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Deutschlandtzu kommen. In Brüssel angekomamn, gßng dasselbe »erfahren wieder Io«, alle Bachen Wurden un tersucht; da man nicht« verdächtige» fand — die in Namur abgenounnenen Bachen waren mir nicht wie der zurückgegeben worden —, konnten wir mit dem Ausweisungsbefehl in die Stadt gehen und suchten in der Nähe de» Bahnhofes «in Hotel, um zu übernachten und frühmorgens über Antwerpen nach der ho Hün dischen Grenze zu fahren. Noch vielen FäHrlWkotten und mancherlei erneuten Mißhandlungen im Eisenbahn zuge gelangte unser Gewährsmann über Antwerpen zur holländischen Grenze, zur Station RoosendaaL In Rot terdam mit Ausweisen vom deutschen Konsul versehen, kam er dann, von der holländischen Bevölkerung über- all unterstützt, noch Deutschland und Dresden zurück. kimtl. Bekanntmachungen. bocke«. vettrnt!. SemriMlsttliyuag Mitttooch, den S. September abend» 8 Uhr im Sasthos zum Sonne. Wo liegt Paris? Die großen Erfolg« der deutschen Armeen in Frank, reich beginnen reiche Früchte zu tragen; von Lag zu Tag nähern sich die deutschen Truppen ihrem Ziele, der Haupt- und Weltstadt Pari». Paris ist das Herz Frank reichs. Keine Hauptstadt bann sich wie Pari- rühmen, in sich allein das ganze Wohl und Wehe ihre» Lande» zu verkörpern. JSjllt Paris, so füllt Frankreich; denn Frank- reich» Politik Wird in Paris gemacht. Pari» ist Frank, reich» erhabener IanuStempel, seine Tore bedeuten Krieg oder Frieden. Ganz richtig erkannten die Franzosen, daß in diesem Kriege ihrer Hauptstadt von Norden her die größte Gefahr drohe. Darum warfen sie alle verfüg, baren frischen Truppen noch einmal gegen St. Quen. tin, wo ihre englischen Bundesgenossen bereits die zweite Niederlage erlitten hatten. Aber trotz ihrer Ueberlegenheit wurden die Franzosen bet St. Quentin von der Armee des Generalobersten von Bülow voll ständig geschlagen. St. Quentin liegt übrigens nur so weit von Paris entfernt wie Magdeburg von Berlin. Es wird also Ernst für Pari». Just in den Tagen von Sedan (aber diesmal 14 Tage früher als im Jahre 1870) stehen deutsch« Truppen nahe bei Paris, bet weitem näher al» damals, al» Napoleon König Wilhelm sei nen Degen übersandt«. Die Hoffnung auf den Wider- stand der Belgier in Lüttich ünd Namur trog, über Na mur und Lütich weht längst die deutsche Flagge, die Hoffnung auf die siegreiche Mitwirkung der englischen Truppen trog; bet Maubeuge und vor St. Quentin zeig ten Frenchs Scharen den Deutschen den Rücken und Fer sen und liefen schneller al» die Franzmänner bet Roß bach, Belle-Alliance und Lieuze; die Hoffnung auf die Sperrfort» und Festungen trog; Manouvtller» und Le» AhvelleS, Longwh, Montmedh und Givet sind in deut schen Händen; die Hoffnung auf die Elttetruppen des Zaren trog; die masurischen Seen sahen die völlige »er. ttlgung von drei russischen Korps, die völlige Nieder lage weiterer drei Korps, fast 100 000 Mann wurden dort — ein beispielloser Erfolg der Weltgeschichte! — in offener Jeldschlacht gefangen; die gesamte Artillerie ei ner ganzen Armee ist vernichtet und einer zweiten rus sischen Elitearmee droht trotz ihres Rückzuges ein ähn liches Schicksal. Nichts Will mchir helfen, wie brünstig auch französischer Leichtsinn, französische Leichtgläubig keit hofft: die Sach« wird sich schon noch arrangieren. Die Bomben der deutschen Flieger waren die ersten Schreckschüsse, die Flugblätter die erste Aufforderung zur Uebergabe. An eine regelrecht« Belagerung werden die Pariser selbst Wohl nicht glauben, nachdem sie gehört und vielleicht auch in Bildern gesehen haben, wie ver derblich deutsche Mörser für Panzerforts, für BetonfestungÄverke sind. Wo liegt Paris? Hinter -Wei Gürteln starker Forts. Aber diese Forts sind nicht uneinnehmbar und Frankreichs geschlagene