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42. »O vekdir» äSSS. Aekketrißische Anlage zum sächsischen Erzähter. Zur« emeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. aogelaugt, nicht der alttraulich«, gewohnte Gruß skioer Mutter rntgegenklang. Fra« von Vellern hatte den Eintritt ihre« Sohne« nicht einmal bemerkt, so vertieft war sie in der Nachricht eine« ZeitungSblatte«, die sie schon zu verschiedenen Malen durchgelesen hatte. Der Inhalt de« Artikel« schien Helene voll ständig zu fesseln, man sah die» an dem erregten Mienenspiel und an dem Nervöse» Zittern ihre« Körper«. Ein seltene«, hohe« Interesse mußie ihr der Inhalt dieser Zeilen abgewinne». Hermann, durch diese befremdende Beobachtung »eugirtig gemacht, trat seiner Mutter leise näher und la« über deren Achsel» die in auffallender Schrift gedruckten Zeilen: Ei» Jrrthum der Justiz. Bor etwa 15 Jahren versetzte die Nachricht eine« Morde» die Einwohuerschaft in L, einem kleinen süd deutschen Städtchen, in nicht geringe Bestürzung. Die Lhat erregte aber auch in weiteren «reisen ungeheuere« Aufsehen, insofern der de« Morde« Verdächtigte, Alfred Faber, ein weit und breit geachteter und beliebter Künstler und gefeierter Componist gewesen ist, der auch, dessen werden sich noch Biele entsinnen, da« Wiener Publikum mehrere Monate hindurch mit seinem herrlichen Spiel entzückte. Der That voran ging eine Streitsache, die damit indigte, daß Herr v. Gellern, so ist der Name de« Gemordeten, seinen Gegner, Herrn Faber, zum Duell forderte. Letzterer jedoch hat, so hieß e« in der Begründung de« Urtheil«, seinen Gegner, um sich diesem al« der Beleidiger und somit Benachtheiligte nicht stellen zu dürfen, hinterrück« erschossen und der Gerichtshof mag seinerzeit dadurch überzeugt worden sein, daß der Getödtete, der noch einige Minuten nach seiner Verwundung gelebt hatte, vor hiozugeeilten Leuten die That in der oben angegebenen Weise beschrieben und Herrn Faber al« seinen Mörder bezeichnet hatte. Die Folge war, daß derselbe zu zwanzigjährigem Kerker verurtheilt wurde. Nun hat vor 10 Tagen in dem Orte, wo sich die That zugetragen, ein Taglöhner, man nannte ihn den Lindenfrieder, auf seinem Sterbebette Hohne ja selbst diesen Namen beigelegt und er bekannt, daß nicht Faber, sondern er der Mörder ' ' " i- de« Herrn von Gellern sei. Er habe die That au« Rache gegen den Setöbteten verübt und hat auch dir Gründe für seine Rache genannt. Er erzählte, daß er seinerzeit vor dem Hause de« Herrn von Gellern mit dem Zerkleinern von Steinen beschäftigt gewesen und so wegen de« sehr laut geführten Wort kampfe« unfreiwilliger Zeuge de« Streite« uud de« verabredeten Duell« geworden sei. Er habe da» Anter -en Sterne«. N»man von Paul vkttcher. (S»rtst,ung.) IV. E« war an einem sonnigen Sommeruachmittag, <twa sechs Wochen »ach obigem Abschnitt, al« Her- Mau» von Gellern, mißgestimmt, wie er in den letzten Wochen immer war, von einem kurze« Spazier gang auf dem Heimweg begriffe» war. Er schien tief nachfianend und war in «ine« Lebhaften Selbstgespräch begriffen, so daß er nicht einmal bemerkte, wie die Vorübergehenden ihm und seinen komischen Gesten lächelnd nachschauten. Woran mochte er jetzt denken? Welcher Ge danke beschäftigte ihn so lebhaft? Bei Hermann -durfte man eigentlich .von welchem Gedanken' gar nicht sprechen; er hatte nur noch den einen, und der hieß,Franzi«ka.' ES war immer noch der gleiche Kampf, der schon lange in seinem Innern tobte, und der noch lange nicht aurgekämpft schien: .der Kampf zwischen Liebt und Ehre.' Franziska war jetzt geheilt und Hermann durste sich da« Verdienst zusprechen, sein Redlichste« zu dieser Genesung beigetragcn zu haben. Und gerade Heute hatte er beabsichtigt, seinen Abschiedsbesuch bei seiner schönen Patientin zu machen; aber immer« Mährend, so oft er auch schon in der Nähe ihrer Wohnung gewesen, wurde er in seinem Entschluß wieder wankend. Der Abschied von ihr fiel ihm offenbar schwer. Er konnte sich durchao« nicht mit dem Gedanken befreunden, diese Rose für rin Anderen gerettet zu haben, wo e« doch nur eine« Worte« von ihm bedurft hätte, um sie selbst zu pflücken. Lr wußte recht wohl, daß er bei Fran ziska Gegenliebe fand und schon oft hatten ihm die Böorte, mit welchen er um sie werben wollte, auf der Zunge geschwebt, aber noch jede« Mal blieben sie unau«gesprochen. Und daran war eben nur der Name .Faber' schuld, an den er allemal so unan genehm erinnert wurde. Er hatte sich zum eigenen mußte es mm willig geschehen lasten, daß" ihn Fran- zi«ka sehr häufig in dieser Weise anredete. Unter immerwährendem Grübeln gelangte Her mann endlich und ohne seine Absicht ausgeführt zu Haben, wieder bei seiner Wohnung a« und fast un bewußt, mechanisch öffnete er die Thür seine« Hause«. Erst dann gelangte er wieder zu klarem Srlbstbewußtselv, al« ihm, in dem Wohnzimmer