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Der sächsische Erzähler : 25.02.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-193902259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19390225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19390225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-02
- Tag 1939-02-25
-
Monat
1939-02
-
Jahr
1939
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 25.02.1939
- Autor
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IIMMWIMWMM, gvolk! RM. 3,00 8,55 8,35 6,60 6'10 2,00 RM- 10.00 9,55 24 95 10,75 Der Sirenenwagen der Berliner Polizei der in bestimmten Zeitabstiinden erfolgenden Probcschaltung Lustschulz-Großalnrm-Gerätc in der Reichshnuptstcidt nm Frei- 3,20 0,10 32,15 23,95 24,45 24,95 6,50 6,85 6,05 6,30 2,30 GlaS Mer und zwei Tafeln Schokolade. AlS die übrigen Gäste das Lokal verlassen batten, rief er den Kellner zu fick; und sagte in drohender Haltung: „Ich gehe setzt, Geld krie gen Sie nicht!" Als darauf der Kellner anS Telephon gehen wollte, zog der Bursche eine Pistole und drohte dem Kellner, ihn zu erschießen, sobald er sich rühre. Im gleichen Augen blick erschien der Gastwirt. Auch auf ihn richtete der Unhold die Schußwaffe. Er ging dann rückwärts mit vorgchaltencr Pistole aus der Schänke, bestieg schnell sein Nad und führ unter der Drohung, jeden erschießen zu wollen, der ihm ent- gcgcntrete, davon. Die Polizei ist dem Verbrecher bereits auf der Spur. 2, 55 2,85 3,05 3,35 Die Nachrvehen der Grippe: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Schwüchczustände und Frösteln werden, wie auch die Grippe selbst, mit Hilfe von Klosterfrau-Melissengeist leichter überwunden. Man trinke dreimal täglich eine Tasse heißen Tee mit einem Eßlöffel Klosterfrau-Melissengeist. Gut ist es auch, Klosterfrau-Melissengeist nach Gebrauchsanweisung als Heißtrank oder zweimal täglich mit einen» geschlagenen rohen Ci und etwas Zucker verrührt zu nehmen. Sie erhalten Klosterfrau-Melissengeist in der blauen Original- Packung mit den drei Nonnen in Apotheken und Drogerien w Flaschen zu NM. 2.80, 165 und —.90. Dieses Rezept bitte aus- schneidcnl Bei i der Lustschusz-Großalarm-Geräte in der Reichshnuptstcidt am Frei tag wurde zum erstenmal der Sirencnkrastwagcn der Berliner Po lizei eingesetzt, der im Ernstfall vor allem als Ersatz für auf fallende bzw. beschädigte Marmgeräte gedacht ist. Auf unserem Bilde sieht man, wie die von einem kleinen Benzinmotor betrie bene Sirene oon den Bedienungsmannschaften für die entsprechende Schallwirkung gerichtet wird. (Scherl-Bilderdienst-M.) 1 Kilo 1 Stück . 100 Kilo . 100 „ . 100 „ . 100 „ . 50 . . 50 „ .50 „ .50 „ . ! . 1 Stück MM ) (Wiesen rtschaftlich üchsdurch- >. hat von eses wich- eilen des ^reicherem r Erträge griinland ngen, die Interesse n, unzu- hrzehnten während mehr als te tatsäch- lesen. Die Hilfen für Sachsen, m Maße tschlands, und zum :e Pflege , zu er- esen, das iche, um- fen wird ind nach angesäi. rte, wie en aus ch später gerechnet en Sie!