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252 Die Geologie und Darwin. in der Schweiz im Lichte der Darwinschen Lehre zu zeigen, und als geologische Beweise für dieselbe zu benutzen. Der Wechsel klimatischer Zustände in Verbindung mit anderen Lebensbedingungen musste nothwendig von grossem Einfluss auf den Wechsel der Arten sein. Heer schildert in seinem ersten Kapitel das organische Leben während der Steinkohlenperiode, nicht nur in der Schweiz, sondern so ziemlich in allen Erdgegenden, in denen Pflanzenreste enthal tende Ablagerungen aus dieser Periode bekannt sind. Eine üppige, aber einförmige und blüthenlose Vegetation bedeckte, wo damals Land war — und wir jetzt die Steinkohlenformation abgelagert finden —, einen sumpfigen Boden, über welchem sich eine schwere, trübe Atmosphäre ausdehnte. Die vorherr schend kryptogamischen Gewächse waren damals auf der europäischen wie auf der amerikanischen Erdhälfte vom 45. bis zum 78. Grad nördlicher Breite unter sich kaum verschieden. Das Klima muss ein sehr gleichförmiges vom Aequator bis zu den Polen gewesen sein, die Sonnenwirkung überall eine sein- geringe im Vergleich zur Mitteltemperatur der Oberfläche. Nebel und Wolken schwächten sogar die Lichtstrahlen; schon deshalb konnten keine Blüthenpflanzen gedeihen, und unter den wenigen Insecten, deren Ueberreste man aus dieser Zeit kennt, herrschen die nächtlichen Thiere, die Kakerlaken und die Termiten vor. Dennoch lassen sich unter so abweichenden klimatischen Zu ständen bereits Vorfahren unserer heutigen Pflanzenarten er kennen; am deutlichsten in den NÖggeralhien, deren directe Nachkommen unsere Sagobäume sein dürften. Auch die Farren, Equiseten und Ljcopodien waren bereits in grossei- Mannigfaltig keit, und z. Th. jetzt lebenden Geschlechtern anpassend, vor handen ; zu diesen bekannten Formen gesellten sich aber die weit fremdartigeren Gestalten der Sigillarien, die ohne erkenn bare Nachkommen erloschen zu sein scheinen. Die Schaben und Termiten der Steinkohlenperiode, die ältesten Insecten die man überhaupt kennt, zeigen als Ur typen der Orthopteren und Neuropteren eine merkwürdige Verbindung dieser, jetzt weit schärfer von einander getrennten