Armeen kön nen noch so tapfer kämpfen: tapferer, zorniger, unge stümer sind Deutschlands Streiter. Gegen ihr furcht bares Hurra gibt es keinen Widerstand, trauerte ein französischer hoher Offizier; die Deutschen kommen über uns wie eine Sturmwelle, der nichts Mndhält, be teuerte ein englischer. Immer feste druff! ruft mit dem heldenmütigen Deutschen Kronprinzen jeder deutsche Sol dat. Paris nehmen wir der ganzen Entente zum Trotze. Deutsche Geschütze, Flieger und Zeppeline wer den Vorarbeiten, deutscher Siegesdrang nachstoßen. Ehe die heißersehnten gelben Japaner, wenn sie wirklich kommen und ins Ungewiss«, in» sichere Verderben sich Wagen sollten, von Asien — eine echt französische Phan tasterei! — als nette Brüder und Kumpane zu Hilfe kom men könnten, Wird der Herd der Revanche, die Brut stätte des Völkerhasses, deutsch« Krieger als triumphie rende Sieger in ihren Mauern dulden und fürchten müs sen. Die Ströme deutschen Blutes, die dieser un» Heim- < tückisch aufgezwungene Krieg kostet, verlangen gebte- terisch, daß Ruhe und Friede für zwei und dret Men schenalter erzwungen wird, damit der Dichter recht be hält: Nimmermehr dräut uns der Erbfeind! Aus äem Rönigreich Sachsen, klnr Sitzung Ser siiÄMen Selamminlstekiumr. Am Freitag fand unter dem Borsitz des Königs eine Sitzung des Gesamtministeriums statt. Gegenstand der Beratungen waren besondere Maßnahmen der Kgl. Staatsregierung zur tunlichsten Förderung der wegen des Krieges eingeleiteten oder in Aussicht genommenen Für sorgebestrebungen sowie die am 3!. August an die Regierung gelangten Gesuche um Einberufung eines außerordentlichen Landtags zu diesem Zwecke. In ersterer Hinsicht gelangten die schon am 29. vorigen Monats von der Staatsregierung eingehend erwogenen Vorschläge zum Vortrag und wurden zum Beschluß er hoben. Sie gipfeln in folgendem: Zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und zur Gewährung von Zu schüssen an die Famltenangehörigen der im Felde Stehenden sollen leistungsschwachen Gemeinden zinsfreie Darlehen aus der Staatskasse gewährt werden. Hierfür sollen durch das Finanzministerium Mittel bis zur Höhe von dreißig Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden. Hierdurch werden die Gesuche um Einberufung eines außerordentlichen Land tags für erledigt erachtet. * Chemnitz,4. September. Ein gemeiner Buben streich wurde an den bekannten Gchtlltngschen Figuren auf dem KöntgSplatze verübt. Bubenhände haben vorig« Woche von der Nacht vier Zehen und am Mittwoch vormittag vom Abend eine Zehe de« rechten Fuße» abgeschlagen Die Gchillingschen Figuren, die frü- Ker die Brühlfche Terrasse in Dresden zierten, sind im August 1909 dem öffentlichen Schutze unserer Stadt über geben worden. * Ziege« bei Döbeln. Ein Verbrechen? Nachdem hier nachts ein Strohfeimen in Feuer aufgegangen war, fand man bei den Aufräumungsarbeiten die ange kohlte Leiche eine- jungen 15- bi» 17jährigen Mäd chens mit durchschnittenem Halse Offenbar liegt Kier ein Verbrechen vor, bei dem der Täter sein Opfer in den Feimen gebracht und diesen, um seine Tat zu verwischen, in Brand gesetzt hat. * vorn«, 4. September. Von einem Posten er schossen. In vergangener Nacht früh 4 Uhr wurde beim Revidieren der zur Bewachung der Eisenbahnbrücke bei Zedtlitz aufgestellten Posten der Landsturm-Unter offizier Paul Weber aus Kieritzsch von einem Posten erschoßen. Der Erschoßene, welcher eine Frau und zwei Kinder hinterläßt, hatte auf viermaligen Anruf des Postens Zedtlitz aufgestellten Posten der Landsturm-Unter- sizier Paul W chossen. Der nicht geantwortet. * Dresden, 4. September. Keine Anstellung russischer Untertanen. Der als erster Konzertmeister der Königlichen Musikkapelle verpflichtete Professor Michael Preß ist russischer Staatsangehöriger. Mit Rücksicht