Ueber das Entwickelungsgesetz der Erde. 213 kennen. Wäre das aber auch der Fall, so würde sich doch keines von den Nachbargegenden isoliren lassen, da alle mit ihren Vorgängen gegenseitig in einander eingreifen. Fassen wir z. B. Deutschland ins Auge, so ist sicher, dass während der Cambrischen Zeit die Zahl der Gesteinsarten aus denen sein Boden bestand, die Zahl der Gebirge und die der Thäler, weit geringer war als jetzt. Alle diese Dinge haben sich aber allmählich vermehrt; zu den ältesten Gesteinen sind neuere, zum Theil andere und in anderer Lagerung hinzugekommen; eben so zu den ältesten Gebirgen neuere; und in derselben Weise hat sich die Zahl und Mannigfaltigkeit der Thaleinschnitte vermehrt, wenn auch inzwischen Ueberfluthungen stattfanden. Es ist somit der gesannnte Bodenbau stets mannigfaltiger geworden. So allgemein ausgedrückt lässt sich der Vorgang allenfalls übersehen, aber jeder Versuch, die einzelnen localen Umgestaltungen alle chronologisch an einander zu reihen und aus einander abzuleiten, scheitert, wie gesagt, noch an mangel hafter Kenntniss der Thatsachen und an dem höchst ver wickelten Ineinandergreifen derselben. Auch in den fossilen Resten früherer Lebenszustände liegt uns jedenfalls nur ein sehr lückenhaftes Material des gesammten Entwickelungsprocesses vor; sie stellen nur vereinzelte Glieder einer unermesslichen Reihe dar, aber die ermittelte Aufeinan derfolge dieser Glieder stimmt durchaus mit Darwin’s Theorie und mit unserem Gesetz überein. Es mag zunächst unglaub lich erscheinen, dass die unübersehbare Mannigfaltigkeit von ausgestorbenen und lebenden Thier- und Pflanzenformen durch, den Zuständen entsprechende, allmähliche Umgestaltung einer höchst einfachen Grundform — wie etwa der Zelle — entstanden sein soll; sobald aber einmal eine solche Umgestaltung nach gewiesen werden kann, liegt kein Grund gegen alle übrigen vor, und nur die herrschende Beschränkung der Zeitbegriffe stellt sich noch als eine Schwierigkeit entgegen; diese muss freilich erst überwunden werden, um die ganze Anschauungs weise zugänglich zu machen, aber sicher wird jeder unbefangene Forscher sich bald daran gewöhnen, da in Wirklichkeit keine