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288 Der Besuch »oov Jahr, alt, Musikinstrumente. Das Museum in Kopenhagen weist ein paar außergewöhnlich seltene und eigenartige Musikinstrumente auf. Es handelt sich um Blashörncr, Lurcn genannt, deren Alter von Kennern auf ca. 3000 Jahre geschätzt werden. Der Wohlklang der Instrumente ist noch ein sehr reicher, so daß dieselben heute noch gebraucht werden können. In den Nosenbeeten, die den Platz vor der Hochschule in Sommer mit betäubendem Duft erfüllten, begann es schon langsam zu sprießen und zu keimen, und ein weicher Wind trug das Rauschen des unweit voriiberfließenden Baches im „Englischen Garten" wie das Raunen und Summen einer vielköpfigen Volksmenge herüber. Der Geheimrat blieb eine Weile stehen und sog die linde Frühlingsluft in vollen Zügen ein. Das tat gut nach dem zweistündigen Auf enthalt in dem überfüllten und überheizten Hörsaal, in dem es noch stark nach Lack und Farbe roch, denn man hatte einen Umbau vornehmen müssen, um einen genügend großen Raum für alle Studenten zu schaffen, die bei dem berühmten Literarhistoriker Vorlesungen hören wollten. Wernhardt schlug nun den Weg durch die Leopoldstraße nach seiner in einer der vornehmsten Straßen Schwabings gelegenen Woh nung ein. Hoch oben, im vierten Stock, wohnte der Gelehrte mit einer alten Haushälterin, die er aus Wien, seiner Vaterstadt, mitgebracht hatte. Auch die Wohnungseinrich tung war altväterisch-wienerisch, überall stand feines be maltes Porzellan, aus dem die Großeltern des Geheimrats ihren Morgenkaffee geschlürft hatten, und die Bilder in den ovalen, vergoldeten Rahmen, die an den dunkelgetäfelten Wänden hingen, stellten würdig blickende Biedermeierherren und kokett lächelnde Damen aus jener Zeit dar, als man mit steifen und galanten Gebärden über die Stadtwälle spazierte und den Demoisellen in bunten Reisröcken artige Kompli mente zurief. In dieser Umgebung fühlte sich Wernhardt am wohlsten und die wenigen Gäste, die er bei sich sah, waren entzückt von dem stillen Heim, das mit so viel Liebe und Pietät ein. gerichtet war. „Ist jemand hier gewesen, Rosalie?" fragte der Ge heimrat, als ihm die alte Bedienerin öffnete. Jeden Tag wiederholte sich diese Frage, und fast täglich erfolgte die gleiche Antwort, wie heute: „Nein, Herr Geheimrat, nur einige Briefe liegen aus dem Schreibtisch." Auch den leisen Seufzer, den Wernhardt seit fünfzehn Zähren täglich nach dieser Antwort ausstieß, kannte die Alte nun schon zur Genüge. Sie konnte es sich eigentlich nicht so recht erklären, wen ihr Gebieter erwartete, aber sie ver mutete etwas ungeheuer Romantisches dahinter und wurde in dieser Annahme auch dadurch bestärkt, daß der Geheimrat ein ausgesprochener Frauenscind war. Gleich zu Beginn seiner Lehrtätigkeit an der Münchener Universität hatte er sich das Mißfallen zahlreicher junger Damen der begüterten Kreise zugezogen, die sich einen Sport daraus machten, Literaturkollcgs zu besuchen und scharenweise kamen, um sich bei dem hervorragenden Kenner der modernen Dichter inskribieren zu lassen. Aber Wernhardt hatte ihnen einen bösen Strich durch die Rechnung gemacht und dem Syndikus der Universität, Doktor Einhorn, kurz und bündig erklärt: „Herren, mein lieber Kollege, so viele Sie nur wollen. Die werden mir in meinem Kolleg immer willkommen sein. Aber mit Weiberleuten verschonen Sie mich in meinem Hürsaal. Erstens bin ich kein Heiratsvermittler, denn darauf läuft die ganze Sache schließlich und endlich hinaus, und wenn eine oder die andere wirklich auf die Literatur fliegt, so soll sie ins Hoftheater zu den klassischen Stücken gehen, bevor sie etwas über Strindberg und Wedekind zu hören bekommt." Als sich aber eine bekannt schneidige und furchtlose junge Dame der Gesellschaft, die Tochter eines millionenreichen Ein nicht untergehrndes Boot. Am 12. Juli führte ein Mechaniker namens Gustav Kollmann auf der Spree in Berlin ein selbstlonstruiertes Boot, das auch in gekenterter Lage schwimmt, vor. Das Wesen der Erfindung besteht darin, daß das Boot mit einem Berdeck ausgerüstet ist, dessen Klappen sich beim Kentern des Bootes selbsttätig schließen, wobei durch eine geeignete Luftzusührungsvorrichtung für die ein- geschlossenen Personen eine Lufterneuerung stattsindet.