hierauf ist seine Anstellung an dem Königlichen Institut von der Generaldirektton rückgänig gemacht worden. * Radeberg, 4. September. Liebesdrama. Der 2ljährige Feldmessergehilfe Krauß erschoß die ISjähr. Matta Schreiner mit ihrem Einverständnis im Keller der elterlichen Wohnung. Als Krauß die Waffe gegen sich richtete, blieb die Kugel im Lauf stecken. Um sein Ziel zu erreichen, ging er nach dem Bahnkörper und ließ sich vom nächsten Zug überfahren. Beide geben in ihren Abschiedsbttefen Liebeskummer als Grund ihrer Untat an. die ersten Toten! Nun klaget nicht — es fiel der erste Streich — Und aufgettfsen klaffen heil'ge Wunden! Und mit durchschoß'ner Brust, erstarrt und bleich Ward euer Liebstes nach der Schlacht gefunden! Lin Blitzstrahl zuckt — und Herzen stehen still — Vas keben stockt — oh Gott ich kanns nicht tragen — Zerbrach'nen Glückes Wehlaut tönet schrill — Der mir mein Alles war — er liegt erschlagen! Nun tröst' euch Gott — ihr habt dem Vaterland freiwillig höchstes Mpfer dargeboten — Ls nahm es an — zieht nicht zurück die Hand Hm jähen Schmerz um die geliebten Toten! Gebt ganz und gern — ob auch das Herz euch bricht Und lächelt dankbar unter Tränenfluten Der Euren Tod war heil'ge Ehrenpflicht — Treu ihrem Eid, fürs Vaterland zu bluten. Seid stark und groß — wie ihr sie jetzt geseh'n Als freudig sie die Brust den Äugeln boten, wollt ihren Heldengeist ihr recht versteh'n! Bewundert sie — beklagt nicht eure Totem Hermine Di em er. Erlebnisse eines Sachsen in Belgien der bei Namur als Spion verhaftet wurde und elf Tage unschuldig im Gefängnis gesessen hat, gibt der frühere Kaiserliche Regierungssekretär Tiebel in Metz. Der Genannte war vom 15. Juli üb in Ostende zur Badekur und reiste auf die Kunde von der Kriegserklärung über Brüssel nach Deutschland. Bier Stationen hinter Namur hielt der Zug plötzlich an wegen Brückensprengung durch belgisch« Pioniere, lieber seine weiteren Erlebnisse be richtet nun Herr Tiebel folgendermaßen: Alle» auS- steigen! hieß es. Ich und mein Mitreisender, ein evan gelischer Pfarrer au» Metz, stiegen aus und Wurden von den dortigen Einwohnern als Deutsche erkannt und alS Spion« ausgerufen, verhaftet und nach Namur zurücktransportiert. Auf der Führt dorthin wurden wir im Eisenbahnwagen mißhandelt und von zwei Gen darmen mit dem Revolver bedroht. Auf allen Statio nen, besonders in Namur^ sammelte sich der Pöbel an und schimpfte, schlug und mißhandelte un»! vom Bahn hof wurden wir per Kraftwagen unter starker Bewachung auf die Wach der Gendarmeriestation gebracht. Dort wurden unser« Sachen durchwült und abgenom men; nach dieser Untersuchung konnten wir einige Sachen wieder einpacken und wurden wieder per Kraft wagen ins MilitärgefängniS transportiert; dort angekommen, mußten wir uns auskleiden, wurden wie der untersucht und kamen dann in die Zelle als Spion«. Dort mußten wir früh die Zelle auswaschen, Stvohsack und Zubehör sauber reinigen usw. So ging es täglich vom 4. bis 15. August, an welchem Tag« wir zum erstenmal vom Auditeur verhört wurden. Da man bet Mir nichts Verdächtige- gefunden hatte, entließ man uw» wieder. Nachmittags gegen 3 Uhr hott« man un», e» waren noch mehrer« Deutsche, auch Frauen darunter, au» der Zelle und fuhr un» unter starker Gendarmerie bewachung per Kraftwagen zum Bahnhof; dort ange kommen, wurden wir in den Gepäckwagen hinetnge- stoßen, nach Eharleroi gebracht und auch dort vom Pöbel mißhandelt. Wir bekamen «inen Auswei sungsbefehl und konnten dann für unser Geld Wei terreisen; wir lösten un» Fahrkarten bi» Brüssel, um von dort über die Holländisch« Grenze nach Die 42 cm-Mörser unä äer Reichstag. Die Neue Züricher Zeitung bringt au- der Feder eines ReigStagSabgeordneten, der seit nahezu zekn Jahren einer der Berichterstatter der