- allseitige s 50 ckr cäge auf ist alle lgemittel erfolgt, en oder ?ut ver« r je lm, » hier zu r Jahrs rlohlen- falls die lme und Mengen td zwar ? Reinl lzen der awuchses r 80 kg estrebten nge sind m ersten ich nach gedüngt itig ae- rrtvollen Hütten ch e r. r eine» eß uusc- ngel an lschaft in Jahren ist wird Stellung, her die holt und ie Land- r sie in nrr gc- ren anS- ahr, die rn. Re ise dem rutschen mcinsatz Harmloser waren die Mittel, deren sich Australier, Eski mos und Indianer bedienten. Sie wußten, daß Reibung Hitze erzeugt, und handelten entsprechend. Sie rieben Stäb chen aneinander. Die Männer auf Tahiti können auf diese Weise in wenigen Sekunden ein Feuer entfachen. Trockenes MooS halten sie zum Empfange bereit. Die Eskimos benutzen einen Drillbohrer, den sie mir einem starken Faden umwin den. Die Drehung, die auf solche Art beschleunigt wird, er- . , ^nn die Sioux-Indianer an Kett« atts aAee — Vollstreckung eines Todesurteils. Am 25. Februar 1939 ist der am 4. Juli 1913 geborene Friedrich Griesinger hingerichtet worden, der durch Urteil Les Schwurgerichtes in Tübingen zum Tode verurteilt worden ist. Griesinger hat mit seinem Taschenmesser seine 20jährtge Braut erstochen; zwei Tage vorher hatte er bereits versucht, das Mädchen durch Zudrücken der Kehle zu töten. — Ein Drückeberger kommt ins Konzentrationslager. Auf Veranlassung des Kronacher Ländrates wurde ein Junggeselle ins Konzentrationslager Dachau überwiesen, weil er sich um die Alimentenzahlung für sein uneheliches Kind drückte und Lohnpfändungen dadurch zu umgehen suchte, daß er die Arbeitsstätten ständig wechselte. — Gangsterstück eine- Zechprellers. In der „Domschän ke" in Goslar bestellt« ein unbekannter junger Mann zwei Die „Mauritius" unter den Schmetterlingen In den Schmetterlingssammlungen der wissenschaftlichen Jnsiilure der ganzen Welt ist der „Schwarze Schwalbenschwanz" eine Sel tenheit, die etwa so wertvoll ist. wie unter den Briefmarken bei spielsweise die „Blaue Mauritius". Im ganzen gibt es davon nur noch sieben Exemplare, von denen das Zoologische Museum der Universität Berlin eins besitzt (unser Bild). Unten der „Schwarze Schwalbenschwanz", darüber der „gewöhnliche". (Scherl-Bilderdienst-M.) Weise in wenigen Sekunden ein Feuer entfachen. Trockenes ' " "..7" : sie zum Empfange bereit. Die Eskimos benutzen Drillbohrer, den sie mit, einem starken Faden umwin- vk». »nc -»c UUI Ivcu-c «»c tieicyccuniur Ivcro, er ¬ fährt eine weitere Steigerung, wenn die Sioux-Indianer an die Stelle des Fadens die Bogensehne setzen. Der Tag, der den: Erdgeborenen das Feuer bescherte, ist von klassischen Sagen umwoben. Unendliche Mühe, Ge schicklichkeit und Scharfsinn haben die Völker aufgewandt, den schlafenden Funken zu erwecken. Zum Feuerstein gesell ten sich der Schwefel und das Brennglas. Dann — um das Jahr 1800 — griff der Chemiker ein. Zunächst in Frankreich. Man nahm dort kleine hölzerne Stäbchen nnd tauchte sic in Chlorkali, Zucker nnd Gummi. Aber man mußte damals auch noch eine Flasche voll Säure mit sich führen. In diese hinein hielt man das Hölzchen, wenn man Feuer brauchte. Beim Herausziehcn geriet das Stäbchen dann in Brand. Also wirklich nicht ganz einfach — vom heutigen Standpunkt aus gesehen. Noch umständlicher war der Brite. Er bekehrte sich zwar von der Flasche zur gläsernen Kapsel, aber er mußte zwei Zangen zu Hilfe nehmen, um die Feuer erzeugenden Elemente einander zuzuführen. als Bürger- andwerkSbe- )ie Buchfüh- Untcrschla- er