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Außentemperatur abgekühlt werden muß, um dann von neuem erhitzt zu werden. Bei den einstufigen Ver fahren folgen Schwelen und Verkoken in einem Ar beitsgang aufeinander und verzahnen sich teilweise sogar. Hier wird somit die Brikettierung vor der ge samten thermischen Behandlung vorgenommen. Unter den einstufigen Verfahren kann man zwei Gruppen unterscheiden, und zwar solche, die mit Bindemitteln arbeiten, und solche, bei denen die Brikettierung binde mittellos erfolgt. Bild 3 zeigt das Verfahren des Kollektivs KLEIN, ein Gemisch von % schlecht oder nicht backender Stein- und von % Braunkohle mit einem Bindemittel zu brikettieren, und diese Briketts dann in einem Arbeits gang mittels Spülgasen bei 1200° zu verkoken, wobei man anstrebte, das Sintern der Asche zur Verfesti gung des Kokses mit auszunutzen. Für die DDR konnte diesem Verfahren wegen der geringen Steinkohlen vorräte keine Bedeutung beigemessen werden. Bild 3. Verkokung von mit Bindemitteln hergestellten Mischbriketts aus Stein- und Braunkohle im ein stufigen Verfahren (Kollektiv Klein) Es war daher zu prüfen, unter welchen Bedingungen man getrocknete Braunkohle allein mit Bindemitteln brikettieren und die Briketts in einem Arbeitsgang ver koken könnte, Bild 4. Die Brikettierung von Weich braunkohle mit Binde mitteln war kein No vum; StAEMMLER [13] und SEIDENSCHNUR [14] haben schon dar übergearbeitet. Nur eini ge Bindemittel, wie der Orga-S-3-Binder der As phalt-Bitumen-Chemie (ABC), Halle, und Säure harze der Erdölverarbei tung erwiesen sich als geeignet. Sie lieferten im Laboratorium einen fe sten HT-Koks mit Druck festigkeiten über 200 kg/ cm 2 . Jedoch wareinPreß- druck von 800 bis 1000 kg/cm 2 bei einer Kör nung der Brikettierkohle von 0-3 mm nötig. Für dieBrikettierungmüßten Bild 4. Verkokung von mit Bindemitteln hergestellten Braunkohlenbriketts im ein stufigen Verfahren (Forschungsarbeit Rammler und Kollektiv Klein) daher Hochdruck-Walzenpressen verwendet werden. Die geeigneten Bindemittel hatten leider hohe Schwe felgehalte, was den Schwefelgehalt des Kokses in un erwünschter Weise erhöhte. Selbst wenn unter Aus ¬ wertung der Arbeiten von LISSNER [15] bessere Binde mittel entwickelt werden können, so bleibt die Tat sache bestehen, daß der Bindemittelaufwand je Tonne Koks erheblich größer als bei dem zweistufigen Ver fahren ist, bei dem nur der Schwelkoks, nicht aber die Trockenkohle, die fast das 2 1 /2fache der Koksmenge ausmacht, brikettiert zu werden braucht. Die Binde mittelkosten sind daher bei dem einstufigen Verfahren mit Bindemittel sehr viel höher als beim zweistufigen Verfahren. Beim einstufigen Verfahren mit Bindemittel wird das durch die Verkokung des Bindemittels ge bildete Koksgerüst durch das Entweichen des Schwel gases und der Teerdämpfe in der Phase der Schwelung an der Entwicklung gehindert und stark beansprucht. Man kann daher sich nicht allein auf das Koksgerüst aus dem Bindemittel verlassen; vielmehr muß ein guter Brikettverband vorhanden sein, was höhere Preßdrücke, als sie sonst bei der Brikettierung mit Bindemitteln verwendet werden, nötig macht. Braunkohlenhochtemperaturkokse aus bindemittel los gepreßten Strangpressenbriketts waren bereits um 1935 versuchsweise von ALLNER [16] im Versuchs gaswerk Kassel hergestellt worden, und zwar sind ein zelne Versuche auch mit Niederlausitzer Briketts durch geführt worden. Die damaligen Arbeiten waren aber auf die Stadtgaserzeugung durch Brikettentgasung aus gerichtet, und man strebte nur an, so festen Koks zu er halten, daß man den Unterfeuerungsbedarf mit dem selbsterzeugten Koks decken konnte. Rammler hat 1936 und 1937 über Versuche zur Vergasung dieses Braun kohlenhochtemperaturkokses und über seine Verfeu erung in Zentralheizungskesseln und Zimmeröfen be richtet [17, 18], Die Brikettentgasung zur Stadtgas erzeugung hat sich nicht durchsetzen können; sie ist von der Druckvergasung als wesentlich wirtschaft licherem Verfahren überholt worden. Von da an war die Frage gestellt, nicht das Gas zum Haupt erzeugnis der Brikettentgasung zu machen, sondern den Braunkohlenhochtemperaturkoks, also aus der Gasanstalt eine Braunkohlenkokerei zu machen. Ent wicklungsarbeiten von bilkenroth [19] und von HAASE [20] über Fein- und Feinstkornbrikettierung auf der Strangpresse, Verkokungsversuche von CONZELMANN [21] und später von VOLLMAIER [22] mit Laboratoriumsbriketts, einige im Kriege durchgeführte Verkokungsversuche des damaligen Rheinischen Braunkohlensyndikates im Gaswerk Dresden-Reick, eigene Laboratoriumsversuche mit in der Praxis gepreßten Feinkornbriketts waren die Vor stufen, auf denen wir bei der Entwicklung des in der Braunkohlenkokerei Lauchhammer angewandten Ver kokungsverfahrens fußen konnten. Zahlreiche tech nische Versuche an verschiedenen Arten von Ver kokungsöfen und systematische halbjährige Unter suchungen in dem für unsere Zwecke umgebauten Versuchsgaswerk Delitzsch waren nötig, um die günstigsten Verfahrensbedingungen zu finden. Das in der Kokerei Lauchhammer angewandte Ver fahren (Bild 5) geht von Feinstkornbriketts, herge stellt auf der Strangpresse aus natürlich aschen- und schwefelarmer Braunkohle mit der Körnung 0—1 mm und 12% Wassergehalt, aus. Diese Feinstkornbriketts werden mittels Spülgase in einem Vortrockner ge trocknet und dann durch die sogenannten „Schläuche“ in Vertikalkammeröfen, also in Öfen mit Außenbehei zung, übergeführt und bei Endtemperaturen von 1100°