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Geologie und Philosophie. 381 solcher recht wohl einen Anfang gehabt haben, wenn wir uns auch nicht vorzustellen vermögen, wie vorher seine Materie vertheilt war. Das Entwickelungsgesetz, welches wir in der uns wahrnehmbaren Welt erkennen, führt uns daher nicht auf einen Weltanfang überhaupt zurück, sondern nur auf den Anfang unserer Welt. Dieser mag das Resultat einer ähn lichen Entwickelungsreihe sein, und so fort und fort bis ins Unendliche. Unsere zwei convergirenden Linien fallen zwi schen zwei andere von höherer Ordnung. Es geht uns hier, wie bei jedem Versuch, die Unendlichkeit vorstellbar zu machen; wir müssen uns stets mit einem unbestimmten Theil derselben begnügen. Je mehr wir, den allgemeinen Standpunkt verlassend, mit solchen Betrachtungen in die Einzelheiten der Geologie eiu- gehen, um so mehr verlieren sie, als speciell einem Wissens zweig angehörig, ihren allgemeinen philosophischen Charakter. Dennoch werde ich diese Gelegenheit benutzen, einige geolo gische Sätze zu besprechen, die allenfalls sich hier anreihen lassen. Da sie nicht in bestimmter Beziehung zu einander stehen, so kommt auch wenig auf die Ordnung an, in der sie auf einander folgen. Geologische Thatsachen dürfen nicht durch Vorgänge er klärt werden, welche gänzlich — quantitativ wie qualitativ — ausserhalb des Bereiches unserer Erfahrung liegen. Allerdings sind irrige Erklärungsversuche oft besser als gar keine, aber gar keine Erklärung ist stets besser als eine grundlose. Selbst bei der Voraussetzung einer grösseren Energie be kannter Vorgänge darf nicht ein gewisses Maass überschritten werden; doch ist es schwierig, in dieser Beziehung die Grenzen des Erlaubten festzustellen. Nur der Grundsatz muss jedenfalls dabei eingehalten werden: die vorausgesetzte Wirkung darf nicht ausser Verhältniss zu der angenommenen Ursache stehen; man wird z. B. nicht durch Einwirkung einer kleinen Basalt-