sei vicl- rlastuna ost :n Buchfüh- schäfte nicht und in kie- zal die Ge ist eckt. Die tten eS aber richtig auf- clncs guten Iden gehabt, lbetrag von verpflichtet iachwcis für icht für cr- mbrechnum abe. Wölb icinde durch wchfiihrung ldig befnn- Gefäng- Tagen Gc- ourden ihm stände schmückende Verzierungen anbrachten, entbehren die slawischen Funde jeglicher Form und Gestaltung wie Aus drucksweise, die über das einfachste Denken der plumpen und rohen Verwertung des Lehms, des Tones, des Steins und Metalls nicht hinausgehen. Im Landesmuseum für Vorge schichte auf dem Zwingerwall sieht man die auffallenden Un terschiede zwischen der vorhergegangenen urgermanischen hochstehenden und der folgenden medrigstehenden Kultur der eingedrungenen Slawen an Hausgeräten, Schmuck und Waf fen. Knapp dreihundert Jahre später konnte das verloren gegangene Gebiet östlich der Elbe von den alten germani schen Besitzern für das Deutschtum durch Neubesiedlung zu rückgeholt werden. Dort, wo heut Dresden liegt, mußten die hier hausenden „Sumpfwaldleute" slawischer Volkszugehörig keit dem geordneten germanischen Leben Weichen oder sich ihm unterordnen; sie saßen in Fischersiedlungen am Elbe, ufer und auf den Inseln, die die damals in mehreren Fluß armen fließende . Elbe hier bildete. Eine kleine Kette von Seen zog sich auf der linken Seite der Elbe in daS heutige Stadtgebiet Hinern; die See-Straße, die Obersecrgasse und die Straße „Am See" erhalten die Erinnerung an die Zei ten, als hier Seitenarme der Elbe, kleine Seen, Sumpf- und Röhrrichtland sich abwechselten. ÄIS die deutschen Nachsied- lcr um 900 bis an die Elbe kamen, wurden einige deutsche Siedlungen befestigt und durch eure Burg geschützt. Der mächtigste und schönste Bau Lieser Art steht in Meißen; die Gründung der Burg Meißen wird urkundlich scstgelcgt im Jahr 928. Von hier aus ging die Wiederinbesitznahme deS deutschen Landes nach Osten zu unaufhaltsam vorwärts; die Markgrafschaft Meißen, auch Gau Nisan genannt, reichte bald bis Neustadt, Bischofswerda, PulSnitz. Zwischen Mei ßen und Dresden wuchs in Briesnitz die erste christliche Kirche m der Dresdener Gegend empor und zweihundert Jahre später im Dorf Dresden die erste Frauenkirche. Die Dresdner Chronik teilt mit, daß um die gleiche Zeit germanische Hcrrenhöfe gegründet wurden, so einer in der Gegend der Pillnitzer Straße ans dem linken und einer gegenüber auf der rechten Elbeseitc. Jin Jahr 1089 herrschte der Wettiner Graf Heinrich von Eilenburg als Markgraf über den Gan Nisan und 1143 ging das Gebiet an den Markgraf Konrad von Wettin über; von nun an hielten die Wettiner bis 1918 in Dresden ihren Hof. Noch vor 1200 wurde am Taschenbcrg eine Burg erbaut, aus der später daS heutige Schloß entstand. Dresden erweiterte sich so schnell, daß daS Dorf nm 1212 die Rechte einer Stadt verliehe» erhielt. Die Stadt wuchs im Laufe der mehr als siebenhundert Jahre zu einer Großstadt Bautzener Marktpreise vom 2S. Februar (Telephonische Meldung — Ohne Gewähr) (Nach amtlicher Feststellung. Feinste Ware über Notiz) Weizen, 75/77 kg, Festpreis ...... 50 Kilo Roggen, 70/9 t Na, Festpreis 50 „ Roggen (Type 815» 50 „ Sommergerste zu Brauzwecken 50 „ Gerste zu Jndustriezwecken ....... 