Die Geologie und Darwin. 263 jetzt bekannte Reihe der sedimentären Ablagerungen nicht nur sehr lückenhaft sein muss — was auch aus anderen Thatsachen hervorgeht —, sondern dass ein grosser unterer Theil der selben — der Anfang der Reihe — wenigstens ihrem orga nischen Inhalte nach noch fast ganz unbekannt ist. Darwin’s Theorie geht in ihrer äussersten Consequeuz von einer Art Nullpunkt, einer ersten einfachsten Entwickelung des organischen Lebens aus, worauf auch die bekannte chrono logische Aufeinanderfolge der fossilen Organismen deutlich hin weist. Der erste Anfang mag in einer einfachen organischen Zelle bestanden haben, und die Bildung einer solchen aus den vorhandenen Stoffen unter den nöthigen Bedingungen ist kaum räthselhafter, als die Entstehung eines Krvstalles. Allerdings vermögen wir die Bedingungen für Krystallbildung aus ihren Elementen künstlich herzustellen, die der Zellenbildung noch nicht. Aber warum die Elemente sich zu dieser oder jener bestimmten Krystallform verbinden, das wissen wir eben so wenig, als warum Zellen, Pflanzen oder Tliiere entstanden; es war nur leichter, die Bedingungen für das Eine, als für das Andere aufzufinden. Ein Schritt zu experimenteller Zellen bildung ist indessen doch schon dadurch geschehen, dass es gelungen ist, organische Verbindungen, wie z. B. Protein, aus unorganischen Elementen zusammenzufügen. Es drängt sich bei dieser Gelegenheit auch noch der Gedanke auf, dass orga nische Verbindungen wohl überhaupt nicht von Anfang an bestehen konnten, sondern erst seit einem gewissen Stadium der Erdentwickelung, und dass ihre Zahl oder Mannigfaltigkeit sich von da an mit der Mannigfaltigkeit der Umstände oder Bedingungen vermehrt hat, und wohl noch vermehrt. Es liegt kein Grund vor, warum nicht aus der einfachen Zelle sich gleichzeitig, den localen Umständen entsprechend, hätten verschiedene organische Formen oder Species entwickeln können, z. B. gleichzeitig sehr niedrig organisirte Pflanzen und Thiere, vielleicht sogar verschiedener Art, aber jedenfalls nur solche, welche nicht durch ihre Existenzbedingungen auf bereits vorhan dene andere, etwa gar höhere Organismen angewiesen waren,