Geologie und Philosophie. 379 bedingen, in bestimmter naturgesetzlicher Beziehung zu einander stehen; wir möchten das aber für alle erkennen, da sie noth- wendig alle innig mit einander verbunden sein müssen; denn Gesetzmässigkeit und Erkennbarkeit aller Naturvorgänge muss dem Naturforscher stets Richtschnur bleiben. Durch jene Schwierigkeiten und durch die stets nur schritt weise, nie vollständige Lösbarkeit der Aufgaben wird aber gerade dem Studium der Natur ein ewiger Reiz verliehen. Dieser wäre entschwunden mit der Lösung aller Probleme; die Wissenschaft würde dann lediglich eine Aufgabe des Gedächt nisses sein, nicht zugleich eine Uebung des Verstandes und „ein Bette der Vernunft“. Schon Herakleitos sagt: „Viel wisserei erzeugt nicht Vernunft, nicht in der Kenntniss des einzelnen Gewordenen, sondern in der des Werdens besteht die Vernunft“. Ich möchte noch lieber sagen: im Erkennen des Werdens. Das wichtigste und allgemeinste Resultat, welches in dieser Beziehung die Geologie darbietet, ist das Gesetz der steten Summirung der Einflüsse oder Resultate aller Vorgänge. Dadurch ist die zunehmende Differenzirung der Materie bedingt, die Entwickelung vom Einfachen zum Zu sammengesetzten und Mannigfaltigen, im unorganischen wie im organischen Reich. Sie beginnt im ersteren, und macht dadurch das letztere erst möglich; auch in diesem schreitet sie vom sogenannten Niederen zum Höheren vor, und reicht aus diesem in dasjenige herein, was wir als geistiges Leben bezeichnen. Auch hier reiht sich Gedanke an Gedanke, Erfindung an Er findung — alles Vorhandene bedingt Zukünftiges. Ich nenne das ein allgemeines Gesetz, weil wir es als eine Nothwendigkeit erkennen. Wie beim freien Fall die Geschwindigkeit zunimmt, so auch in diesem Entwickelungs gesetz die Mannigfaltigkeit der Erscheinungsformen durch ihre Summirung. So weit wir dem Grund dieses Vorganges nachspür-en können, beruht er in der steten Bewegung der Materie, und specieller, für bereits vorhandene Himmelskörper in der Ver-