198 Ueber das Entwickelungsgesetz der Erde. Zustande schwerer sind als im gasförmigen, so folgt von selbst, dass die zuerst flüssig gewordenen sich unmittelbar um das Gravitations-Centrum anhäufen mussten, während die gas förmigen diesen flüssigen Kern umhüllten. Durch fortschreitende Abkühlung musste der flüssige Kern auf Kosten der Gashttlle grösser werden. Hiermit sind wir also in das zweite Stadium der Erd entwickelung eingetreten. Welche neue Trennungen und Ver bindungen in dem flüssigen Kern nach Maassgabe des ungleichen specifischen Gewichtes und der chemischen Verwandtschaft eingetreten sein können, lassen wir hier wieder unbeachtet, obwohl auch dadurch die Mannigfaltigkeit der Zustände dauernd vermehrt worden sein dürfte. Drittes Stadium (Erstarrungskruste). Da die Abkühlung stetig vorschritt, so traten nicht nur neue Substanzen aus der Gashülle zum flüssigen Kern über, sondern der letztere musste auch eine Temperatur erreichen, in welcher er begann von der Oberfläche aus zu erstarren. Wie sich auf Wasser eine Eisdecke bildet, so entstand, nur bei weit höherer Temperatur, auf der flüssigen Erde eine feste Gesteinskruste. Bei völliger Ruhe würde sie sehr einförmig und gleichmässig ausgefallen sein; es waren aber von Anfang an mehrere Ursachen vorhanden, welche eine solche Ruhe und Einförmigkeit verhinderten. Als die entschie densten sind anzusehen: die veränderlichen Anziehungsrich tungen von Mond und Sonne, die noch jetzt Ebbe und Fluth bedingen. In solchen Bewegungen oder Störungen des Gleich gewichts, sowie in steter Volumenverminderung durch Ab kühlung, erblicken wir die ersten Ursachen von Berstungen der sich bildenden festen Erstarrungskruste und vom Ein drängen der flüssigen Innenmasse in Zerspaltungen dieser Kruste — also die ersten Ursachen von eruptiver Gesteins bildung. Einige Physiker und Geologen sind der Ansicht, dass die Erstarrung der flüssigen Erdkugel vom Centrum aus