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Isolierung und Identifizierung chemischer Individuen aus den hochsiedenden Rückständen der Hochdruckhydrierung von mitteldeutscher Braunkohle Von Prof. Dr. FRANZ RUNGE und Dr. ARNO MECKELBURG Aus dem Institut für „Technische Chemie“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und den Leuna-Werken „Walter Ulbricht“ Unser besonderes Augenmerk richteten wir auf die Isolierung von Aromaten, die im Hinblick auf eine spätere technische Aufarbeitung möglichst leicht zu ge winnen sein mußten. Wir hatten somit keineswegs die Absicht, die Zusammensetzung der Hydrierrückstände völlig aufzuklären, da uns die Aussichtslosigkeit eines solchen Versuches am Beispiel des über 100 Jahre wäh renden Kampfes um die Produkte, die im Steinkohlen teer vorhanden sind, klar hervorzugehen schien. Dort schätzt man die Zahl der vorhandenen Verbindungen auf 10000, von denen annähernd 240 bisher isoliert worden sind. Unsere Hoffnungen gingen vielmehr da hin, Substanzen zu finden, die bisher praktisch nur aus dem Steinkohlenteer gewonnen werden. Die Hydrierrückstände auf Steinkohlenteerbasis be treffend, liegen nur einige Patente der ehemaligen 1G- Farbenindustrie [1] vor, so daß es sehr nahe lag, bei den eigenen Untersuchungen an die Methoden anzu knüpfen, die sich bei der Aufarbeitung der Steinkohlen produkte bewährt haben. Einen guten Überblick über das Arbeitsgebiet vermitteln die Zusammenfassungen von O. KRUBER [2], Es war von vornherein zu berücksichtigen, daß die Parallelen zum Steinkohlenteer nur bedingte sind, da die Braunkohle erhebliche Unterschiede zur Steinkohle aufweist, besonders durch den hohen Gehalt an Hu minsäuren und Paraffinen. Auch gegenüber einem nor malen Braunkohlenteer ergeben sich Unterschiede, da die Hydrierung unter ganz anderen Bedingungen als die normale Schwelung verläuft. Ausgangsmaterial Das Ausgangsmaterial war eine bei Zimmertempera tur hochviskose, teerige Masse, die als Rückstand der Braunkohlenhydrierung in der Sumpfphase als soge nannte „Entschlammung“ anfällt. Der im wesentlichen aus Asche bestehende Feststoffgehalt wurde mit 29,2% festgestellt. Wir waren uns klar darüber, daß an die Aufarbei tung des vorhandenen Materials nicht mit den Me thoden des eleganten Analytikers herangegangen wer den konnte, sondern der Anfang im Technikumsmaß stab gemacht werden mußte. Wenn wir auch aus Man gel an technischen Hilfsmitteln entschieden bescheide ner sein mußten als K. F. LANG [3], der für eine exakte Teeranalyse 200 t Rohteer als notwendig an sieht, so begannen wir wenigstens mit 410 kg. Das erste Problem, das nach Aufnahme der experimentellen Arbeiten auftrat, ist die Beseitigung des hohen Fest stoffgehaltes des Ausgangsmaterials gewesen. Der nächstliegende Gedanke war, eine Trennung durch Absaugen mit beheizten Nutschen zu erzielen; dies er wies sich jedoch als sehr zeitraubend und hinsichtlich der Ausbeuten wenig befriedigend. Aus diesem Grunde wurde zur Destillation übergegangen. 410 kg feststoffhaltiges Ausgangsmaterial wurde in 8 Ansätzen in einer 70-lt-Blase bei 6—8 mm Hg ge toppt. Tab. 1 gibt eine der Destillationen wieder. Tab. 1. Eingesetzt 38 kg, Arbeitsdruck 6—8 mm Hg. Fraktions- Nr. übergangstemp. auf Normalbedingurig umgerechnet Ausbeute kg 1 220 — 280° 1,375 2 280 — 348° 3,180 3 348 — 350° 0,200 4 350 — 360° 0,170 5 360 — 362° 0,185 6 362 — 364° 0,205 7 364 — 365° 0,740 8 365 — 368° 0,400 9 368 — 374° 0,560 10 374 — 380° 0,395 11 380 — 384° 1,000 12 384 — 386° 0,510 13 386 — 388° 0,720 14 388 — 392° 0,408 15 392 — 394° 0,854 16 394 — 397° 0,540 17 397 — 401° 1,300 18 401 — 405° 2,330 19 405 — 410° 0,478 20 410 — 411° 0,508 21 411 — 413° 0,085 16,143 Die verhältnismäßig geringe Ausbeute ist durch den bereits erwähnten hohen Feststoffgehalt sowie durch die vorhandenen undestillierbaren Asphaltprodukte be dingt. Ab Fraktion 2 bis Fraktion 13 waren die De stillate mit Kristallen durchsetzt, während von Frak tion 14 bis Fraktion 21 die Kristallausscheidung der maßen groß war, daß die letztgenannten zu einer halb festen Masse erstarrten. Durchgeführte Siedeanalysen