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Man erkennt, daß in der Braunkohle etwa ebenso viel Wasserstoff und Sauerstoff enthalten ist wie im Phenol. Während die Kohlehydrierung bisher darauf abzielt, den Sauerstoffgehalt im sog. Sumpfphasepro zeß möglichst weitgehend auszuscheiden und im sog. Gasphaseprozeß Wasserstoff anzulagern, sollte man in einem abgeänderten Hydrierprozeß versuchen, nicht auf Benzin als Hauptprodukt hinzuarbeiten, sondern durch „schonende“ Sumpfphasehydrierung in erster Linie sauerstoffhaltige Produkte, wie z. B. Phenol, Ke tone, Alkohole usw., zu erzeugen. Das würde nicht nur eine Einsparung an dem teuren Hydrier-Wasser- stoff bedeuten, sondern auch eine wesentlich höhere Ausbeute an Phenolen zur Folge haben. Natürlich wird es nicht möglich sein, den gesamten Sauerstoff gehalt der Braunkohlensubstanz auf diese Weise in die Endprodukte der Hydrierung überzuführen. Das er scheint auf Grund unserer Kenntnisse über die Struk tur der Huminsubstanz der Braunkohle ausgeschlos sen. Jedoch sind bereits Ansätze vorhanden, die Aus beute an sauerstoffhaltigen Produkten bei dem direk ten Braunkohle-Hydrierprozeß zu steigern. Ob und wann diese Ansätze zu einem technischen Verfahren führen werden, ist noch nicht abzusehen. Aber auch jetzt schon müssen wir in der direkten Hydrierung den aussichtsreichsten Weg erblicken, um die Phenol erzeugung auf Basis Braunkohle praktisch unbegrenzt zu steigern. Es wäre somit verfehlt, wenn man sich in der DDR mit der Phenolsynthese beschäftigen würde. Alle bis her bekannten Phenolsynthesen gehen vom Benzol aus, und an Benzol haben wir großen Mangel. Was wir dagegen in reichem Maße besitzen, ist die Braun kohle. Unsere Aufgabe für die nächste Zeit wird es also sein, die Phenolgewinnung aus Hydrierölen, Schwelteeren und phenolhaltigen Abwässern so ratio nell wie möglich zu gestalten. Es gilt dabei nicht nur, alle bisher nicht für die Phenolgewinnung ausge nutzten Öle und Wässer zu erfassen, sondern auch die Gewinnungsverfahren selbst im Hinblick auf hö here Ausbeuten, bessere Qualität der phenolischen Endprodukte und Senkung der Herstellkosten zu ver bessern. Was die Phenolgewinnung aus Hydrierölen und Schwelteeren anlangt, so müssen wir dabei von der Tatsache ausgehen, daß in diesen Rohstoffen das Phenol nicht allein, sondern mit einer großen Zahl seiner Homologen zusammen vorkommt, die wenig oder gar nicht erwünscht sind. Einen Überblick dar über, um welch große Zahl von Homologen es sich dabei handelt, vermittelt die Tabelle 2. Es sind dort die Strukturformeln und Siedepunkte der Phenolhomologen eingetragen, die in Steinkohlen- bzw. Braunkohlenteeren bis jetzt aufgefunden worden sind. Ihre Zahl nimmt mit steigendem Siedepunkt, wie zu erwarten ist, immer mehr zu, so daß die Ver hältnisse in höheren Siedebereichen gänzlich unüber sichtlich werden. Die Tabelle schließt deshalb mit dem bei 234—35° siedenden Pseudocumenol ab. Es sei aus drücklich bemerkt, daß in der Tabelle nur die Ver bindungen aufgenommen worden sind, die tatsächlich in den Teeren nachgewiesen wurden. Die mit Kreuz chen versehenen Phenole sind im Leunawerk von Dr. PREISS in einer aus Braunkohlenteer stammenden Xylenolfraktion gefunden worden. Sicherlich sind noch mehr Individuen darin enthalten, namentlich in den höhersiedenden Fraktionen. Die Anwesenheit so zahl reicher Verbindungen von teilweise sehr ähnlichem Tab. 2. Phenol und seine Homologen in Hydrierölen und Schwelteeren Phenol 2- Methyl- Phenol o -Kresol 3- Methyl- Phenol m-Kresol k -Methyl-Phenol p-Kresol 2 b ~ Dimethyl-Phenol 1.3.2- Xylenol 2.-Methoxy -Phenol Guajaco! 2. - Pthyt - Phenol o - Äthylphenol 2.k- Dimethyl - Phenol 13k-Xylenol 2 5-Dimethyl -Phenol 1. k. 2 -Xylenol 2-Jsopropyl - Phenol O - Jsopropylphenol 3 - Äthyl - Phenol m - Rrhylphenol. k -Methyl-2-Äthyl -Phenol k - Äthyl -Phenol p - Rthylphenol 202 205* 207 211.5* 211.5* 212 217* 217 216* 2.3- Dimethyl —Phenol 1.23- Xylenol 3 5-Dimethyl-Phenol 13.5-Xylenol 2.k 6- Trimetyl -Phenol Me&ito! 5~ Methyl-2 -Pthyl-Phenol 4 -Methyl-2-Methoxy -Phenol Kreosot 5-Methyl-2-Metho*y -Phenol Jsokreso! 2 Methyl-k Äthyl- Phenol 3 4 -Dimethyl-Phenol 1.2 4 - Xylenol 2-Methyl-5 Äthyl-Phenol 3 -Methyl - 5 Pfhyl-P'henol 2 .3.6 - Trimethyl -Phenol Os ops eudocumenot 2 k 5-Tnmethyl-Phenol Pseudocumenol KpTtO 216* 219,5* 219.5 220 C*3 221* (1)221* 22k,5* 225* 22b* 233 233 48 ßergakadamia - Bücherei - Freiberg i. Sa.