50 „ Sommer, u. Wintergerste zu Fullerzwecken 59/60 kg, Festpreis 50 , Hafer, 46/49 kg, Festpreis 50 „ Raps 50 » Heu, lose 50 „ Stroh, Mafchinenbreltdrusch oder gepreßt . 50 „ Stroh, Maschinenbreitdrusch vorger. 2X geb. 50 „ lsiehe Dresdner Großmcuktprcise) Butter ..... Eier Weizenmehl (Type 812) Roggenmehl /Type 1150) lioggenmehl (Type 997) Roggenmehl «Type 8l5> Bezirksmüblenwelzenkleie Handelsweizenkleie . . Bezirksmühlenroggenklcie Handelsroggenkleie . . Gänse Krieschel ........... .. Ferkel Stück 1 Stück Kartoffeln, im Giotzhand., weiße, roke, blaue 50 Kilo » „ gelbe 50 „ Kartoffeln, im Kleinhand., weiße, role, blaue 50 Kilo „ gelbe 50 „ Klei« in Mengen unter 50 lcr- entsprechende Ausschläge mit über 620 000 Einwohnern: trotzdem aber findet mau heute noch in ihrem Bereich rein dörflich erhaltene Teile. Ju Lcubnitz-Neuostra, Prohlis, Lockwitz, Knditz, Wachwitz, Rvch- witz und Quohren stehen Erbhöre, deren Bauern mit ihren Gefolgschaften Grund und Boden im städtischen Ge biet bewirtschaften. 38 Erbhofe sind festgcstellt worden, und ein Drittel der gesamten Fläche, die zum Stadtgebiet gehört, wird landwirtschaftlich bearbeitet. Bon den insgesamt 3500 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche deS 12 000 Hektar ausmachenden Gebietes der Stadt Dresden entfallen 683 Hek tar auf die Erbhöfe und der Rest aus die übrigen landwirt schaftlichen und gärtnerischen Betriebe. Erfreulicherweise ist der Erbhofbcsitz durch das Erbhofgesetz als unantastbarer Besitz den Bauern gesichert worden; ein planloses Verkaufen der Scholle zu Bauzwecken muß unterbleiben. Um zu einer Flurbereinigung zn kommen, geht jetzt die Stadtverwaltung daran, den vielfach verstreut liegenden Besitz der Bauern durch Landaustausch zu einem geschlossenen Ganzen zusam- mcüzubringen. Die Vorteile einer solchen Regelung liegen auf beiden Seiten; der Bauer erspart sich sehr viel Zeit und Arbeitskraft, wenn er die Scholle rund nm seinen Hof be arbeiten kann und nicht von einem Acker zum anderen manch mal kilometerweite Wege zurücklcgcn muß. Auf der anderen Seite gewinnt die Stadtverwaltung Handlungsfreiheit für ein ziclbcwußtcs Vorgehen beim Wohnungsbau, bei der An lage neuer Straßen, der Planung für die Verkehrsmittel und die Lenkung der allgemeinen Volkswirtschaft. So werden unS die „Dörfer in der Stadt" mit ihrem bäuerlichen Brauchtum erhalten bleiben und die Verbindung Herstellen zwischen dem Dorf und der Stadt, die wir nicht nur erhalten, sondern auch vertiefen müssen. 8-r Unsere Landeshauptstadt Dresden gehört zu den verhält nismäßig jüngeren Siedlungen an der Elbe im Sachsenland, aus denen sich ein Dorf, dann ein Kirchdorf, später ein be festigter Platz und schließlich eine Stadt entwickelte. Im Gegensatz zu Meißen, das schon um 800 nach der Zeiten wende urkundlich erwähnt wird, hört man den Ort Dresden als solchen erst vierhundert Jahre später, als Markgraf Dietrich im Jahr 1206 im befestigten Platz Dresden einen Schiedsspruch fällt. Nach diesen urkundlichen Jahreszahlen nno Begebenheiten ergibt sich also das Alter unserer Landeshauptstadt. In Wirklichkeit befanden sich auf dem gleichen Fleck an der linken Seite der Elbe, auf dem heut Dresden liegt, in natürlich kleinstem Maß uralte Siedlungen der germanischen Hermunduren. Die Funde aus der