440 Einfluss des Erdbaues auf das Leben der Menschen. punkt der alten Mittelmeerwelt ist. Seine Bodenschätze haben nie zu grosser, überall vertheilter Thätigkeit aufgefordert. Das europäische Russland, eine weite Niederung, bis vor Kurzem ohne aufgeschlossene reiche oder mannigfaltige Bodenschätze in seinem Flachlandß, ist naturgemäss vergleichs weise einförmig bevölkert, geistig wenig entwickelt, für eine automatische Regierungsform durchaus geeignet. Bei mannig facher, in den einzelnen Stämmen verschiedener Begabung, hat die gesammte slavische Völkergruppe, seit ihrem Eintreten in das grosse europäische Leben, doch keinen geistigen Einfluss von Belang geübt, oder durch Originalität sich ausgezeichnet. Ein Bürgerthum vermochte sie aus sich selbst nicht herauszu arbeiten ; sie hat keinen dritten Stand, ausser in den czechischen Landen, d. h. in Deutschland. Nordamerika, in dem bis jetzt bevölkerten östlichen Theile geologisch einförmig — d. h. jede Formation nimmt zusammenhängend grosse Flächenräume ein — bietet nur wenig romantische Gegenden, dafür aber massenhafte Kohlen- und Metallablagerungen. Wir finden hier ein, aus den ver schiedensten Urelementen zusammengewandertes Volk, dessen Streben dennoch ein übereinstimmendes geworden ist, ohne romantische Regung, zu grossartiger Auffassung und Ausbeutung geneigt und nur dieser zustrebend, die Vielseitigkeit der Durch bildung im Einzelnen dagegen etwas vernachlässigend. Das sind einige Beispiele, in welchen sich, wie mir scheint, ein gewisser Zusammenhang zwischen dem geologischen Bau ganzer Länder und der besonderen Entwickelung ihrer Be wohner nachweisen lässt. Es ergiebt sich, wie ich hoffe, aus diesen Betrachtungen, dass der Bau der festen Erdrinde in vielfacher Beziehung auf die Lebensverhältnisse der Menschen einwirkt. Wenn wir nun vom speciellen Unterschied der einzelnen Gesteine und ihrer Verbreitungsgebiete beginnen, so ist deren Einfluss allerdings nur ein sehr beschränkter. Von ihm hängen einigermaassen ab: die Häufigkeit und besondere Beschaffen-