372 Geologie und Philosophie. länglich schwere Aufgabe. Diese Tlieilung der Arbeit zwischen Denkern und Geschäftsleuten spart Kräfte und schützt beide Theile vor Verschwendung ihrer Talente. Sie stellt einen Unterschied auf zwischen der Wissenschaft, welche die Prin- cipien findet, und der Kunst, welche sie anwendet. Eben so erkennt sie an, dass jeder, der Philosoph und der Praktiker, seine eigene Rolle zu spielen hat und auf seinem Felde Herr ist. Aber es ist eine verhängnisvolle Unklarheit, wenn Einer in die Sphäre des Andern übergreifen will“. Den Irrthum kann auch die sorgfältigste Forschung nicht ganz vermeiden, er liegt in unserer Natur begründet; aber seine Berichtigung ist möglich, und daher stete Aufgabe. Dem Irrthum verdanken wir sogar manche wichtige Entdeckung; hätte z. B. Columbus die wahre Entfernung der Ostküste Asiens gekannt, so hätte er es niemals unternommen, sie durch westliche Fahrt von Spanien aus zu erreichen; Amerika wäre damals unentdeckt geblieben. Der Irrthum genügt auch häufig für die Bedürfnisse des Augenblickes. Gewisse, wenn auch nicht genaue astronomische Berechnungen waren schon auf Grundlage des ptolemäischen Weltsystems möglich, und in der Chemie sind bereits manche wichtige Entdeckungen durch An wendung ganz falscher Theorien gemacht worden, z. B. ehe man den Sauerstoff kannte. Auch über diesen Punkt spricht sich Buckle vortrefflich aus, indem er sagt: „Der grösste Feind des Wissens ist nicht der Irrthum, sondern die Träg heit; Alles, was wir brauchen, ist die Erörterung; dann sind wir sicher, dass Alles in Ordnung kommt, wenn wir auch noch so viel Versehen machen. Ein Irrthum bekämpft den andern, jeder zerstört seinen Widersacher und die Wahrheit springt hervor. Dies ist der Verlauf menschlicher Geistesentwickelung, und unter diesem Gesichtspunkte sind die Urheber neuer Ideen, neuer Vorschläge und neuer Kategorien die Wohlthäter des Menschengeschlechtes. Ob sie Recht oder Unrecht haben, das ist das Wenigste. Sie wirken zur Aufstachelung des Geistes, sie bringen seine Kräfte in Thätigkeit; sie regen uns zu neuer Forschung an; sie bringen alte Gegenstände unter neue Ge-