älteren nnd netteren Steinzeit schon bewiesen, daß germanische Sied lungen unten im Elbetal und auf den am Strom sich hinzie- hcnoen Höhen lagen; sämtliche Fundstellen aus dieser Zeit ziehen sich von der Reitbahnstraße, über den Beutler-Park, Plauen, Löbtau nach Cotta. Die Fundstellen der Bronze zeit liegen wiederum in der Elbenieverung, hauptsächlich in l Strehlen und Seidnitz, während die Funde aus der Eisenzeit ^unmittelbar am Elbe-Ufer gemacht wurden, so am Latzberg, Mu der Vogelwiese nnd au der Lenne-Straße am Großen Maarten, eine vor zweitausend Jähren versumpfte Gegend. » chxn bei Coschütz, der höchsten Erhebung zwischen dem Elbe- I l,l und dem Wcißeritztal, liegt die bekannte Hcidenschanze, I iiicichcrmaßen Schlüsselpunkt auf dieser beherrschenden Höhe I »ach Leiden Seiten; hier fand man zahlreiche Gegenstände aus der Römerzeit. Das Wcgzieheu der germanischen Ur- iicdlcr aus dem Gebiet nördlich des Erzgebirges und der Lau sitz bis nach Schlesien veranlaßte auch das Aufgeben der Siedlungen im jetzigen Dresdener Gebiet. Diese große Völ kerwanderung setzte um etwa 600 nach der Zeitenwende ein; in das leergewordcne Gebiet rückten von Südosten die vor- sroßenden Slawen heran. Die zu ihnen gehörenden Sorben nnd Wenden nisteten sich ein nnd nahmen von den vcrlasse- nn Plätzen Besitz; sic gaben den Flüssen, an denen sie haupt- I achlich sich nicderließen, Benennungen ans ihrem Sprachgc- I "rauch, übertrugen die Bezeichnungen auch auf dorfähnliche I 'Ole Wohnplätze und landschaftliche Räume. Die Funde aus I dieser Slawenzcit geben uns Knude von Menschen, die kul- I nrcll nicht auf der Höhe der wcggczogcncn germanischen I Uistedlcr standen. Während diese an ihre GcvrauchSgegen- Uirterhaltsarrre Wissenschaft über daS Zündholz Bon Richard Brunotte Eine Zeitlang schien eS wohl, als wolle die Technik dem Hündholz das Lebenslicht auSblasen. Zierliche Geräte, metal- sssch funkelnd und mit einem richtigen kleinen Benzintank versehen, traten mit der unscheinbaren Schachtel in Wett bewerb. Aber die winzigen Späne haben sich bann doch be- lmuptet. Sie setzen nach wie vor eine ansehnliche Industrie in Nahrung. Erst vor kurzem hat eine Rauchervereinigung in Paris sich die Arbeit gemacht, den täglichen Verbrauch an Streichhölzern zu errechnen. Das Beginnen hatte allerdings auch eine vesondere Ursache. Sind doch Rauchwaren und Areichhölzer unlängst in Frankreich wieder einmal teurer morden. Und diese Verehrer des blauen Rauches haben also ^gestellt oder festzustellen geglaubt, daß die Einwohner Airopas alle Tage an die 800 000 Kubikmeter Holz verbrau chen, wenn sie die Pfeife oder den GaSherd anzünden! Ob die wackeren Pariser richtig gerechnet haben? Zuverlässiger dürfte jedenfalls die Statistik sein, die vor einigen Jahren für das deutsche Reichsgebiet aufgestellt wurde. Da war von 129 Millionen Streichhölzern die Rede. Also wieder einmal ein schlagender Beweis für die Wahrheit deS Wortes, daß vereint euch die Schwachen mächtig sind .. . Aber selbst daS einzelne, anscheinend so zerbrechliche Hölz chen heischt Beachtung. Würde an dem Inhalt jeder Schachtel auch nur ein einziger Insasse fehlen, so hatte der deutsche Ver braucher in seiner Gesamtheit einen Schaden von einer run den Million Mark. Weil