Pfahlbauten. 289 alle Landseen, werden durch Einschwemmung der Flüsse stets kleiner und kleiner. Diese Einschwemmung ist zwar an den verschiedenen Orten eine sehr ungleiche, scheint aber doch an jedem einzelnen Orte ziemlich gleichmässig vorzuschreiten. Einige Pfahlbauten hat man entfernt vom jetzigen Ufer, unter dem seitdem angeschwemmten flachen Alluvialboden entdeckt, während aus ihrer ganzen Einrichtung hervorgeht, dass sie, wie die übrigen, im Wasser erbaut worden sind. Indem mau nun den Abstand dieser schlammbedeckten Wohnstätten vom jetzigen Seeufer ausmaass, und zugleich durch historische Thatsachen aus neuerer Zeit festzustellen versuchte, wie viel an derselben Uferstelle die Zunahme des Landes in einem bestimmten Zeiträume, z. B. in einem Jahrhundert, beträgt, so ergab sich dadurch annähernd — vorausgesetzt, dass die Einschwemmung local eine ziemlich gleichmässige gebliehen — ein wie grosser Zeitraum verstrichen sein müsse, seitdem jene Pfahlbauten noch vom Wasser umspült wurden. Man hat hiernach diesen Zeitraum für den einen beobachteten Fall auf 4000 Jahre geschätzt. Demnach würden dergleichen Pfahl bauten schon 800 bis 1000 Jahre vor dem trojanischen Kriege bewohnt gewesen sein. Eine vielleicht noch genauere Zeit abschätzung vorhistorischer Ansiedelungen ermöglichte ein 1863 vollendeter Eisenbahneinschnitt durch das Landdelta oder viel mehr den Schuttkegel, welchen der Tiniere bei Villeneuve vor seinem Einfluss in den Genfer See gebildet hat. Der ganze Kegel ist 32 1 /2 Fuss hoch, und in einer Breite von 1000 Fuss durchschnitten. In dem Einschnitt beobachtete A. v. Morlot drei Culturschichten übereinander; die oberste mit römischen Ziegeln und einigen Eisengeräthen 4 Fuss unter der Ober fläche ; die zweite mit Topfscherben und Broncegeräthen 6 Fuss tiefer, oder 10 Fuss unter der Oberfläche; die dritte mit Menschen- und Thierknochen und sehr roh gearbeiteten Topf scherben, welche nach ihrer Analogie der Steinzeit angehören, 9 Fuss unter der zweiten, oder 19 Fuss unter der Oberfläche. Aus zahlreichen Umständen geht hervor, dass die Schicht mit den römischen Ziegeln und Gerätheu 13 bis 18 Jahrhunderte Cotta, Geologie der Gegenwart. 5. Autl. 19