Geologie und Philosophie. 305 dringen wie Vorposten in noch nicht hinreichend erkannte Ge biete ein, und bereiten deren wissenschaftliche Ausbeutung vor. Nachtheilig wirken sie nur dann, wenn ihre hypothetische, also fragliche Natur verkannt wird, und unnütz sind sie, wenn weder ein Beweis für noch gegen sie denkbar ist. In diesem Falle sind es überhaupt eigentlich nicht wissenschaftliche Hypothesen, sondern nur grundlose Behauptungen. — Ich kann z. B. nicht beweisen, dass der Kern der Erde aus einer kleinen goldenen Kugel besteht, es ist das sogar nicht im Geringsten wahr scheinlich ; wenn .ich es aber behaupten wollte, so würde mich Niemand widerlegen können, was allerdings auch ganz über flüssig wäre. — Wissenschaftliche Hypothesen müssen stets eine wissenschaftliche oder thatsächliche Grundlage haben, dürfen auch nicht mit bereits erkannten Naturgesetzen in Wider spruch stehen. Wünschenswerth ist es ferner, dass Hiilfs- hypothesen vermieden werden, d. h. dass man nicht, um die eine zu stützen, noch eine zweite nöthig habe. Stets aber lässt sich nur im Einzelfall über die Zulässigkeit und den Werth von Hypothesen entscheiden. Der Ursprung der Hypo these ist die Idee, ihre entwickeltste Form die Theorie; in dieser sucht sie schon eine ganze Sammlung von zusammen gehörigen Thatsachen gemeinsam zu erklären. Die Grenzen dieser Beziehungen sind aber kaum scharf festzustellen. Jede Idee, jede Hypothese und jede Theorie ist ein Kind ihrer Zeit, eben so wie jede Entdeckung; darum kann heute gar Manches befriedigend erklärt werden, dessen Erklärung früher unmöglich war; darum werden in unserem Jahrhundert Erfindungen und Entdeckungen gemacht, die im vorigen nicht gemacht werden konnten, und so wird wohl auch das nächste Säculum sich zu dem unseren verhalten; denn von der Summe der Kenntnisse unserer Vorfahren aus können wir noth wendig etwas weiter blicken, als diese, da unsere eignen Erfahrungen noch hinzukommen. Diese Summirung der Kenntnisse bedingt nach unserem Entwickelungsgesetz am meisten den Fortschritt der Wissenschaften, und zwar aller, da sie alle in einander greifen. Eine Folge davon ist aber auch, dass nur