nämlich in einer Schachtel sechzig Zündhölzer liegen sollen. Hand ausS Herz! — welcher Rau cher und welche Hausfrau hat sich über diese Dinge jemals Gedanken gemacht? Dem Verbraucher kommt eS eben vor allem darauf an, daß ein Zündhölzchen auch zündet. Und er überläßt eS den Fachleuten, für eine zweckmäßige Herstellung Sorge zu tra gen. Die Verfahren sind in den verschiedenen Ländern ver schieden, und dem entspricht die unterschiedliche Beschaffen heit der Streichhölzer in aller Welt. Es ist denn auch viel fach regierungsseitig eine wissenschaftliche Prüfung angeord net und durchgeführt worden. Die Stäbchen wurden wäh rend des Brennens beobachtet, in ruhiger und in bewegter Luft, in waagerechter und in senkrechter Lage, in ihrem Ver halten gegen Stotz und Schlag. Man untersuchte das Maß der Wasseranziehung und ihre Entflammungstemperatur so wie viele andere Vorgänge, die für ihre Tauglichkeit bestim mend sind. Diese Dinge haben nicht allein für den Käufer eine Bedeutung, die sich in barer Münze ausdrücken läßt. Abspringende und nachglumnende Köpfchen und Hölzchen vermögen Körperverletzungen und Feuerschäden hervorzu rufen, ohne daß es immer gelingt, die Ursachen nachträglich noch festzustellen. In unseren Tagen können sonderlich gewisse Bezirke deS Sowjetparadieses ein Lied von der Notwendigkeit des Zünd hölzchens singen. Der Berichterstatter einer großen russischen Zeitung berichtete unlängst, daß man ihn bei seiner Ankunft in Woronesch von allen Seiten mit der Frage bestürmt habe: .Bringen Sie Streichhötzer mit?" In vielen Gegenden Süd rußlands, sogar in der Nachbarschaft staatlicher Zündmittel fabriken ist der Mangel an Streichhölzern so peinlich, daß die Bauern dort viele Kilometer Weges mit dem Pferde wagen -urücklegen müssen, um nur eine einzige Schachtel 'inkaufen zu können. Für diese Zustände wird vor allem das mangelhafte russische Transportwesen verantwortlich gemacht. Das ist rm Sowietparadies nichts Unerhörtes mehr. Und man wird sich vielleicht nicht einmal besonders wundern, wenn sich der ge plagte Muschik demnächst wieder nach alter Väter Sitte Feuer zu verschiffen sucht, etwa dadurch, daß er dem Irrlicht Fallen stellt! Ein verspäteter Faschingsscherz? Bewahre! Solche Experimente haben früher tatsächlich stattgefunden. Man wußte damals noch nicht, auf welche Weise diese unheimlichen Flämmchen entstehen, die den nächtlichen Wanderer ins Ver derben locken. Bekanntlich bilden sie sich bei der Verwesung von Pflanzen. Es entwickelt sich Phosphor — zu deutsch: Lichtträger —, der aufleuchtet, sobald er mit der Luft in Be rührung kommt. Man hat diese Erfahrung noch vor Jahr hunderten verwertet, indem man den Phosphor unter einer Flüssigkeit aufbewahrte und ihm je nach Bedarf ein Teilchen entnahm. Doch bewährte sich diese Methode nicht. Um so länger Haven sich die Zündhölzchen behauptet, deren Kopf das gefährliche Element enthielt. Sehr zum Schaden der Männer, die bei der Herstellung mitwirkten. Sie wurden von der berüchtigten Nekrose ergriffen, die den Kieferknochen cingreift. Die Aerzte warnten. Lange Zeit vergeblich. Es sind erst wenige Jahrzehnte vergangen, seit die giftigen Be standteile aus den Streichhölzern verschwanden.
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