Geologie der Alpen. 133 vereint, die man bis daliin für geologisch weit von einander getrennt gehalten hatte —; eben so fand man Ceratiten mit Belemniten zusammen, die man ebenfalls nur aus sehr ungleich alten Perioden (Trias und Jura) kannte. Bevor man überhaupt deutliche Versteinerungen in den Alpen kennen lernte, hielt man die meisten sedimentären Ab lagerungen derselben, nach ihrer Gesteinsbeschaffenheit, für weit alter als sie sich nachher herausgestellt haben. Der sogenannte Alpenkalk, unter welcher Bezeichnung man alle deutlich sedi mentären Kalksteine dieses Gebietes zusammenfasste, wurde theils zur Grauwacke, theils zum Zechstein — dem damals so genannten alten Flötzkalk — gerechnet; manche Thonschiefer der später als tertiär erkannten Flyschformation galten für Grau wackenschiefer, und ebenso die fischreichen Schiefer von Glarus, welche zum Daclulecken benutzt werden, obwohl sie ebenfalls nur eocän sind. Dieses Vorurtheil für ein höheres Alter der Alpengesteine beruhte auf der starken Veränderung welche die meisten derselben unter dem Drucke mächtiger Bedeckung erlitten haben. Je besser man nach und nach diese Gesteine der Alpen nach Lagerung und organischem Inhalt kennen lernte, um so jünger sind sie in den Augen der Geologen geworden, und es hat sich hier wie anderwärts gezeigt, dass die Beschaffenheit der Gesteine im Allgemeinen nicht sicher über ihr Alter belehrt. Den unermüdlichen Arbeiten der Wiener, Münchener und Schweizer Geologen ist es endlich gelungen, das Wirrsal der alpinischen Schichten zu lösen, sie über einander zu ordnen, und sie denen anderer Gegenden einigermaassen zu paralleli- siren. Sie haben zu beiden Seiten der Centralkette, wenig stens im Osten des Gebietes, mächtige Grauwackenbildungen theils als silurisch, theils als devonisch erkannt; sie haben auf der Südseite und in den Westalpen Ablagerungen der Stein kohlenperiode nachgewiesen. Sie haben viele tausend Fuss mächtige Ablagerungen des sogenannten Alpenkalkes in zahl reiche Glieder der Trias-, Jura- und Kreidegruppe aufgelöst, denen sie wegen ihrer abweichenden Beschaffenheit besondere