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Jahren entwickelt hat, ist aus dem Bild 2 zu erkennen, in dem die Phenolharzerzeugung in den USA darge stellt ist. Der hieraus sich ergebende Phenolbedarf ist in den USA in ganz überwiegendem Maße durch die syn thetische Erzeugung gedeckt worden. Aus Bild 3 ist ersichtlich, daß in diesem Lande das synthetische Phenol in ständig steigendem Tempo das Teerphenol in den Hintergrund gedrängt hat. In Deutschland hat man dagegen den Phenolbedarf weiterhin vorwiegend aus natürlichen Quellen zu dek- ken verstanden, indem man außer dem in dieser Hin sicht längst nicht ausreichenden Steinkohlenteer auch Braunkohlenteere, Hydrieröle und phenolhaltige Ab wässer in großem Stil zur Phenolgewinnung heran zog. Die Phenolsynthese hat in Deutschland nur eine untergeordnete Rolle gespielt, wie aus Bild 4 zu ent nehmen ist, das die deutsche Phenolerzeugung aus dem Jahre 1943 wiedergibt. Bild 4. Phenolerzeugung in Deutschland 1943 Die Erzeugungszahlen beziehen sich auf den Teil Deutschlands, der jetzt das Gebiet der DDR und der westlichen Besatzungszonen umfaßt. Heute besitzen wir in der DDR weder Phenolsynthese-Anlagen noch eine nennenswerte Steinkohlenteer-Erzeugung. Unser beträchtliches Phenolaufkommen beruht praktisch aus schließlich auf dem Braunkohlenteer, den Hydrier ölen und den phenolhaltigen Abwässern, also auf der Braunkohle. Das früher auch von anerkannten Fach leuten als aussichtslos bezeichnete Problem, aus Braunkohlenprodukten Reinphenol zu gewinnen, ist seinerzeit bemerkenswerterweise über einen Umweg zu einer Lösung gekommen. Als ein solcher ist anzu sehen, daß die großen Schwelereien und Hydrier anlagen in Mitteldeutschland aus Gründen der Ab wasserhygiene gezwungen waren, die bei ihnen an fallenden großen Phenolwassermengen irgendwie nutzbringend aufzuarbeiten. Das Leunawerk ist hier in den 30er Jahren bahnbrechend mit seinem Tri- kresylphosphat-Verfahren vorangegangen, das heute zwar als überholt anzusehen ist, damals aber nicht nur die Lösung des für die Kohlehydrierung lebens wichtigen Abwasserproblems, sondern auch den hand greiflichen Beweis erbrachte, daß man aus Braun kohleprodukten reichliche Mengen an Phenol gewin nen kann. Damit war die Braunkohle als Rohstoffquelle für Phenol grundsätzlich erschlossen und eine gerade zu stürmisch zu nennende Entwicklung eingeleitet. In rascher Folge wurden zunächst bei den anderen Hydrierwerken, dann auch auf den großen Schwe lereien Abwasser-Entphenolierungsanlagen errichtet. Kurz vor dem Kriege kam die erste großtechnische Anlage zur Gewinnung von Phenol aus Hydrierölen in Leuna in Betrieb, und wenig später -erfolgte die Phenolerzeugung aus dem Schwelteer selbst. Heute wird die Hauptmenge an Phenol in der DDR aus diesem zuletzt erschlossenen Rohstoff in der Espen hainer Großanlage hergestellt. Um von den Kohlen zum Phenol zu kommen, ist jedoch ihre Verkokung bzw. Verschwelung nicht der einzige Weg. Es ist nicht einmal der beste Weg; vielmehr liefert die direkte Hydrierung der Kohle weit größere Mengen an Phe nolen. In Bild 5 sind die Phenolanfälle in kg einge tragen, die bei der Verkokung, bei der Verschwelung und bei der direkten Hydrierung von 1000 kg Stein kohle entstehen. 1000 kg Steinkohle | Kokerei | | Schwelerei | | Hydrierung | Teer Abwasser Teer Schwelwasser Sumpfphase-Öl Abwasser Bild 5. Phenolgewinnung aus Steinkohle C t -Cf Phenole 0.20- 0,85 0,52 - 0,12 _ 0.97 -5 -0,5 25-35 27,5 - -2.3 375 5,5 C,-. Phenole 0,05- 0,25 0,05 0,15 7-9 1,2 0,10 - 0,50 075 8,2 70.2 Es ergibt sich, daß bei der Hydrierung ca. lOOmal so viel Phenol entsteht wie bei der Verkokung. Die Schwelung steht in der Mitte. Ähnlich, wenn auch nicht so extrem, liegen die Verhältnisse bei der Braun kohle (vgl. Bild 6). 1000 kg Braunkohle wasserfrei Mitteldeutschland | Schwelerei | | Hydrierung | Teer Schwelwasser Sumpfphase Öl Abwasser Cs-C,- Phende 0.7-2,7 0.7-1,2 - 35 3.5 C,- Phenole 1.4 - 59 0.4-t.f 0.3-0,6 -58.5 ~ 7 1.4 0,7 - 1,7 -8,4 Bild 6. Phenolgewinnung aus Braunkohle Dort ist der Phenolanfall bei der direkten Hydrie rung rund gerechnet lOmal so hoch wie bei der Ver schwelung. Diese Verhältniszahlen müßten sich, ins besondere bei der sauerstoffreichen Braunkohle, noch weiter zugunsten der Hydrierung verschieben lassen, falls es gelänge, den Hydrierprozeß mehr als bisher in der Richtung zu leiten, den Sauerstoff in den Hy drierprodukten zu belassen, anstatt ihn weitgehend in Form von Kohlensäure und Wasser abzuspalten. Was damit gemeint ist, möge durch Bild 7 veranschau licht werden. Dort ist die Elementar-Zusammensetzung der Braunkohlen-Reinsubstanz, die des Hydrierbenzins und die des Phenols graphisch aufgetragen. Braunkohle Benzin Phenol Bild 7. Elementarzusammensetzung von Braunkohle, Benzin und Phenol