Geologie und Geschichte. 279 sowohl des Erdbaues, als der menschlichen Zustände, in der Regel nicht plötzliche, sondern allmählich sich entwickelnde. So bedeutsam auch manche Ereignisse sein mochten, dennoch ist es oft unmöglich, einen ganz bestimmten Anfangs- oder End punkt ihrer eingreifenden Wirkung zu bezeichnen. Die Perioden, die wir unterscheiden, sind daher mehr oder weniger willkürlich nach localen Vorgängen von einander abgetrennt, und können, wie die Abtheilungen des naturhistorischen Systematikers, nur zur bequemeren Uebersicht und Handhabung dienen, nicht aber zu einer wirklichen Trennung des Ungleichen. Selbst wenn wir, in der Menschengeschichte z. ß., eine vorchristliche von einer christlichen Zeit trennen, so ist der Beginn der letzteren fast für jedes Land ein anderer, und sie hat in vielen noch gar nicht angefangen. Die Methode der Untersuchung ist für Geologie und Ge schichte in mehrfacher Beziehung übereinstimmend. Wie der Geschichtsforscher aus der Lage, und Beschaffenheit uralter Geräthe seine Schlüsse ableitet, so der Geolog aus der Lage und Beschaffenheit fossiler Ueberreste von Organismen; wie der Geschichtsforscher oft seine Zeiträume durch besonders hervorragende Männer und deren Thaten charakterisirt, so der Geolog durch besonders auffallende und verbreitete Formen, die sich als Versteinerungen (sogenannte Leitmuscheln) vor finden; die räumliche Verbreitung der letzteren entspricht derjenigen des umgestaltenden Einflusses jener. Wie der Ge schichtsforscher die Reste alter Bauwerke untersucht, und daraus auf locale Zustände und Vorgänge schliesst, so folgert der Geolog aus den Lagerungsverhältnissen der Gesteine. Das gilt bei dem Geschichtsforscher besonders für die ältesten Zeiten; für die neueren gesellen sich dazu die Traditionen und die schrift lichen Nachrichten, die aber der Fälschung und dem Irrthum fast noch mehr ausgesetzt sind, als die wohlerhaltenen Ueber reste der menschlichen Thätigkeit. Solche Nachrichten aus der Menschenperiode sind aber auch für den Geologen, insofern sie geologische Vorgänge betreffen, von grossem Werth, und beanspruchen in der Geologie, wie in der Geschichtsforschung,