Budgetkommission de« Reichs- tage- über den HeereSetat ist und Generalbettchterstatter für da- gesamte Waffenwesen der Armee war, folgende Mitteilungen über unsere 42-Zenttmeter-Mörser: Die Ueberraschung, daß das deutsche Heer solche Mörser besitzt, ist im Auslande wie im Inlands gleich groß, denn ihre Herstellung und Beschaffung geschah mit der durch die Sachlage gebotenen absoluten Geheimhaltung, so daß selbst im Reiche nvr wenige Kreise darüber unterrichtet waren. Als die Versuche abgeschlossen waren und die Bestellung beginnen konnte, galt eS, dies Wunderwerk deutscher Kriegstechnik ohne Aufsehen zu beschaffen. An den Be sprechungen zur Vorbereitung de- Militäretats für die Budgetkommission des Reichstage- nahmen über vierzig Offiziere teil. Als man an einen neuen Titel im Abschnitt Waffenwesen kam, bat d< r Departementschef für das Waf fenwesen, diesen Titel nicht jetzt besprechen zu wollen. Am Schlüsse der Sitzung erklärte er mir streng vertraulich, daß es sich um die neuen Belagerungsmörser handle. Der Generalstab habe die dringende Bitte, daß über die ganze Angelegenheit kein Wort in der Kommission berich tet werde; nicht einmal die anwesenden Offiziere hätten Kenntnis von diesem Fortschritt. Der Wunsch de- Gene- ralstabeS fand glatte Erfüllung. Nun ging eS an die Arbeit, eine große Anzahl von Geschützen ist bereit- in der Front, andere sind in den Arsenalen. Vor sechs Wo chen weilte ich als Mitglied der Rüstungskommission in einer Munitionsfabrik und konnte feststellen, daß jede beliebige Anzahl von Geschossen und Hülsen für diesen Mörser in kürzester Zeit hergestellt werden kann, ganz abgesehen von den zahlreichen Beständen. Auf die Frage, ob diese Mörser sich nicht schnell abnutzen, gab ein fach kundiges Direktionsmitglied die bestimmte Antwort, daß es so viel Festungen auf der ganzen Welt nicht gebe, um nur einen einzigen Mörser verwendungsunfähig zu machen. Tatsächlich hat unsere Armee auch Mörser älteren Datums, 6000 Stück, die noch voll gebrauchsfähig sind. Die Veröffentlichung der Photographien von der Zerstörung der Forts von Lüttich geschah auf Befehl des Kaisers, aller Welt den einwandfreien Beweis zu führen, daß Lüttich nicht nur in deutschen Händen ist, sondern daß dem deutschen neuesten Belagerungsgeschütz auch das modernste Panzerfort nicht wider stehen kann Von diesem Geschütz stehen der deutschen Armee eine größere Anzahl Stücke zur Verfügung. Munition und Geschosse sind in Tausenden von Exem plaren in den Artillettedepots vorrätig. Die ersten Ver suchsexemplare erforderten einen ungeheuren Aufwand an technischem Können. Seit geraumer Zeit aber sind alle Schwierigkeiten beseitigt. Das Geschütz ist aus dem besten Tiegelgußstahl hergestellt und sehr sorgfältig gearbeitet. Die Tragweite ist eine solche, daß sie die kühnsten Er wartungen aller Artilleristen weit übertrifft. Die Halt barkeit des Rohres ist dergestalt, daß jedes einzelne Ge schütz allen Anforderungen des ganzen FeldzugeS ge wachsen ist. Zeitgemäße Umäichtung: Kein Feuer, keine Kohle Kann brennen so heiß, Wie Kruppsche Geschütze, Von den' niemand was weiß! Verkehrswesen. * Wiederaufnahme de» Pastoerkehr» nach Oefterreich- Ungarn und den neutralen Ländern. Vom 5. Sep tember ab wird der Paketverkehr nach Oesterreich-Ungarn, Dänemark, Schweden, Norwegen, Luxemburg, Niederlande, Schweiz und nack den übrigen neutralen Ländern auf den Wegen über die Schweiz und über die Niederlande ohne Berührung feindlichen Auslandes wieder ausge nommen. Rirchennachrichten. Friedenskirche Aue. 13. Sonntag nach Trinitatis. Vormittags */,9 Uhtt Beichte. Vormittas 9 Uhr: Hauptgottesdienst mit Predigt- Vormittags 11 Uhr: KindergotteSdienst. Mittwoch, den Kapital unnötig abhrben beweist Maagel an Vaterlandsliebe un- wirtschaftlichem verstän-nis.