386 System und Terminologie. System ist als solches stets etwas Künstliches, Einseitiges, nicht Natürliches. Am bequemsten für die Handhabung, aber zugleich am wenigsten natürlich, ist ein System, welches nur eine, leicht beobachtbare Eigenschaft seiner Objecte für die Anordnung benutzt, wie etwa das Linneische, und es wird um so unnatürlicher ausfallen, je weniger wesentlich die dazu be nutzte Eigenschaft ist, so z. B. wenn man die Mineralien nach der Farbe, oder die Tbiere nach der Grösse ordnen wollte. Je mehr und je wesentlichere Eigenschaften bei der syste matischen Anordnung zugleich berücksichtigt werden, um so mehr wird sich das Resultat dem Ideal eines natürlichen Systems nähern; da man aber in Wirklichkeit nie allen Eigen schaften zugleich Rechnung tragen kann, so ist das Ziel selbst, d. h. das wirklich natürliche System, unerreichbar, und überdies verliert jedes System nothwendig an Bequemlichkeit, überhaupt au systematischem Charakter, je mehr es sich der Natur anschliesst, und ihrer ungebundenen Mannigfaltigkeit Rechnung trägt. Natürliches System ist ein Widerspruch in sich selbst; zwei so entgegengesetzte Anforderungen können nicht zugleich erfüllt werden. Man fing in den Naturwissenschaften gewöhnlich mit irgend einem durchaus künstlichen, aber bequemen System an; man suchte dann ein natürliches, da dies aber unerreichbar, so begnügte man sich mit einer möglichst übersichtlichen Anordnung der Dinge, die den wichtigsten Verwandtschaften derselben Rechnung zu tragen sucht. In der Geologie sind Systeme für die Gesteine und für ihre Lagerung versucht worden. Da die Gesteine durchaus nicht dem üblichen Species- begriff entsprechen, z. Th. sogar nichts weiter als nachweisbare Uebergangsstadien derselben Masse darstellen, und da sie auf sehr verschiedene Weise entstanden sind, so wurde für sie eine befriedigende systematische Anordnung — ganz abge sehen von einer natürlichen —, geradezu unmöglich. Die Lagerungsverhältnisse benutzte Werner zu einem chronologischen System; da er aber dabei von der irrigen