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240 Die Geologie und Darwin. des Unterkiefers schwach, aber vollzählig, und sogar noch durch den Eckzahn vermehrt sind, welcher völlig die Bildung und Stellung eines Schneidezahns annimmt. Untersucht man jedoch die Schädel dieser Thiere im fötalen und ersten Jugendzustand, so findet man, dass sie fast alle die Keime zu gleichzeitigen Zähnen in beiden Kiefern besitzen, welche aber entweder un entwickelt bleiben oder frühzeitig ausfallen, und beim Zahn wechsel keine Nachfolger finden. Aus den vergleichenden Untersuchungen Richard Owen’s hat sich nun ergeben, dass viele der fossilen Hufethiergeschlechter mit getrennten Mittelhand- und Mittelfussknochen, welche in vielen Theilen ganz mit den Dickhäutern übereinstimmen, flache Unterkieferköpfe, offene Gelenkflächen für dieselben, halbmond förmig gestaltete Kegel und Prismen der Backenzähne mit Längenrichtung der Schmelzfalten, ganz ähnlich wie unsere lebenden Wiederkäuer, besitzen, während im Gegensatz zu diesen, sämmtliche Zähne — und insbesondere die Schneidezähne des Oberkiefers — selbst im reifen Alter vorhanden sind. Es sind also wahre Mittelformen zwischen Dickhäutern und Wieder käuern , deren organische Bildungen theihveise dem Fötal zustande unserer heutigen Wiederkäuer entsprechen, wie die unverwachsen gebliebenen Mittelknochen und die vollstän digeren Zahnreihen, verbunden mit dem Mangel an Hörnern und Geweihen. Zu solchen mehr oder minder deutlich ausgeprägten, gene rischen Uebergangsformen der vorweltlichen Hufethiere, welche die Kluft zwischen Pachydermen und Ruminantien ausfüllen, gehören die Gattungen Hyotherium, Protochoerus, Elotherium, Hyracotherium, in deren Zahnformen und Kinnladen man noch überwiegend die Charaktermerkmale der Dickhäuter erkennt, während die ihnen nächst verwandten fossilen Ungulaten- geschlechter: Rhagatherium, Choeropotamus, Hijopotamus, Anthraco- therium in der Bildung der Kiefer und Zähne mehr den Cha rakter der Wiederkäuer offenbaren. Bronn hat in seiner Schlüsseltabelle zur Ungulatengruppe bereits 1854 eine syste matische Uebersicht all’ dieser fossilen Mittelformen der Tertiär-