344 Kälteperioden und Gletschenvirkungen. die Resultate dieser Berechnung nicht nur in speciellen Tabellen, sondern auch auf einer Tafel graphisch sehr übersichtlich dar gestellt, während die Perioden des Vorrückens der Tag- und Nachtgleichen ebenfalls bekannt sind. Ob die Rechnungen jener beiden berühmten Mathematiker auf ausreichend sicheren Grundlagen (sogenannten Constanten) beruhen, d. h. ob die bisherigen Beobachtungen der Excentricitätsänderungen der Erdbahn für die Berechnung auf so grosse Zeiträume genügen, darüber mögen Astronomen entscheiden; wir Geologen haben dieselben vorläufig als richtig anzunehmen; aber selbst in dem Falle, dass diese Berechnungen noch Correctionen erfahren sollten, würde doch Groll’s Theorie, und die Möglichkeit einer solchen Zeitberechnung überhaupt, überaus wichtig bleiben. Aus den jetzt vorliegenden Berechnungen ergiebt sich — ihre Richtigkeit vorausgesetzt — das höchst interessante Resultat, dass die letzte Eiszeit der nördlichen Hemisphäre vor etwa 80,000 Jahren stattfand, was auch für die Geschichte des Menschengeschlechtes von grosser Bedeutung ist, da man als ziemlich sicher annehmen darf, dass die ältesten deutlichen Reste menschlichen Daseins, welche bis jetzt aufgefunden wur den, ungefähr gleich alt sind, d. h. den Ablagerungen dieser Eiszeit angehören. Nun haben aber die Geologen längst erkannt, dass der letzten Eiszeit im Alpengebiet eine andere, verhältnissmässig kurz vorhergegangen sein muss, in welcher die Alpengletscher Uber die niedere nördliche Schweiz hinweg bis zum Jura und Schwarzwald reichten, worauf sie sich in einer wärmeren Zwischenperiode in weit engere Grenzen zurückzogen, um sich dann wieder weiter auszudehnen, wenn auch nicht ganz bis zu den alten Grenzen. Zwischen dem Moränenschutt der Gletscher dieser beiden Eiszeiten findet sich sogar bei Dttrnten in der Schweiz eine schwache Kohlenformation eingelagert, deren Pflanzenreste auf ein verhältnissmässig mildes Klima von einiger Dauer schliessen lassen, die also nach Obigem vor mehr als 80,000 Jahren abgelagert worden sein muss. Diesen beiden neuesten nördlichen Eiszeiten gingen aber nach Croll