22G Die Geologie und Darwin. Es würde jedoch gänzlich meine Kräfte und meine gegen wärtige Aufgabe überschreiten, wenn ich mich auf den rein botanischen oder zoologischen Theil dieser Frage einlassen wollte. Als Geolog genügt es mir, dass die Mehrzahl aus gezeichneter Botaniker und Zoologen Darwin beistimmen, und die Zahl der Anhänger dieser Lehre unter den beobachtenden Naturforschern sich stetig vermehrt; ich beschränke mich des halb hier darauf, die Bedeutung der Darwinschen Lehre für die Geologie weiter zu besprechen. Ist Darwin’s Theorie richtig, so muss sie nothwendig in der Geologie nicht nur ihre Anwendung, sondern auch ihre Bestätigung finden; untersuchen wir das etwas näher. Die organischen Reste welche in den sedimentären Schich ten begraben liegen, und welche man gewöhnlich Versteiner ungen zu nennen pflegt, sind verschieden in den Ablagerungen ungleichen Alters, aber nicht durchaus gleich in den Ablagerungen gleichen Alters. In letzterer Beziehung scheint zu allen Zeiten jede Species nur ein, für die verschiedenen sehr ungleiches Verbreitungsgebiet eingenommen zu haben; d. h. die Faunen und Floren verschiedener Erdgegenden waren in allen geo logischen Perioden etwas von einander verschieden, wenn auch nicht immer in gleichem Grade. Schon dieser stete Wechsel der Formen durch alle Perio den stimmt mit Darwin’s Lehre trefflich überein, die es unnöthig macht, jede Art selbständig neu entstehen, oder be sonders erschaffen zu lassen. Wenn man die in den Ablagerungen ungleichen Alters bis jetzt aufgefundenen Organismen mit einander vergleicht, so ergiebt sich daraus eine doppelte Entwickelungsreihe: einmal eine aufsteigende Reihe von niederer zu höherer Organisation, dann aber zweitens eine Annäherungsreihe von anfangs sehr abweichenden zu immer mehr mit den jetzt lebenden überein stimmenden Formen. Dass dabei die Mannigfaltigkeit der Formen überhaupt immer grösser werden musste, versteht sich von selbst. Das Alles stimmt aber mit Darwin’s Theorie sehr gut überein.