370 Geologie und Philosophie. Zweck und Plan der Welt mögen bestehen, aber wir kennen sie nicht, und haben keine Macht sie zu durchschauen. Flourens bemerkt sehr passend: man muss nicht von den Endursachen zu den Thatsachen, sondern von den Thatsachen zu den Endursachen zu gelangen suchen. Wenn man der Natur die bewusste Absicht unterstellen wollte, sie habe alle ihre Einrichtungen für den Menschen vor bereitet, um diesem seine Existenz und Entwickelung möglichst leicht zu machen, so würde man zugeben müssen, dass sie diese Absicht nur sehr unvollkommen erreicht habe. Nur Weniges aus ihren reichen Vorrathskammern können wir in dem Zustande brauchen, in welchem sie es darbietet. In ihrem Haushalt herrscht einerseits eine grenzenlose Verschwendung der 1 Hilfsmittel, — von einer Unzahl organischer Keime pflegt z. B. nur eiu kleiner Theil zur Ausbildung zu gelangen — und andererseits ein verderblicher Mangel — ganze Landstriche entbehren z. 11. des befruchtenden Wassers. Die Metalle müssen wir erst aus ihren Erzen schmelzen, die Bausteine zuhauen, die meisten Pflanzenstoffe künstlich bearbeiten; selbst die so genannten Heilquellen stellt der Chemiker für uns besser her, als die Natur sie darbietet. Wie gewaltige Irrthümer pflegen nicht zu entstehen, wenn man nur das nach menschlicher An schauung Zweckmässige für wirklich hält; Columbus glaubte z. B. fest, die Landoberfläche der Erde müsse grösser sein als die Meeresoberfläche, weil sonst sich der Schöpfer einer Zweck widrigkeit schuldig gemacht habe, da das Land vorzugsweise Wohnplatz belebter Wesen sei, was an sich ein Irrthum war. Es ist nur ein Auslegungsversuch, wenn man die Schwierig keiten, welche sich in der Natur unserem Wohlergehen ent gegenstellen, als beabsichtigte Bildungsmittel bezeichnet, denn ein solcher Zweck wäre weit einfacher durch von Haus aus vollkommenere Organisation des Menschen zu erreichen ge wesen. Diese ganze Frage geht aber, wie gesagt, den Natur forscher als solchen überhaupt nichts an, und er wagt nicht, sie zu beantworten.