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Die dehydrierende oder aromatisierende Spal tung eröffnet somit einen neuen W eg bei der syn- thetischenTreibstofferzeugung. Es ist möglich, ohne Wasserstoffzusatz aus Mittelölen ein Benzin mit guten motorischen Eigenschaften zu erzeugen und die Vor aussetzungen für die Gewinnung von höheren Aro maten zu schaffen. In unserer DHD-Versuchsanlage mit 50 1 Kontaktinhalt haben wir dann noch andere höhersiedende Kohlenwasserstoffe dehydrierend gespal ten. So konnten wir beim Einsatz eines sog. Spindel öles aus dem Hydrierwerk Zeitz vorstehende Ergeb nisse erzielen (s. Bild 9). Tab. 4 Einspritzprodukt 15 at 55 at bis 100°C siedend Vol. % — — 4,5 200° C siedend Vol. % - 7,5 27,5 300°C siedend Vol. % 2,5 28,5 60,0 350° C siedend Vol. % 6,5 51,0 77,0 Der Anteil bis 200° C siedend zeigte folgende Grup penanalyse: 28,0 Vol. % Aromate 0,0 Vol. % Oiefine 15,6Vol.°/o Naphthene 56.4 Vol. % Paraffine Bromzahl 4,3 Die Oktanzahl nach der Motormethode lag bei 63. Die Elementaranalyse zeigte 86,53% C und 13,25% H. Der Anteil zwischen 200 und 320° C siedend zeigte 52,0 Vol. % Aromate 0,2 Vol. % Oiefine 21.4 Vol. % Naphthene 26.4 Vol. % Paraffine Die Bromzahl lag bei 5,2. Die Elementaranalyse zeigte 88,65 %C und 11,20% H. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, daß diese günstigen Spaltergebnisse mit einer um so höheren Ablagerung an Koks und Polymerprodukten erkauft werden müssen, je höher der Siedepunkt des einge setzten Produktes liegt. Zu sehr interessanten Ergebnissen führte die dehy drierende Spaltung des in unserer AT-Anlage entstan denen Rückstandes. In Bild 10 sind die entsprechenden Bild 10. Dehydrierende Spaltung von AT-Rückstand Siedeanalysen aufgezeichnet. Beim Einsatz dieses hoch isoparaffinischen Mittelöles bekommt man fast 85% unter 200° C siedende Anteile, von denen 19,0 Vol. % Aromate sind. Die Oktanzahl einer bis 180° C ge schnittenen Fraktion liegt bei 81 nach der Motorme thode. Dieses Produkt kann ebenfalls ohne weiteres als Zusatz bei der Herstellung von Hochleistungs kraftstoff verwendet werden. Die geschilderten neuesten Ergebnisse aus der Böh lener Druck-Wasserstoff-Dehydrierung zeigen wohl klar, daß das DHD-Verfahren durch seine große An passungsfähigkeit und vielseitige Verwendbarkeit für die weitere Entwicklung in der synthetischen Treib stoffindustrie von großer Bedeutung werden kann. Literatur [1] H. NONNENMACHER: Brennstoff-Chemie, 31 (1950), 138. [2] W. KRDNIG: Die katalytische Druckhydrierung von Kohlen, Teeren und Mineralölen, Springer-Verlag 1950. [3] A. EUCKEN: Die Naturwissenschaften, 1949, S. 48 und 74. [4] L. CH. FREIDLIN, N. J. SIMINOWA: Ber. der Akad. der Wiss. UdSSR, N. S. 76 (1951), 551, Nadir, der Akad. d. Wiss. UdSSR, 1950, S. 659. L. CH. FREIDLIN, K. G. RUDNEWA: Chem. ZbI. 123 (1952) 6024. [5] A. M. RUBINSTEIN, W. E. WASSERBERG, N. A. PRYBIT- KOWA: Nachr. der Akad. d. Wiss. UdSSR, Chem. Teil, 1952, S. 323. [6] M. PIER: Z. f. Elektrochemie 53, (1949), 291. — 638 — Diskussion Dr. Kaufmann, Leuna: Ich möchte fragen, ob mit Rücksicht auf die End- othermie des Prozesses die Verwendung eines beheizten Röhrenofens erwogen wurde. Die praktischen Ergeb nisse unserer damaligen Leunaer Arbeiten zeigten eine bessere Temperaturverteilung über den gesamten Kon takt und dadurch schonendere Behandlung von Pro dukt und Kontakt, höhere Ausbeuten, geringere Koks und Gasbildung. Der Wasserstoff-Partialdruck sollte theoretisch mög lichst tief liegen. Er ist praktisch abhängig vom Aus gangsprodukt. So erlauben z. B. straight-run Benzine („H F-Verfahren“) nur Betriebsdrucke von etwa 15 at, während eben für die naphthareicheren Hydrierbenzine (,,DHD“-Verfahren) sich Drucke von 50 at bewähren. Nach unseren früheren Untersuchungen findet keine nennenswerte Isomerisierung der Paraffine statt. Die vor handenen waren vorher im Hydrierprozeß (Kontakt 6434) gebildet. Zu der Frage der Verwendungsmöglichkeiten der DHD-Rückstände möchte ich das Leunaer „Arobin- Verfahren“ in Erinnerung bringen; dieses ergab hoch aromatische Benzine. Ähnliche Arbeitsweisen empfehle ich insbesondere für die Verarbeitung der Restöle der Mittelöl-DHD-Behandlung; die übliche hydrierende Weiterverarbeitung halte ich vom chemischen und wirt schaftlichen Standpunkte aus für unzweckmäßig. Dr. Birthler, Böhlen: Es ist uns bekannt, daß Leuna für die DHD-Arbeits- weise den Röhrenofen empfiehlt. Unsere Anlage ist aber nach dem Vorschlag von Ludwigshafen gebaut. Die Höhe des Wasserstoffpartialdruckes ist sicher von der Zusammensetzung des Elinspritzproduktes abhängig, wobei für unsere Verhältnisse der Wasserstoffpartial- 36 Bergakademie - Bücherei - Freiberg Sa: