feinkohle herzustellen. Weiter ist die Kohle sehr empfindlich gegen Formzeugabnutzung, so daß geringe Auswaschungen im Arbeitsstück und Spitz werden des Stempels schlechte Briketts ergeben. Die Feststellungen von Herrn Jacob über die Eignung von bitumenreicher Kohle gegenüber bitumenarmer Kohle werden zum Teil durch die Eigenart der Strang presse überdeckt. In der Ringwalzenpresse verhält sich bitumenreiche Kohle analog den Feststellungen von Herrn Jacob. Um aus bitumenreicher Kohle auf Strangpressen Briketts erzeugen zu können, muß nach unseren Betriebserfahrungen eine Kohletemperatur über 58° C an der „Kaffeemühle“ eingehalten werden. Wird diese Temperatur unterschritten, so zeigen sich die bekannten Teerschieber. Dr.-Ing. Teuf er, Oberröblingen: Auch wir haben die Erfahrung gemacht, daß bitumen haltige Kohle wärmer verpreßt werden muß als nor male Kohle. Im übrigen schließe ich mich der Meinung von Herrn Prof. Rammler an, daß es ein Versäumnis war, daß die mikroskopische Erforschung der Braunkohle bisher nicht möglich war. Es scheint unbedingt richtig, dies so schnell wie möglich nachzuholen. Prof. Dr. A. L i s s n e r : Ich möchte kurz als Chemiker zu den vorgetragenen Problemen Stellung nehmen. Es ist außerordentlich zu begrüßen, daß Herr Jacob in der Braunkohlenfor schung von einer ganz anderen Seite aus vorgestoßen ist und mit den Methoden der Petrographie das zu er reichen versucht hat, was dem Chemiker nicht oder noch nicht gelingt. Herr Jacob spricht von schwach, mittel und stark kondensiertem Humus. Diese Formu lierung umfaßt nicht alle in den Braunkohlen vorkom menden Stoffklassen, weshalb getrachtet werden muß, kohlenpetrographisch noch tiefer in die Materie ein zudringen. Dazu wird sich ein Zusammenarbeiten von Petrographen und Chemikern als nützlich, ja sogar als notwendig erweisen. Zum Schluß möchte ich noch etwas fragen: Sind nicht nur Briketts, sondern auch die Ausgangskohlen petrographisch untersucht worden, so daß ein guter Vergleich und Zusammenhang zwi schen ursprünglicher Kohle und der Kohlensubstanz im Brikett hergestellt werden konnte? Dipl.-Geol. Jacob: Die petrographische Gliederung des Humus kann eine noch stärkere Differenzierung erfahren, als in dem Vor trag angedeutet worden ist. Für die Belange der ange wandten Braunkohlenpetrographie dürfte aber vorerst 34 Bergakademie - Bücherei - Freiberg i. Sa.